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und z.T. von einer Bruchsteinmauer umge-
ben. Die Wirtschaftsgebäude, z.T. in Ziegel,
z.T. in Fachwerk, stammen vorwiegend aus
der Zeit um die Jahrhundertwende. Das
zum Hof traufständige, stattliche Wohnhaus
auf rechteckigem Grundriß stammt aus
dem Jahre 1713. Die Mauern des Erdge-
schosses sind in Bruchsteinmauerwerk er-
richtet. Eine vorgelegte, leicht außermittige,
doppelläufige Treppe, datiert 1808, er-
schließt das Obergeschoß. Die beiden stei-
len, spitzwinkligen Giebel mit Renaissance-
dekor sind ebenfalls in Bruchstein ausge-
führt. Das nicht symmetrisch gegliederte
Obergeschoß, mit neun Fensterachsen in
Fachwerkkonstruktion, über kräftigen, profi-
lierten Balkenköpfen, trägt die riesige Flä-
che des steilen Satteldaches mit drei hohen
Dachhäuschen in Fachwerk. Durch einen
zweigeschossigen Zwischentrakt aus Fach-
werk, auf hohem Untergeschoß von drei
Einfahrten, ist die ehemalige Kapelle mit
dem Herrenhaus verbunden. Der hohe mas-
sive Bau aus Bruchsteinmauerwerk mit
Rundfenster unter steilem Satteldach
stammt etwa aus der gleichen Zeit wie das
Herrenhaus. Er schließt den Wirtschaftshof
in der südöstlichen Ecke ab. Heute wird die-
ser baugeschichtlich wertvolle Bau als Ge-
treidespeicher genutzt. Die Gesamtheit der
Anlage wird in ihrer Wertigkeit unterstrichen
durch den im Westen des Herrenhauses
angelegten Park mit seinem mächtigen al-
ten Baumbestand.
Von den landwirtschaftlichen Bauten ist das
Haupthaus der Hofanlage MINDENER
STRASSE 29 als Einzeldenkmal ausgewie-
sen. Mit dem zweistöckig abgezimmerten
Wirtschaftsgiebel und den mit roten Ziegeln
ausgemauerten Gefachen ist es in seinem
konstruktiven Gefüge, seinem Material und
den Gebäudeproportionen gut erhalten.
Von städtebaulicher Bedeutung ist der gie-
belständige Fachwerkbau in Vierständer-
bauweise in der MINDENER STRASSE 21.
Die steile Giebelwand ist durch die fast qua-
dratischen Gefache, das Dielentor mit korb-
bogigem Torbalken und die dreifache, fla-
che Auskragung durch Schwellbalken re-
gelmäßig gegliedert. Das einfach abgezim-
merte ehemalige Wohnwirtschaftsgebäude
wird heute zu Wohnzwecken genutzt. Auch
das Hallenhaus GRABENFELD 1, ein Vier-
ständerbau unter Satteldach mit steilem
Wirtschaftsgiebel und Halbwalm im Wohn-
giebel, hat eine ähnliche Fassadengestal-
tung. Abweichend hiervon ist die Giebelab-
zimmerung des kleineren Vierständerhau-
ses REBHUHNWEG 11. Als für diesen Be-
reich ungewöhnlich sind die mit kleinen
Fußstreben versehenen zwei Reihen von
Gefachen im Giebeldreieck des in den letz-
ten Jahren zu Wohnzwecken umgebauten
Hallenhauses anzusehen.
Von den landwirtschaftlich genutzten Ne-
bengebäuden stehen auch in Nordgoltern
nur noch wenige Beispiele. Die wohl älteste
Scheune ist die Längsdurchfahrtsscheune
unter Satteldach mit Gefachen z.T. noch in
Lehm-Weidengeflecht, datiert 1751, im
REBHUHNWEG 4. Die Längsdurchfahrts-
scheune GRABENFELD 1 ist ein noch voll-
ständig erhaltenes Beispiel der Vieh- und

Getreidescheunen aus dem Beginn des 19.
Jh., datiert 1814. Als Besonderheit ist der
kleine Fachwerkwandständerbau REB-
HUHNWEG 3 zu erwähnen. Der kleine zu
Wohnzwecken für Landarbeiter genutzte
Bau stammt vermutlich aus der ersten Hälf-
te des 19. Jh.
Von den zahlreichen Ziegelbauten, die um
die Jahrhundertwende entlang der Minde-
ner Straße errichtet wurden, sind nur weni-
ge Bauten erhalten. Die ehemalige Schule
in der MINDENER STRASSE 35 ist vermut-
lich der älteste Ziegelbau Nordgolterns. Er
ist datiert 1854. Das eingeschossige Wohn-
haus in der MINDENER STRASSE 15 ist im
aufgeputzten Medaillon über der Eingangs-
tür datiert 1883. Es dokumentiert den Wan-
del des Bauens für den ländlichen Bereich,
nämlich die Trennung von wohnen und wirt-
schaften. Das traufständige, hinter einer
kleinen Backsteinmauer gelegene, symme-
trisch gegliederte Gebäude ist sparsam mit
einem Gesimsband und kleinen Ecktürm-
chen am Erkerhäuschen geschmückt.

Für die wirtschaftliche Entwicklung Nordgol-
terns war die Wassermühle SÜSSMÜHLE 1,
an der Brücke der Mindener Straße über die
Südaue gelegen, von großer Bedeutung.
Heute stehen Teile des Mühlengebäudes in
Fachwerk auf Bruchsteinsockel. Die was-
sertechnischen Anlagen im Staubereich
sind z.T. erkennbar. 1925 wurde die Mühle
mit dem Wohnhaus um- und neugebaut.
Ortskarte Seite 100/101
BARSINGHAUSEN-OSTERMUNZEL

Im 13. Jh. wurde Ostermunzel urkundlich
als Hostermunsle erwähnt. Ostermunzel
weist keine Lehns- oder Gutsherren auf, da
das Dorf erst sehr spät zur Zeit der
Rodungssiedlungen entstand. 1585 wurden
für Ostermunzel 31 Hofstellen aufgeführt,
wovon 3 Vollerben, 11 Halberben, 14 Köt-
ner und 3 Häuslinge waren. Dieser Bestand
hat sich, abgesehen von geringen Verände-
rungen, bis in unsere Zeit gehalten, wenn
auch in der Zwischenzeit einige Höfe nicht
mehr landwirtschaftlich genutzt werden.

Nordgoltern, Grabenfeld 1, Wohn-Wirtschaftsgebäude, 1808


Nordgoltern, Grabenfeld 1,
Scheune, 1814



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Nordgoltern, Mindener Straße 15,
Wohnhaus, 1883

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