AUFENTHALT IN ENGLAND.
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fche Gefandte in London die Auslieferung feiner Perfon fordere und dafs er darum
fchleunigh fliehen müffe. Mit allen Mitteln der Ueberredung fuchte er die
erfchreckte Künfllerin zu beftimmen, fleh mit ihm geheim trauen zu laffen, da
er hoffe, dafs die königliche Familie, die ihre Perfon werthfehätze, nicht zugeben
werde, dafs ihr Gemahl in's Gefängnifs wandere. Angelica glaubte feinen be-
fchwörenden Worten und entfchlofs fleh zum erftenmal in ihrem Leben zu einer
wichtigen Sache ohne Vorwiffen ihres Vaters; he folgte ihm zum Altar. Nun
wandte fleh bald das Blatt. Die Geldfendung kam nicht, die Gläubiger dräng-
ten und Angelica mufste bezahlen. Noch immer fall die Arglofe nichts Böfes.
Als aber Angelica's Vater, der 176/ nach London gekommen war, die Sache
erfuhr und forgfältige Nachforfchungen über die Herkunft des Schwiegerfohnes
anftellte, da ergab fleh denn, dafs diefer aus reiner Gewinnfucht ein frevelhaftes
Spiel mit dem unfchuldigen Mädchenherzen getrieben hatte und nichts war als
ein abgefeimter Betrüger. Der alfo -entlarvte verfuchte nun fogar, Angelica zu
entführen oder mit Gewalt zu rauben. Da ihm dies nicht gelang, forderte er
anfänglich 500, dann 300 Pfund Sterling für eine Verzichtleiflung auf ihre
Perfon und ihr Vermögen, und als die bei Gericht eingeleitete Unterfuchung
wegen der fchwer zu befchaffenden Beweife fleh zu verfchleppen drohte,
entfchlofs fleh die Künfllerin wirklich, mit dem verlangten Gelde ihre Freiheit
und Ruhe zu erkaufen. Am 10. Februar 1768 wurde die Scheidungsurkunde
ausgeftellt. Glaubenswürdigen Nachrichten zu Folge war der Betrüger früher
Kammerdiener bei einem Grafen Horn und foll da Burkle gehiefsen haben; auch
die Namen Studerat und Rofenkranz hat er geführt und in Deutfchland ein
Mädchen betrogen und geheirathet, die zur Zeit feines Londoner Schwindels
noch am Leben war.
Diefe bittere Lebenserfahrung erfüllte die Seele der Künfllerin mit herber
Trauer, und nur langfam verharfchte die Wunde. Ihr Schickfal fand die allge-
meinfte Theilnahme, die lieh felbfl in mehrfach an he herantretenden Heiraths-
anträgen ausfprach. Es ih aber nur felbhverftändlich, dafs Angelica hch zu
einer Annahme derfelben nicht entfchliefsen konnte. Auch die ehrende Aner-
kennung, welche ihr die königliche Malerakademie erwies, indem he he als Profeffor
in ihre Lihe aufnahm, konnte he natürlich über das Gefchehene nicht tröhen.
Im Jahre 1771 malte he in Irland den Vicekönig Mylord Tawufend mit
deffen ganzer Familie, ein Bild, welches in London grofsen Beifall fand.
Fünfzehn Jahre hielt hch Angelica in London auf; England fchien ihr
zweites Vaterland geworden zu fein, und vielleicht hätte he in der That, durch
zahlreiche Arbeiten gefelfelt, die Stadt nicht mehr verlaffen, wenn die ange-
griffene Gefundheit ihres Vaters he nicht veranlafst hätte, mit ihm nach Italien
zurückzukehren. Eingedenk feines Alters und feiner gebrechlichen Gefundheit,
machte den Alten der Gedanke unruhig, die fo innig geliebte Tochter einfam
in der Welt zurücklaffen zu mtiffen, wenn feine Augen hch fchliefen follten.
