ADRIAEN VAN OSTADE.
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Bauernmaler wurden ihrer häfslichen Vorwürfe wegen verworfen, alle Maler,
welche die Wirklichkeit nicht gebrauchten, Sondern missbrauchten und he nie So
auffafsten, awie he Sein muffe," ja, welche Sich nicht entblödeten, ihre Figuren
noch häfslicher zu machen, als das Leben he zeige. Je mifsgefchaffenere Ge-
hellter Bamboots, ORade, Brouwer, Molenaer und Andere gemalt hätten, Seufzt
LaireSSe, delto mehr würden diefelben bei den Menfchen geringen Verhandes
geachtet. Aber Schlechter Umgang verderbe gute Sitten; man gewöhne Sich
dann Laher für Tugend anzufehen und Suche, was man meiden müffe — ein
Hieb auf das Leben der Meifter, den die Nachbeter mit aller Phantahe aus-
beuteten.
Das deftig gewordene, in feiner Thatkraft und Somit auch in feinem Humor
zuriiekhnkende Holland konnte keine Oftade's und Genoffen mehr erzeugen,
wenn man es auch nie ähhetifirend überreden konnte, die alten Lieblinge ganz
fallen zu laffen oder gar zu verachten. Man fühlte ihnen immer noch nach.
Im Volke lebt auch noch bis auf den heutigen Tag genug vom alten Geilte, wie
Familienfcenen und Kirchweihen zeigt. Aber die Maler konnten darin nicht
weiter; he verltanden nicht, dem niederen Volksleben neue Seiten abzugewinnen;
ja he konnten die alten nicht einmal mehr nachahmen. Die Hässlichkeit und
Rohheit war leicht nachzuäffen und zu übertreiben, aber die Vergeiftigung durch
Gemüthstiefe und Humor oder unbändige Energie blieb aus.
Lange Zeit mufste vergehen, bis eine neue Bauern-Malerei — gebrauchen
wir kurz das Wort — entstand, die allerdings nun andere Geltaltungen und Ten-
denzen zeigte. Es mufsten die literaturgefchichtlichen und Socialen Bewegungen
kommen, welche wir, um wenige Namen zu nennen, an Rouffeau, den jungen
Goethe, an das neue Verltändnifs des Homer, an Joh. Heinrich Vofs, den meck-
lenburgifchen, die Leibeigenfchaft verbuchenden Tendenz-Bukoliker knüpfen,
denen Allen die franzöhfche Revolution folgte. Das Grotesk-Bäurifche hat an-
deren AufSaffungen bei der Schilderung der unteren Stände Platz gemacht. Was
in unterer Zeit Dichter wie Immermann, Jer. Gotthelf, Auerbach, Melchior Meyr,
George Sand und Maler wie C. v. Enhuber, Millet, Knaus, Vautier, Defregger
und Andere aus der Dorfgefchichte und dem Bauernbilde gemacht haben, ilt
bekannt.
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Bauernmaler wurden ihrer häfslichen Vorwürfe wegen verworfen, alle Maler,
welche die Wirklichkeit nicht gebrauchten, Sondern missbrauchten und he nie So
auffafsten, awie he Sein muffe," ja, welche Sich nicht entblödeten, ihre Figuren
noch häfslicher zu machen, als das Leben he zeige. Je mifsgefchaffenere Ge-
hellter Bamboots, ORade, Brouwer, Molenaer und Andere gemalt hätten, Seufzt
LaireSSe, delto mehr würden diefelben bei den Menfchen geringen Verhandes
geachtet. Aber Schlechter Umgang verderbe gute Sitten; man gewöhne Sich
dann Laher für Tugend anzufehen und Suche, was man meiden müffe — ein
Hieb auf das Leben der Meifter, den die Nachbeter mit aller Phantahe aus-
beuteten.
Das deftig gewordene, in feiner Thatkraft und Somit auch in feinem Humor
zuriiekhnkende Holland konnte keine Oftade's und Genoffen mehr erzeugen,
wenn man es auch nie ähhetifirend überreden konnte, die alten Lieblinge ganz
fallen zu laffen oder gar zu verachten. Man fühlte ihnen immer noch nach.
Im Volke lebt auch noch bis auf den heutigen Tag genug vom alten Geilte, wie
Familienfcenen und Kirchweihen zeigt. Aber die Maler konnten darin nicht
weiter; he verltanden nicht, dem niederen Volksleben neue Seiten abzugewinnen;
ja he konnten die alten nicht einmal mehr nachahmen. Die Hässlichkeit und
Rohheit war leicht nachzuäffen und zu übertreiben, aber die Vergeiftigung durch
Gemüthstiefe und Humor oder unbändige Energie blieb aus.
Lange Zeit mufste vergehen, bis eine neue Bauern-Malerei — gebrauchen
wir kurz das Wort — entstand, die allerdings nun andere Geltaltungen und Ten-
denzen zeigte. Es mufsten die literaturgefchichtlichen und Socialen Bewegungen
kommen, welche wir, um wenige Namen zu nennen, an Rouffeau, den jungen
Goethe, an das neue Verltändnifs des Homer, an Joh. Heinrich Vofs, den meck-
lenburgifchen, die Leibeigenfchaft verbuchenden Tendenz-Bukoliker knüpfen,
denen Allen die franzöhfche Revolution folgte. Das Grotesk-Bäurifche hat an-
deren AufSaffungen bei der Schilderung der unteren Stände Platz gemacht. Was
in unterer Zeit Dichter wie Immermann, Jer. Gotthelf, Auerbach, Melchior Meyr,
George Sand und Maler wie C. v. Enhuber, Millet, Knaus, Vautier, Defregger
und Andere aus der Dorfgefchichte und dem Bauernbilde gemacht haben, ilt
bekannt.