Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 32.1913

DOI Artikel:
Breuer, Robert: Ein Meister der Dekoration
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7014#0051

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
EIN MEISTER DER DEKORATION.

NEUE ARBEITEN VON GUSTAV GOEKKE.

Es wäre nicht uninteressant, einmal festzu- Wollte man nun nach solcher Methode die
, stellen, wer eigentlich Abnehmer für mo- frühesten modernen Möbel aus der Lebensart
derne Möbel ist. Man würde bei solcher Unter- ihrer Konsumenten zu deuten versuchen, so
suchung bestätigt finden, was die Metaphysik würde man finden, daß Künstler und Intellek-
aller Architektur behauptet: daß die Käufer tuelle die ersten waren, die das kauften, was
und Besteller bei der Herstellung der Häuser, van de Velde, Bruno Paul und Riemerschmid,
der Möbel und des Gerätes nicht weniger aktiv Peter Behrens und Schultze-Naumburg schufen,
sind, als die Künstler und Handwerker. Der Es ist gewiß kein Zufall, daß die ersten Zen-
Wille des Auftraggebers wird mächtig und lenkt tren der Produktion moderner Möbel in Städten
denlnstinkt des formenden Bildners. Durch den wie München, Dresden, Darmstadt, Paderborn
Einblick in diese Psychologie des Produktions- oder Bremen sich entwickelten. Gerade die
Prozesses wird dem eigentlichen Gestalter GeistesrichtungdieserOrtegabdenrechtenNähr-
mancher Ruhm genommen, es wird ihm aber boden für die Siedelung einer jungfräulichen
auch manche Entschuldigung zuteil. Man be- Kultur. In diesen Städten war das selbstver-
greift ihn als den Exekutor der Absichten und ständliche und in sich ruhige Gefühl für An-
Ideale bestimmter Kulturkreise; man sieht deut- stand und temperierte Vollkommenheit nie
üch, wie die Tugenden dieser Gesellschafts- ganz abhanden gekommen; es blieb diesen
schichten und Käufergruppen sich in dem Werk Residenzen auch in den Zeiten der allgemeinen
des Bildners spiegeln, man sieht aber auch den Verwüstung ein Erinnern an die Harmonie des
Zusammenhang zwischen den Defekten dieses Sittlichen und des Schönen, es blieb ihnen ein
Werkes und den kleinen Lastern der Abnehmer. Natui trieb zum adelig Vollkommenen. So

1913. VII. 5.

57
 
Annotationen