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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 32.1913

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Die Sammlung Oertel-München
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https://doi.org/10.11588/diglit.7014#0151

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DIE SAMMLUNG OERTEL-MÜNCHEN.

Anfang Mai wird in Berlin im Auktions-
haus von Rudolf Lepke die schönste der
Sammlungen deutscher Holzplastik des XV. und
j^VI- Jahrhunderts versteigert werden, die
Deutschland vielleicht jemals besessen hat. Die
rreude an diesem herrlichen Erbgut ist seit
langem wieder erwacht, und wer in diese merk-
würdige Welt der Spätgotik und Frührenaissance
Eingang sucht, kann vor allem in den süddeut-
schen Museen die wertvollste Ergänzung seiner
Studien finden, wenn er das Schönste des Über-
kommenen, die Altäre von Rothenburg und Heils-
bronn, von St. Wolfgang in Oberösterreich und
all die anderen in Bayern, Franken, Schwaben
und den Rhein hinab verstreuten Werke, schon
kennt. Niemand aber konnte von sich sagen,
daß sein Überblick über diese merkwürdige
Zeit der deutschen Kunstentwicklung vollständig
sei, wenn er die Sammlung Dr. Richard Oertels
nicht kannte. Denn was keine andere Privat-

sammlung, ja auch kein deutsches Museum bis-
her bietet, war hier zu finden: Die wundervolle,
harmonische Zusammenordnung über das ge-
samte Schaffen der deutschen Holzplastiker jener
Zeit in Stücken, die ein mit jedem Jahre an
Schärfe des Blickes und Läuterung des Ge-
schmacks wachsender leidenschaftlicher Freund
dieser deutschesten aller Künste zusammen-
getragen hatte. Unermüdlich hat OertelDeutsch-
land, vor allem Oberdeutschland bereist, das
Beste war für ihn der Maßstab des zu Er-
werbenden, und so ist die Produktion von
Franken, Schwaben, Bayern, Ober- und Nieder-
rhein wie Tirol in herrlichen Stücken bei ihm
vertreten. Zu hoffen bleibt, daß so wenig als
irgend möglich von diesen Schätzen bei der
nun bevorstehenden Zerstreuung der Sammlung
ins Ausland komme. Kann sie schon nicht
zusammenbleiben, so möge ein Werk von der
Bedeutung des sogenannten „Kaisers", das aus
dem Vintschgau stammt, und in dem man ein
Porträt Rudolfs I. von Habsburg zu erkennen

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