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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 42.1918

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Zimmermann, Ernst: Neue Arbeiten der kgl. Porzellan-Manufaktur in Meissen mit Unterglasur-Kobaltblauer Malerei
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https://doi.org/10.11588/diglit.7199#0081

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PORZELLAN-MAN UFAK1 UR -MEISSEN.

»VASEN MIT KOBALTBLAU UNTERGLASUR«

NEUE ARBEITEN DER KGL. PORZELLAN-MANUFAKTUR IN MEISSEN
MIT UNTERGLASUR-KOBALTBLAUER MALEREI.

XXI.

Die Wiedererweckung der Porzellankunst in
unserer Zeit hat, wie man weiß, mit der
ausschließlichen Verwendung der Unterglasur-
farben begonnen und es ist bekanntlich die
Kgl. Porzellan-Manufaktur in Kopenhagen ge-
wesen, die mit dieser den Anfang gemacht
und damit eine Führerschaft übernommen hat,
die nach ihren bisherigen Leistungen wohl nie-
mals von ihr zu erwarten gewesen wäre. Sie
hat sich dadurch, indem sie zugleich damit eine
starke Veredlung der Masse und eine zielbe-
wußte Qualitätssteigerung hinsichtlich der Or-
namentik verband , unleugbar ein recht großes
Verdienst erworben und Werke zuwege ge-
bracht, die allen überlegen sind, die sonst auf
diesem Gebiete während des größten Teils des
19. Jahrhunderts entstanden sind. Gleichzeitig
jedoch hat sie das europäische Porzellan auf
recht gefährliche Wege gelockt, Wege, die die
bisherige Porzellankunst, ja fast die gesamte
Keramik im richtigen Gefühl, daß die ihr von
Natur innewohnende Befähigung zu starker
Farbigkeit auch zu einer Erzielung derselben
verpflichte, bis dahin noch immer vermieden
hatte: Wege zur ausgesprochenen Farbenmatt-
heit, vor allem hervorgerufen durch die Un-
möglichkeit fast aller Unterglasurfarben, im
Scharffeuer des Garbrandes zu wirklich kräf-

Aprll 1018. 8

tigen, vollen Tönen zu gelangen. Denn außer
dem Kobaltblau gelingt dies, wie bekannt,
kaum irgend einer der anderen. Und dieser
Verleitung ist unsere neuzeitliche Porzellan-
kunst auch nur zu willig gefolgt und so haben
wir bei uns weit über ein Jahrzehnt hinaus
eine Porzellankunst gesehen, die an Farben-
schwachheit fast alles übertrifft, was jemals vor-
her auf diesem Gebiet geschaffen worden ist.

Mit vollem Recht hat daher die in jeder Be-
ziehung so mustergültige chinesische Porzellan-
kunst auch stets fast ausschließlich bei ihrer
Unterglasurmalerei nur sich des so dankbaren
Kobaltblaus bedient, mit diesem aber im Laufe
der Jahrhunderte Werke zu stände gebracht,
die alles an Lebhaftigkeit der Farbe, Mannig-
faltigkeit der Ornamentik und Abwechslung hin-
sichtlich deren dekorativen Verwendung über-
treffen, was sonst auf diesem Gebiete geschaf-
fen worden ist. Es ist eine ganz erstaunliche
Gesamtleistung, die hier vorliegt, die immer
wieder überraschen muß, wenn man vor einen
größeren Bestand derartig bemalter Erzeugnisse
tritt. Bei uns jedoch hat man dieser Farbe
immer ein wenig ratlos gegenüber gestanden.
Zwar stand, als 1709 in Meißen das Porzellan
durch Böttger endlich nacherfunden war, von
Anfang an unbedingt fest, von dieser von den

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