Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten (54.1924)

Neue Arbeiten von Edwin Schar ff.

nur stellenweise etwas kräftiger aus der atmo-
sphärisch infiniten Grundfläche hebt, fern von
klassischer Strenge und eher barock gelockert.
Und es wird ein Zusammenhang offenbar, wenn
nun dieses mehr andeutende Relief zugleich mit
der Vorliebe für weich wuchernden Marmor und
matte Terrakotta (auch bei größten Formaten),
zugleichmit einem zumassigen Verschmelzungen
neigenden Stil häufiger erscheint.

Aber auch das Bildnis hat Anteil an dieser
Wandlung, indem an die Stelle geistreicher und
kurviger Pointierung eine schwebend differen-
zierende Charakteristik bei völlig bewahrter
plastischer Konzentration getreten ist, eine

sänftigende Ausgleichung der Form, die den
Unwägb arkeiten des Ausdrucks ihren Schimmer
beläßt. Ausgezeichnetste Beispiele dieser Mei-
sterschaft des Porträts sind dafür anzuführen,
jenes, das den Schriftsteller Heinrich Mann in
seiner phlegmatisch-mokanten Kühle ganz un-
erhört erfaßt hat, und nun 1923 die Bronze-
büste Heinrich Wölfllins, die das aristokratisch
Eigensinnige und die geistige Souveränität dieses
bezaubernden Mannes, seinen Wuchs und seine
Sptöde, seine Empfindlichkeit und seine form-
volle Intensität wunderbar übereingezwungen
und als synthetische Beharrung der Persönlich-
keit dargetan hat.......dr. willi wolfradt.

EDWIN SCHÄRFE. RELIEF »BADENDE« 1923.