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in Quadermauerwerk diente im Erdgeschoß
der Unterbringung der Pferde und Kut-
schen.
Ortskarte Seite 94/95

BARSINGHAUSEN-EGESTORF

Egestorf - 1216 als Hesdestorpe erstmals
erwähnt - ging vermutlich aus einem Edel-
hof hervor, der westlich der Egestorfer War-
te lag. Das Rittergut an der NIENSTEDTER
STRASSE 31 - 31 A, auch als Obergut
bezeichnet, wurde 1669 vom sogenannten
Alten Hof an seinen heutigen Platz verlegt.
Damals entstand das Herrenhaus als zwei-
geschossiger, symmetrischer Fachwerkbau
mit sieben Achsen unter Walmdach. Der
ursprünglich durch zwei flankierende
Scheunen und die hohe Gutsmauer ge-
schlossene Wirtschaftshof büßte durch den
Abriß eines Wirtschaftsgebäudes Anfang
der achtziger Jahre seinen festungsartigen
Charakter ein.
Das Untergut am östlichen Ortsausgang in
der SCHMIEDESTRASSE 15, ein ehemali-
ger Sattelhof, ist 1843 vom Obergut ange-
kauft wurde. Das Herrenhaus, ein schlichter
zweistöckiger Fachwerkbau, wurde vermut-
lich Ende des 18. Jh. errichtet und Anfang
des 19. Jh. durch einen quergestellten
zweigeschossigen Anbau in Fachwerk un-
ter Satteldach erweitert. Eine Scheune aus
Bruchsteinmauerwerk unter rotem Sattel-
dach schließt traufständig in Verlängerung
einer Bruchsteinmauer den ehemaligen
Gutsbereich zur Straße hin ab. Im rückwärti-
gen Garten steht ein im Landkreis Hannover
einmaliges Gebäude. Es ist ein kleines,
zweigeschossiges Steinwerk in Bruchstein
unter Satteldach, vermutlich aus dem
16. Jh. mit der Inschrift AO 98. Die ehemali-
ge Wassermühle in der Ortsmitte, die seit
dem 16. Jh. zum Untergut gehörte und
bereits 1555 urkundlich erwähnt wurde, ist
leider sehr stark verändert worden.
Als Ersatz für die Helmerfelder Kapelle, für
die schon 1309 ein eigener Priester erwähnt
wurde, errichtete man 1835 eine Kapelle
aus Sandsteinquadermauerwerk an der
NIENSTEDTER STRASSE 5 - 5 A, die 1913
zur Gemeindepfarrkirche erweitert wurde.
Der heterogene Baukörper unter rotem
Hohlpfannendach ist mit einer quadrati-
schen Laterne bekrönt.
Ehemals landwirtschaftlich genutzte Fach-
werkgebäude in Vierständerbauweise, wie
die Haupthäuser der Hofstelle in der WIN-
KELSTRASSE 9 aus dem Jahre 1750 und
der Hofstelle WENNIGSER STRASSE 7, do-
kumentieren trotz der vorgenommenen Ver-
änderungen den bäuerlichen Charakter der
Ortschaft. Im Vergleich der drei Hallenhäu-
ser in der WINKELSTRASSE 9, NIENSTED-
TER STRASSE 14 und WENNIGSER
STRASSE 42 kann man die Entwicklung
des Fachwerkgefüges im westlichen Teil
des Landkreises an der Gestaltung der
Wirtschaftsgiebel ablesen. Das Haupthaus
WINKELSTRASSE 9 stammt aus der Mitte
des 18. Jh. Sein Giebel ist durch kräftig vor-
kragende Balkenstummel und Schwellbal-

scher Säulenordnung und vorgelegter Dop-
peltreppe. Bekrönt wird der Anbau von
einem Dreiecksgiebel über ionischen Säu-
len. Die Fenster im Obergeschoß sind mit
Giebelchen gedeckt und mit profilierten Ge-
wänden gefaßt. Horizontale Gliederung der
Geschosse durch Gurtgesims.
Entlang der Alte Dorfstraße zwischen den
beiden Gütern und an der Barsinghäuser
Straße ist der ursprüngliche Ortsteil ange-
legt. Die Bauten im Süden der Ortschaft
sind durch zahlreiche Umbaumaßnahmen in
den letzten Jahrzehnten so stark verändert
worden, daß nur durch ihre Gebäudepro-
portionen und wenige ursprüngliche Mate-
rialien der alte Charakter zu erahnen ist.
Auch die zahlreichen Neubauten seit dem
Zweiten Weltkrieg im Süden und Westen
der Ortschaft haben hier das Ortsbild we-
sentlich verändert. Recht gut ist die ehema-
lige Siedlungsstruktur im östlichen Teil an
der Alte Dorfstraße ablesbar. Neben der
Aufreihung der Gebäude entlang der Straße
ist auch der Baubestand z.T. noch sehr gut.
Hervorzuheben ist die ALTE DORFSTRAS-
SE 6, ein Vierständerbau unter Satteldach

Egestorf, Schmiedestraße 15,
Herrenhaus, frühes 18. Jh.

Eckerde, Alte Dorfstraße 6,
Wohn-Wirtschaftsgebäude, 1830

Eckerde, Alte Dorfstraße 10,
ehern. Schmiede, um 1910

Eckerde, Alte Dorfstraße 12,
Majorshaus, um 1800

mit kleinem Walm im Wohngiebel aus dem
Jahre 1830. Trotz der Veränderung des
Dielentores und des Innenraumgefüges ist
das für diesen Bereich typische Gebäude in
seiner Ursprünglichkeit erkennbar. Das
weitmaschige Fachwerk ist mit verputzten
Gefachen und das Wirtschaftsgiebeltrapez
mit Ziegeln ausgemauert. Auch der Keller
aus Sandsteinmauerwerk ist im Kammer-
fach erhalten. Bedeutend für die Ortsge-
schichte ist die Dorfschmiede in der ALTE
DORFSTRASSE 10, die mit der gesamten
Inneneinrichtung erhalten ist. Es ist ein klei-
ner, eingeschossiger Ziegelbau unter Halb-
walmdach mit Lüftungsdachreiter und Ab-
schleppung auf der östlichen Traufseite.
Das Gebäude ist etwa um 1910 errichtet
worden. Ein besonders herausragender
Bau ist das Majorshaus oder auch Damen-
haus genannte Gebäude in der ALTE
DORFSTRASSE 12. Der südliche Wohnflü-
gel, ein zweigeschossiger, heute verputzter
Fachwerkbau mit fünf Fensterachsen auf
der Traufseite unter Satteldach, stammt
vermutlich aus dem 18. Jh. Der quer ange-
baute Wohnwirtschaftsteil in Bruchstein mit
narbenartiger Verfügung und Eckpilastern

Egestorf, Schmiedestraße 15,
Speicher, um 1600

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