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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 32.1913

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Breuer, Robert: Die große Berliner Kunst-Ausstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.7014#0340

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Die Große Berliner Kunstausstellung.

Realist niederließ. Auch Kallmorgens Berliner-
tum ist nicht ganz eindeutig; diese Hafenbilder
sind doch mehr provinzial, es mangelt ihnen
das Organisierte.

Aus dem übrigen Preußen treffen wir in
Karl Vinnen und Mohrbutter liebenswürdige
Erinnerungen an die einst hoffnungsfrohe Epi-
sode der Worpsweder. Der Frankfurter Fritz
Böhle ist einer von den vielen, die sich durch
Thoma beeinflussen ließen. Eugen Kampf kam
als ein später Zeuge des verjüngten Düsseldorf;
seine artige Landschaft läßt uns aber nicht ver-
gessen, daß am Niederrhein schon längst wie-
der neue, wagende Talente sich heftig regen.

Für München forderte die Pietät einen Leibi;
warum eines der schwächsten Bilder desMeisters
gewählt wurde, bleibt unverständlich. Da ist
Defregger besser vertreten, noch ganz Roman-
tiker des Ateliers; daneben Oberländer, der
humorige Großpapa. Rene Reinicke und Peter
Philippi gehören gleichfalls diesem Kreis der
behaglich schnurrenden Chronisten an. Auch
Adolf Hengeler, der dickbäuchige Engel Rosen-

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töpfe begießen läßt, ist hier zu nennen. Dann:
Lenbach, der Menschenmaler, und der ihn
überwindende Tiermaler Zügel. Lenbach, das
war die künstliche Beleuchtung, die effektvolle
Zerlegung in überhitztes Licht und dramati-
siertes Dunkel. Zügel, das ist die Wirklichkeit
der Sonne, die Gesundheit ihres atmenden
Lichtes und ihrer natürlichen Wärme. Zügel
ist die Wandlung zum modernen München. Es
war nur selbstverständlich, daß ihm Jünger
wurden. Die Putz, Püttner und Jank wandten
die mutige Art Zügels, das Licht zu sehen, an
den Menschen und besiegten damit endgültig
das drapierte, heldenhaft posierende, mit dä-
monischem Braun übergossene Porträt. Die
Farbe erlebte eine Neugeburt. Die Hände
lernten eine neue Technik, den breiten, model-
lierenden Strich, verwandt den sprühenden,
die Gegenstände umspielenden Sonnenlichtern.
Zu diesen Lichtsöhnen gehört auch Fritz Uhde.
Doch war es noch etwas anderes, was diesen
Maler auszeichnete. Während die farbenfröh-
lichen, breitpinseligen Putz und Püttner ihre
 
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