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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 32.1913

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Breuer, Robert: Grossstadthäuser
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https://doi.org/10.11588/diglit.7014#0039

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HAUS GEHEIMKAT KATHENAU—BERLIN.

GROSSSTADTHÄUSER.

Allen Großstädten ist gemein, daß sie eine
J~\ City ausbilden und die Wohnviertel im-
mer mehr gegen die Peripherie und über diese
hinaus drängen. In der City sammelt sich das
Geschäftsleben, nach Provinzen aufgeteilt; hier
die Konfektion, daneben der Pelzhandel, dort
die Bronzewaren und anderswo wieder die
Tischler. Mitten im Gedränge solcher Betrieb-
samkeit stehen dann die Warenhäuser; ein we-
nig mehr abseits, dem Centrum aber noch nahe
genug, finden sich all die Vergnügungsstätten,
deren Babylonien als Ventil und Narkotikum
benötigt. Diese Sonderung nach der Betriebs-
form fördert die architektonische Entklärung
des Stadtbildes. Es bilden sich Reihen und
ganze Blöcke gleichartiger Gebäudetypen. Und
da ein jedes dieser Gebäude der gleichen Ten-
denz Untertan sein muß: mit einem Minimum
an verbautem Material ein Maximum von Raum
zu umschließen, so entwickelt sich — wie das

in der Baugeschichte nie anders war — unter
dem Druck der wirtschaftlichen Notwendigkeit
die Form des Hauses, der Straßenwand und
des Stadtviertels. Allerdings, damit ist nur die
Grenzregulierung gegeben; die eigentliche Pro-
duktion bleibt bedingt durch die architektoni-
schen Potenzen, die sich zwar den materiellen
Notwendigkeiten unterwerfen, ihnen aber zu-
gleich die charakteristische, die das wirtschaft-
liche Fundament überdauernde Form diktieren.
Über allem, was nach Gesetzen verläuft, steht
letzten Sinnes die Persönlichkeit. Das gilt viel-
leicht für keine andere Stadt mehr als für
Berlin. Ist es doch kaum eine Überspan-
nung, zu sagen: daß Alfred Messel der
Schöpfer der neuberliner City wurde.
Nicht nur durch das, was er selber an
steinernen Zeugen aufrichtete, mehr
noch durch die Vielen, die bewußt oder
unbewußt seinen Bahnen folgen. Wallot

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