Die XXVI. Ausstellung der Berliner Sezession.
PROFESSOR E. R. WEISS - BERLIN.
mittelbar Seite an Seite mit seinem Vorbild
vanGogh erscheinen läßt. Der Abstand zwischen
beiden drückt allzusehr auf die Wirkung des
Sezessionisten, der obendrein diesmal mehr
als zuvor erkennen läßt, daß seine junge Kunst
bereits in derGewaltsamkeit eines zähgepflegten
Stils zu erstarren droht. Leider muß man über-
haupt die Bemerkung machen, daß eine Gruppe
junger Talente, die immer als die besondere
Hoffnung der Sezession galt, diesmal enttäuscht.
Ich denke dabei vorzüglich an Max Beckmanns
und Waldemar Röslers Werke dieser Ausstel-
lung, die mit gewaltsamer Übertriebenheit auf
Sensation hingearbeitet sind: ein Vorwurf, der
besonders auf Beckmanns vielbesprochenen
„Untergang derTitanic" und Röslers „Liebes-
paar und Tod" gerichtet ist. Die Gewaltsam-
keit, durch welche die beiden genannten Künst-
ler ihre früher reinen Wirkungen bedenklich
»HAFENPLATZ IN BERLIN«
abschwächen, entspringt nicht dem Gefühl einer
unbändigen jungen Kraft, ja — ich möchte eher
auf ein Gefühl der Ratlosigkeit schließen. Eine
Ratlosigkeit, der ich eine gewisse symptoma-
tische Bedeutung beimesse: der Impressionis-
mus, von dem sie herkamen, den sie pflegten
und entwickelten, scheint vor einer Krise zu
stehen. Vielleicht schlägt doch das Pendel
unserer Zeit gesetzmäßig nach jener Richtung,
die schon bei Cezanne sich ankündigend in der
strengsten Konzentration der Formgestaltung
und in der starken flächigen Farbensynthese,
wie sie der spätere van Gogh inaugurierte, den
machtvollstenkünstlerischenAusdruck zu finden
meint. Das Tanzbild des Henry Matisse, das
an bevorzugter Stelle erscheint, zeigt die er-
wähnte Richtung auf ihrer Bahn. Im Format
vergriffen, zeichnerisch von fast humoristischer
Anarchie, erweckt es doch einen selten reinen
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PROFESSOR E. R. WEISS - BERLIN.
mittelbar Seite an Seite mit seinem Vorbild
vanGogh erscheinen läßt. Der Abstand zwischen
beiden drückt allzusehr auf die Wirkung des
Sezessionisten, der obendrein diesmal mehr
als zuvor erkennen läßt, daß seine junge Kunst
bereits in derGewaltsamkeit eines zähgepflegten
Stils zu erstarren droht. Leider muß man über-
haupt die Bemerkung machen, daß eine Gruppe
junger Talente, die immer als die besondere
Hoffnung der Sezession galt, diesmal enttäuscht.
Ich denke dabei vorzüglich an Max Beckmanns
und Waldemar Röslers Werke dieser Ausstel-
lung, die mit gewaltsamer Übertriebenheit auf
Sensation hingearbeitet sind: ein Vorwurf, der
besonders auf Beckmanns vielbesprochenen
„Untergang derTitanic" und Röslers „Liebes-
paar und Tod" gerichtet ist. Die Gewaltsam-
keit, durch welche die beiden genannten Künst-
ler ihre früher reinen Wirkungen bedenklich
»HAFENPLATZ IN BERLIN«
abschwächen, entspringt nicht dem Gefühl einer
unbändigen jungen Kraft, ja — ich möchte eher
auf ein Gefühl der Ratlosigkeit schließen. Eine
Ratlosigkeit, der ich eine gewisse symptoma-
tische Bedeutung beimesse: der Impressionis-
mus, von dem sie herkamen, den sie pflegten
und entwickelten, scheint vor einer Krise zu
stehen. Vielleicht schlägt doch das Pendel
unserer Zeit gesetzmäßig nach jener Richtung,
die schon bei Cezanne sich ankündigend in der
strengsten Konzentration der Formgestaltung
und in der starken flächigen Farbensynthese,
wie sie der spätere van Gogh inaugurierte, den
machtvollstenkünstlerischenAusdruck zu finden
meint. Das Tanzbild des Henry Matisse, das
an bevorzugter Stelle erscheint, zeigt die er-
wähnte Richtung auf ihrer Bahn. Im Format
vergriffen, zeichnerisch von fast humoristischer
Anarchie, erweckt es doch einen selten reinen
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