Dohme, Robert; Dohme, Robert [Hrsg.]; Lücke, Hermann [Hrsg.]: Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit: Biographien u. Charakteristiken (3): Kunst und Künstler Spaniens, Frankreichs und Englands bis gegen das Ende des achtzehnten Jahrhunderts (Leipzig, 1880)

Hyacinth Rigaud.
Geb. in Perpignan 1659, f in Paris 1743.

Seit die Maintcnon in Verfailles eingezogen war und feit König Ludwig XIV.,
um feine Seeie zu retten, 1685 dasEdict von Nantes aufgehoben, fchlichen durch die
Vorzimmer, in denen vordem elegante Kammerherren floizirt und mit ichönen
Frauen intriguirt, nur mönchifche Kopfhänger und priveiigirte Heuchler. Der
König war alt geworden und erlchöpft, und der Hof muiste daffelbe wenigftens
fcheinen. Die endlofen Kriege hatten das Reich entkräftet und den permanent
gewordenen Geldverlegenheiten folgten zuerft eine unverantwortliche Verfchlech-
terung der Münzen und eine Käuflichkeit aller Stellen im Staate, wie fie noch
nirgends gefehen worden, und zogen eine Corruption nach fleh, die alle Verhält-
niffe unterwühlte. Es gab noch Gelehrte und Dichter, es gab noch Künftler, und
die Anftalten, welche Colbert zur Förderung der geiftigen Intereffen feines Vater-
landes gelchaffen, waren noch in Wirkfamkeit, wenn diefelben auch durch die all-
gemeinen Calamitäten litten; aber es war gefährlich geworden Geift zu haben, und
die Pfaffen und ihre Helfershelfer hatten "die deftructiven Tendenzena erfunden,
Dohme, Kunst und Künstler. No. 93—96. 10