Nun war faft zu gleicher Zeit mit ihm der venezianifche Maler Antonio Zucchi
(geb. 1728) nach London gekommen, deffen Arbeiten in England grofsen Beifall
fanden, fo dafs er hch ein kleines Vermögen erwarb, von welchem er in feinem
Vaterlande ruhig zu leben gedachte. Lange Jahre war er ein Freund des alten
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fche Gefandte in London die Auslieferung feiner Perfon fordere und dafs er darum
fchleunigh fliehen müffe. Mit allen Mitteln der Ueberredung fuchte er die
erfchreckte Künfllerin zu beftimmen, fleh mit ihm geheim trauen zu laffen, da
er hoffe, dafs die königliche Familie, die ihre Perfon werthfehätze, nicht zugeben
werde, dafs ihr Gemahl in's Gefängnifs wandere. Angelica glaubte feinen be-
fchwörenden Worten und entfchlofs fleh zum erftenmal in ihrem Leben zu einer
wichtigen Sache ohne Vorwiffen ihres Vaters; he folgte ihm zum Altar. Nun
wandte fleh bald das Blatt. Die Geldfendung kam nicht, die Gläubiger dräng-
ten und Angelica mufste bezahlen. Noch immer fall die Arglofe nichts Böfes.
Als aber Angelica's Vater, der 176/ nach London gekommen war, die Sache
erfuhr und forgfältige Nachforfchungen über die Herkunft des Schwiegerfohnes
anftellte, da ergab fleh denn, dafs diefer aus reiner Gewinnfucht ein frevelhaftes
Spiel mit dem unfchuldigen Mädchenherzen getrieben hatte und nichts war als
ein abgefeimter Betrüger. Der alfo -entlarvte verfuchte nun fogar, Angelica zu
entführen oder mit Gewalt zu rauben. Da ihm dies nicht gelang, forderte er
anfänglich 500, dann 300 Pfund Sterling für eine Verzichtleiflung auf ihre
Perfon und ihr Vermögen, und als die bei Gericht eingeleitete Unterfuchung
wegen der fchwer zu befchaffenden Beweife fleh zu verfchleppen drohte,
entfchlofs fleh die Künfllerin wirklich, mit dem verlangten Gelde ihre Freiheit
und Ruhe zu erkaufen. Am 10. Februar 1768 wurde die Scheidungsurkunde
ausgeftellt. Glaubenswürdigen Nachrichten zu Folge war der Betrüger früher
Kammerdiener bei einem Grafen Horn und foll da Burkle gehiefsen haben; auch
die Namen Studerat und Rofenkranz hat er geführt und in Deutfchland ein
Mädchen betrogen und geheirathet, die zur Zeit feines Londoner Schwindels
noch am Leben war.
Diefe bittere Lebenserfahrung erfüllte die Seele der Künfllerin mit herber
Trauer, und nur langfam verharfchte die Wunde. Ihr Schickfal fand die allge-
meinfte Theilnahme, die lieh felbfl in mehrfach an he herantretenden Heiraths-
anträgen ausfprach. Es ih aber nur felbhverftändlich, dafs Angelica hch zu
einer Annahme derfelben nicht entfchliefsen konnte. Auch die ehrende Aner-
kennung, welche ihr die königliche Malerakademie erwies, indem he he als Profeffor
in ihre Lihe aufnahm, konnte he natürlich über das Gefchehene nicht tröhen.
Im Jahre 1771 malte he in Irland den Vicekönig Mylord Tawufend mit
deffen ganzer Familie, ein Bild, welches in London grofsen Beifall fand.
Fünfzehn Jahre hielt hch Angelica in London auf; England fchien ihr
zweites Vaterland geworden zu fein, und vielleicht hätte he in der That, durch
zahlreiche Arbeiten gefelfelt, die Stadt nicht mehr verlaffen, wenn die ange-
griffene Gefundheit ihres Vaters he nicht veranlafst hätte, mit ihm nach Italien
zurückzukehren. Eingedenk feines Alters und feiner gebrechlichen Gefundheit,
machte den Alten der Gedanke unruhig, die fo innig geliebte Tochter einfam
in der Welt zurücklaffen zu mtiffen, wenn feine Augen hch fchliefen follten.
Nun war faft zu gleicher Zeit mit ihm der venezianifche Maler Antonio Zucchi
(geb. 1728) nach London gekommen, deffen Arbeiten in England grofsen Beifall
fanden, fo dafs er hch ein kleines Vermögen erwarb, von welchem er in feinem
Vaterlande ruhig zu leben gedachte. Lange Jahre war er ein Freund des alten