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Das Rittergut IM HUXOLE 14 war früher von
einem Wassergraben umgeben, der auf
eine frühere wasserburgähnliche Anlage
hindeutet. Das Herrenhaus, ein zweige-
schossiger Bau auf längsrechteckigem
Grundriß unter Halbwalmdach mit z.T. waa-
gerechter Verbretterung, stammt aus der
Zeit um 1800 und wurde 1861 durch einen
Anbau aus Ziegel erweitert, wie ein Wap-
penstein am Giebel des Anbaues beweist.
Wann das Gut gegründet wurde, ist urkund-
lich nicht belegt. Es besteht jedoch sicher
seit dem 17. Jh., da ein Allianzwappen am
Herrenhaus die Jahreszahl von 1678 trägt.
Das Gut mit den um 1900 abgeteilten Flä-
chen im Osten und dem in den dreißiger
Jahren des 20. Jh. erstellten zweigeschos-
sigen Wohnhaus JAHNSTRASSE 1 in
schlichtem Ziegelmauerwerk, ist als Gruppe
baulicher Anlagen ausgewiesen.
Ortskarte Seite 122/123

PATTENSEN-KOLDINGEN

Die Ortschaft wurde erstmals als Calleghen
um 1220 urkundlich erwähnt. Zusammen
mit den Orten Reden, Grasdorf und Rethen
gehörte Koldingen zu einer Landwehr, die
sich heute in Flurnamen wiederfindet und
an Geländebewegungen erkennbar ist. Die
Grafen von Hallermund veranlaßten die Brü-
der von Reden 1230 in der benachbarten
Ortschaft zwei Türme als Befestigung in
Holz zu errichten. Damals wurde vermutlich
auch Koldingen mit einer Befestigungsanla-
ge versehen. Unter den Braunschweiger
Welfen, die 1341 schon Herren über Koldin-
gen waren, wurde die damalige Burg von
den Brüdern von Reden weiter ausgebaut.
Im Lüneburger Erbfolgekrieg, etwa um
1368, verloren sie jedoch die Burg an den
Bischof von Hildesheim, der hier einen neu-
en Lehensnehmer einsetzte. Der Bischof
von Hildesheim nutzte mit dem Besitz der
Burg von Koldingen die Möglichkeit, direkt
vor den Toren der aufstrebenden Stadt
Hannover eine militärisch wichtige Bastion
einzurichten. Neben dem Ausbau der Wehr-

anlagen verlieh er Koldingen die Bedeutung
eines Amtssitzes. Ab Mitte des 15. Jh.
begann er eine zweite befestigte Burg ober-
halb der Leineniederung anzulegen, was
jedoch den Protest der Welfen hervorrief
und im Verlauf der Hildesheimer Stiftsfehde
zu der Zerstörung der Burg führte. Die Wel-
fen als neue Besitzer ließen 1593 unter
Heinrich Julius auf dem Geestrücken, AMT-
BERG 2, ein neues Gebäude im Renais-
sancestil als Amtshaus erstellen, das in sei-
ner ursprünglichen Form weitgehend erhal-
ten ist. Der zweigeschossige Bruchsteinbau
mit angeworfenem Putz auf hohem Keller-
geschoß unter Halbwalmdach mit kleinen
Dachhäuschen ist durch paarweise zusam-
mengefaßte Fenster in eingekehlten Sand-
steingewänden gegliedert. Der in den letz-
ten Jahren renovierte Rundturm auf der Ost-
seite ist durch einen kegelförmigen Dach-
helm gedeckt. Vermutlich zusammen mit
dem Amtshaus wurde eine neue Kapelle
AMTBERG 4 erbaut, wie ein über dem Por-
tal eingelassener Stein, datiert 1593, be-
legt. Der heute als Kapelle genutzte Anbau
stammt aus dem Jahre 1748, wobei der in
Fachwerk errichtete Teil sicher jünger ist.

Jeinsen, Im Huxole 14, Gut


Koldingen, Amtberg 2, Amtshaus, 1593


Schon 1380 wurde die Wassermühle an der
Schille erwähnt, als sie zu Lehen an die Her-
ren von Reden gegeben wurde. Sie ist seit
1937 stillgelegt. Das Mühlengebäude, RE-
THENER STRASSE 1, ein Wandständerbau
in Fachwerk unter Halbwalmdach mit weiß
verputzten Gefachen auf Sandsteinsockel,
stammt in seinem konstruktiven Gefüge aus
der Mitte des 19. Jh., wobei Teile des Gefü-
ges vermutlich älter sind. Die südliche Trau-
fe ist z.T. massiv erneuert.
Mit dem Abriß des Wohnhauses 1666, das
bis dahin als Sitz der Droste und Amtsvögte
diente, verlor die untere alte Burg zuneh-
mend an Bedeutung. Der Bereich der obe-
ren Burg, des Amtshauses, wurde weiter
ausgebaut. 1800-1802 wurde nach Plänen
von Weinbrenner durch den Baumeister
Wedekind ein Gefängnis in Holzbauweise
AMTBERG 3 errichtet. Das heute nur durch
geringfügige Umbauten veränderte Gebäu-
de zählt nicht nur wegen der kürzlich nach-
gewiesenen Autorenschaft zu den bedeu-
tenden Baudenkmalen aus dieser Zeit. Mit
dem von Weinbrenner entwickelten Kon-
zept für die Zellen und die überdachten
Freibereiche wurde ein Weg für einen hu-
maneren Gefängnisbau aufgezeigt.
Als Staatsdomäne erhielt der Amtshof ein
herrenhausähnliches Wohngebäude AMT-
BERG 6 und ab Mitte des 19. Jh. riesige
Scheunengebäude AMTBERG 8 und AMT-
BERG 10 in Ziegel unter Satteldach, datiert
1862, die durch Lisenen und Tropfgesims
stark gegliedert sind. Ab Mitte des 19. Jh.
bis 1906 wurden entlang der HOLLÄNDE-
REI 2-6 schlichte, eingeschossige Bauten,
z.T. in Fachwerk, z.T. in Ziegel unter Sattel-
dach als Landarbeiterwohnhäuser erstellt,
die fast unverändert erhalten sind. 1921
kam die Domäne in den Besitz der Stadt
Hannover. Im Zuge der Gründung der Salz-
gitterwerke wurden 1935-1939 die Lände-
reien für die damals freigesetzten Bauern
aufgesiedelt. Ihre Höfe nehmen mit ihren
zweigeschossigen Wohnhäusern und Wirt-

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