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Durch einen großen Brand von 1787 wurde
die Ortschaft fast vollständig vernichtet.
Damals fielen sämtliche im Dorf befindli-
chen Urkunden den Flammen zum Opfer.
Die meisten der erhaltenen Fachwerkbau-
ten stammen aus der zweiten Hälfte des
vergangenen Jahrhunderts. Einer der älte-
sten Vierständer unter Halbwalmdach ist
das Haupthaus der Hofstelle MITTEL-
STRASSE 11. Wohn- und Wirtschaftsgiebel
des langgestreckten Hallenhauses sind
zweimal stockwerksartig über Balkenstum-
mel und Schwellbalken schwach vorkra-
gend abgezimmert. Das für diese Bauzeit
engmaschige Fachwerk mit stehenden in
roten Ziegeln ausgemauerten Gefachen un-
terstreicht die Besonderheit dieses Gebäu-
des. Ähnlich in der Gliederung des Wirt-
schaftsgiebels ist das Haupthaus der Hof-
anlage MITTELSTRASSE 22, im Dielentor-
balken datiert 1865. Mit seiner Giebelge-
staltung durch liegende Gefache und den
gekrümmten Windstreben in den unteren
Gefachen ist das Haupthaus der Hofstelle
MITTELSTRASSE 5 eher einer früheren
Bauphase zuzurechnen. Es ist jedoch im
Dielentorbalken datiert 1879.

Mit dem Beginn unseres Jahrhunderts setz-
te in Ostermunzel eine rege Bautätigkeit
ein. Es wurden mehr als zehn Hofstellen
vorwiegend in Ziegel in einer Zeitspanne
von zehn Jahren neu erbaut. Der Grundge-
danke hierbei war eine klare Trennung von
Wohnen und Wirtschaften. Die meist drei-
seitig umschlossenen Höfe öffnen sich mit
dem Wirtschaftshof zur Straße. Die vorwie-
gend zweigeschossigen Wohnhäuser sind
von der Straße leicht zurückgesetzt. Daran
angebaut sind die Stall- und Scheunenge-
bäude. Für Wohn- und Wirtschaftsgebäude
wurden bis auf wenige Ausnahmen, wie in
der MITTELSTRASSE 14, gleiche Materia-
lien verwendet. Die zweigeschossigen
Wohnhäuser sind in ihrer Wirkung durch
besondere Schmuckelemente wie aufge-
putzte Fenstergewände, Ecklisenen und
Phantasiefachwerk hervorgehoben. Sie sind
gegliedert durch symmetrische Fensterach-
sen, umlaufende Gesimse oder kleine Ver-
dachungen. Zu diesen Hofanlagen gehören
MITTELSTRASSE 14, 17, 24 und 26.
Ortskarte Seite 102/103

Ostermunzel, Mittelstraße 22,
Wohn-Wirtschaftsgebäude, 1865


Ostermunzel, Mittelstraße 5,
Wohn-Wirtschaftsgebäude, 1879


Ostermunzel, Mittelstraße 24,
Wohnhaus, 1908


Ostermunzel, Mittelstraße 26,
Wohnhaus 1904


Stemmen, Am Rittergut 1, Rittergut


BARSINGHAUSEN-STEMMEN

Eine erste urkundliche Erwähnung fand der
Ort im Jahre 1146 als Stemme. Am Ostrand
des lockeren Haufendorfes liegt das von
einer hohen Mauer umgebene Gut. 1258
erwarb das Kloster Mariensee einen Meier-
hof in Stemmen. Dieser Hof und ein weiterer
waren der Ursprung des heutigen Gutes
AM RITTERGUT 1. Das Anwesen hatte das
Patrimonialrecht über die Schule und die
Pfarre. Die Stemmer Bauern jedoch gehör-
ten grundherrschaftlich nicht zum Gut, son-
dern sie waren abhängig von den verschie-
densten Grundherren. Das repräsentative
Herrenhaus des Gutes ist in seinem Ur-
sprung nicht genau zu bestimmen. Es muß
angenommen werden, daß Teile des Ge-
bäudes bereits 1672 entstanden, wie aus
einer Datierung des Vorbaues, der in späte-
ren Jahren verändert wurde, hervorgeht.
1875 wurde das Fachwerk des Oberge-
schosses in Sandsteinquadern ersetzt. Die
großräumig von einer Sandsteinmauer um-
faßte Anlage mit dem Wirtschafts-, Obst-
und Gemüsegarten sowie den parkähn-
lichen Flächen, den Wohn- und Wirtschafts-
gebäuden betritt man durch den Torbogen
im Wohnhaus über einen rechteckigen Wirt-
schaftshof. An seiner Süd- und Westseite
wird er flankiert von den Wohnflügeln des
Herrenhauses und an der Ostseite von
einem Wirtschaftsgebäude. Nach Norden
öffnet sich der Hof zu den weiteren Wirt-
schaftsgebäuden und -flächen des Gutes,
den Stallgebäuden, Scheunen und der ehe-
maligen Mühle. Außerhalb der Gutsmauer
liegen südlich der Toreinfahrt der ehemali-
ge Schafstall, eine Längsdurchfahrtsscheu-
ne aus dem Jahre 1850, massiv, verputzt
und in den Giebelflächen Fachwerk, das
ehemalige Försterhaus AM RITTERGUT 4
und ein einfaches Landarbeiterhaus AM
RITTERGUT 2, die beide wohl Anfang des
19. Jh. errichtet wurden.
Die Kirche KANTORSTRASSE 12 ging aus
einer kleinen Kapelle hervor, von der im öst-
lichen Bereich einige Teile erhalten sind.
Die alte Kapelle stammte aus der Zeit, als
Stemmen keine eigene Pfarre besaß und in
dem Lehnsregister des Bischofs von Min-
den geführt wurde. Hierfür spricht die Datie-
rung über der einfachen Spitzbogentür aus
Sandstein von 1497 auf der Nordseite. Im
Bereich der Kapelle liegt auch die Gruft der
Familie von Reden, die sich als Gutsbesit-
zer in der Zeit von 1671-1795 besonders
großzügig gegenüber der Pfarre zeigten.
Der schmalere westliche Teil ist nach 1652
mit dem Ausbau zu einer Kirche erstellt wor-
den. Der verputzte rechteckige Bruchstein-
bau unter Satteldach besteht aus zwei
Jochen mit Kreuzrippengewölbe und ist im
östlichen Teil durch einen 5/8-Chor ge-
schlossen. Das westliche Joch ist rippenlos
gewölbt. Die Fenster sind rechteckig, mit
glatten Sandsteinquadern gefaßt. Über
dem verbretterten Westgiebel befindet sich
ein hölzerner Dachreiter mit einer Wetter-
fahne, die die Jahreszahl 1810 trägt.
In der BUCHENBRINKSTRASSE 14, schräg
gegenüber dem Gut, steht ein kleines Fach-
werkgebäude, das die Proportionen einer

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