Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten (32.1913)

Fritz Oßwald—München.

FRITZ OSSWALD - MÜNCHEN.

GEMÄLDE: »VERSCHNEITER PARK«

lern nach einer gewissen Zeit fast selbstver-
ständliches malerisches Empfinden mit sich
gebracht, dessen Kultur immer seinen Wert
behalten wird. Aber die genügsame Zufrieden-
heit allein mit diesem Errungenen, das dem
Ateliermilieu verdankt wird, führt zur Er-
schlaffung. Wenn wir schon so weit gehen
wollen, Oßwalds Entwicklung als ein Problem
aufzufassen und es nach drei Seiten, der ur-
sprünglichen, der anerzogenen, und jetzt also
der befreiten Leistung betrachten, müßten wir
— wie bei allen bedeutenden Künstlern der
letzten 10 Jahre — zunächst den Übergängen
einen entscheidenden Wert zusprechen. Gleich-
sam an den Grenzsteinen müßten wir Halt
machen und Umschau halten. Auch eben jetzt,
wie gesagt wurde, sind wir an eine Wende
gelangt, und wir möchten dem jugendlichen

Meister wünschen, daß er uns noch oft Gelegen-
heit gibt, mit freudiger Zustimmung ihm an
solchen Stationen ein „Glückauf" zuzurufen.

Oßwalds Zusammenhang mit der energischen
Bewegung der jüngsten schweizer Malerei ist
offenbar. Das ist das Ursprüngliche seines
Wesens, das den tiefen, pantheistischen Sinn
für die Schönheit des Weltalls immer voranstellt.
Über die künstlerischen Konsequenzen dieser
bodenständigen Veranlagung werden wir gleich
hören. Nach zwei Seiten hat sich die Kunst
der Schweizer bedeutungsvoll entwickelt: hier
wurde die Monumentalität der dramatischen
Begebenheit, das Pathos des darzustellenden
geschichtlichen Vorganges realistisch zum Aus-
druck gebracht, dort gelangte der Begriff der
Landschaft zu einer durch Luft- und Licht-
studien immer mehr verfeinerten, mit einem

SS