94 13. Von der jüngsten schwedischen und norwegischen Malerei
ist, wie das auch Munch bei seinen Bildnissen liebt, frontal vor die
Wandfläche gestellt; Haltung, Gebärde, Blick geben ein beinahe
grausames Bild des von der Krankheit ausgehöhlten und besiegten
Geschöpfes, aber die reiche Farbe breitet über die traurige Gestalt
einen ergreifenden Abglanz von Lebensschönheit. Im allgemeinen
ist in der heutigen norwegischen Malerei eine Abschwächung der
herben und derben Kraft der älteren Meister erkennbar. Die Kunst
der Jungen ist leichter, beweglicher, gefälliger, oft auch oberfläch-
licher geworden; der nationale Charakter ist nicht mehr so scharf
ausgeprägt, doch bleiben die Norweger der Natur nahe und ver-
halten sich im ganzen ablehnend gegen Stilisierung der Form. Sie
lieben das Licht, die Heiterkeit, den Sommer; Mensch und Land-
schaft erhalten bei Malern wie Torsten Torsteinsen (geb. 1876),
Sören Onsager (geb. 1878), Rudolf Thygesen (geb. 1880) etwas
Blumenhaftes; ein anmutiger Rhythmus bindet die schwebenden
Formen und Farben. Henrik Sörensen (geb. 1882) zeigt in manchem
Verwandtschaft mit dem Schweden Simonsson. Ein heiterer aus-
geglichener Lebenssinn trägt seine Arbeiten. Er schafft leicht;
seine Bilder sind natürlich und liebenswürdig, seine warmen Farben
wohl abgestimmt. Gern greift seine spielende Phantasie nach
Märchenmotiven; auch Adam und Eva in der goldenen Glorie des
Paradieses werden zu festlichen Märchengestalten. Seine Bildnisse
sind fest in der Form und von schlichter Feinheit der Charakte-
ristik. Gleich Sörensen ist Jean Heiberg (geb. 1884) Matisse-Schüler;
seine sorgsam durchkonstruierten Akte und Landschaften sind klug
ausgewogene Formlösungen, bleiben aber darüber hinaus alles
schuldig. Henrik Lund (geb. 1879), vorzüglich als Bildnismaler
tätig, modelliert die Form nach Cezannes Art allein durch die Farbe;
aus lichterfüllten Farbstücken webt er Flächen von strahlender
Freudigkeit zusammen. Per Krohg (geb. 1889), der kubistische
Elemente aufgenommen hat, und Axel Revold (geb. 1887), dem
die Ausmalung der Börse in Bergen übertragen ist, sind vorzugs-
weise dekorative Talente. Eine Erscheinung für sich ist Nicolai
Astrup (geb. 1880), der mit Vorliebe seine Heimatslandschaft am
Jölstersee schildert: eine schwere verhaltene Persönlichkeit mit
einem ungebrochenen naiven Gefühle für das herbe Leben der
ist, wie das auch Munch bei seinen Bildnissen liebt, frontal vor die
Wandfläche gestellt; Haltung, Gebärde, Blick geben ein beinahe
grausames Bild des von der Krankheit ausgehöhlten und besiegten
Geschöpfes, aber die reiche Farbe breitet über die traurige Gestalt
einen ergreifenden Abglanz von Lebensschönheit. Im allgemeinen
ist in der heutigen norwegischen Malerei eine Abschwächung der
herben und derben Kraft der älteren Meister erkennbar. Die Kunst
der Jungen ist leichter, beweglicher, gefälliger, oft auch oberfläch-
licher geworden; der nationale Charakter ist nicht mehr so scharf
ausgeprägt, doch bleiben die Norweger der Natur nahe und ver-
halten sich im ganzen ablehnend gegen Stilisierung der Form. Sie
lieben das Licht, die Heiterkeit, den Sommer; Mensch und Land-
schaft erhalten bei Malern wie Torsten Torsteinsen (geb. 1876),
Sören Onsager (geb. 1878), Rudolf Thygesen (geb. 1880) etwas
Blumenhaftes; ein anmutiger Rhythmus bindet die schwebenden
Formen und Farben. Henrik Sörensen (geb. 1882) zeigt in manchem
Verwandtschaft mit dem Schweden Simonsson. Ein heiterer aus-
geglichener Lebenssinn trägt seine Arbeiten. Er schafft leicht;
seine Bilder sind natürlich und liebenswürdig, seine warmen Farben
wohl abgestimmt. Gern greift seine spielende Phantasie nach
Märchenmotiven; auch Adam und Eva in der goldenen Glorie des
Paradieses werden zu festlichen Märchengestalten. Seine Bildnisse
sind fest in der Form und von schlichter Feinheit der Charakte-
ristik. Gleich Sörensen ist Jean Heiberg (geb. 1884) Matisse-Schüler;
seine sorgsam durchkonstruierten Akte und Landschaften sind klug
ausgewogene Formlösungen, bleiben aber darüber hinaus alles
schuldig. Henrik Lund (geb. 1879), vorzüglich als Bildnismaler
tätig, modelliert die Form nach Cezannes Art allein durch die Farbe;
aus lichterfüllten Farbstücken webt er Flächen von strahlender
Freudigkeit zusammen. Per Krohg (geb. 1889), der kubistische
Elemente aufgenommen hat, und Axel Revold (geb. 1887), dem
die Ausmalung der Börse in Bergen übertragen ist, sind vorzugs-
weise dekorative Talente. Eine Erscheinung für sich ist Nicolai
Astrup (geb. 1880), der mit Vorliebe seine Heimatslandschaft am
Jölstersee schildert: eine schwere verhaltene Persönlichkeit mit
einem ungebrochenen naiven Gefühle für das herbe Leben der