Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 32.1913

DOI Artikel:
Grolman, E. von: Die moderne Schweizer Schule. Ausstellung der Wiesbadener Gesellschaft für bildende Kunst
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7014#0404

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
EMIL CARDINAUX HERN.

GEMÄLDE »THUNERSEE«

DIE MODERNE SCHWEIZER SCHULE

AUSSTELLUNG DER WIESBADENER GESELLSCHAFT FÜR BILDENDE KUNST.

In leuchtend hellen Farben verkündete Anfang
Mai ein Plakat von Buri, daß die Schweizer
Malerei im Wiesbadener Rathaussaal ihren Ein-
zug gehalten hatte. Helligkeit und Farbenfreude
waren dann auch das Charakteristikum dieser
Ausstellung und gaben ihr die große Geschlossen-
heit und Einheitlichkeit der Erscheinung.

Will man sich klar machen, was diese
Schweizer Kunst innerhalb der Entwicklung der
europäischen Malerei bedeutet, so muß man
den Blick rückwärts wenden. Bilder von dieser
Farbenfreude und Helligkeit sind in Europa
kaum mehr gemalt worden seit der Zeit der
Gotik. Man muß sich schon an die alten Kölner
erinnern, um etwas ähnlichem zu begegnen.
Ihre helleuchtenden Farben verschwanden, als
sich die Malerei dem Problem der Raumdar-
stellung im Bilde zuwandte und mit Hilfe des

„Helldunkels" die Gestalten zu runden und mit
Luft zu umgeben versuchte. Der Aufbau des
Bildes geschah dabei so, daß man nach Hellig-
keits- und Dunkelheilswerten die Massen schied,
während die Farbe erst gleichsam sekundär
hinzukam, eine Methode, die bis in die jüngste
Zeit herrschend blieb und bewirkte, daß selbst
die Bilder ausgesprochener Koloristen der
photomechanischen Schwarz - weiß - Reproduk-
tion verhältnismäßig leicht zugänglich waren.

Der Impressionismus vertrieb zwar das Dun-
kel und hellte die Leinwände unserer Maler
auf, aber farbiger wurden die Bilder darum
nicht, im Gegenteil erwies sich ihm das Licht
als Feind der Farbe. Und so ersetzte er manch-
mal nur die braune Sauce durch die blaugraue.
Die Lufttöne legten sich verschleiernd über
die Lokalfarbe, und die unzähligen farbigen

1913. XII. 1.

389
 
Annotationen