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den z.T. bereits vorher und wurden nach
der Zerstörung im Dreißigjährigen Krieg im
17. Jh. wieder neu errichtet. Die riesigen
langgestreckten Bruchsteinbauten grenzen
den ehemaligen Burgbereich gegen die Be-
bauung der Ortschaft ab. Der nach Nord-
osten konisch sich verengende Wirtschafts-
hof wird gegen die Mühlenstraße durch eine
Toreinfahrt in Bruchstein unter Rundbogen
mit Dreiecksgiebel und Kugelbekrönung ab-
geschlossen, die aus dem Beginn des 18.
Jh. stammt. In dieser Zeit wurden von
Jacob Franz von Bennigsen zahlreiche Ver-
besserungen und bauliche Veränderungen
an der Gutsanlage vorgenommen. Zu dem
Park führt eine Steinbrücke mit gequader-
tem Portal unter kugelbekröntem Segment-
bogen mit Wappenrelief. Die erste Anlage
des Parks wurde durch die Planung von
Rudolf von Bennigsen seit 1859 erweitert.
Hier entstand im westlichen Bereich 1863/
64 das neue Herrenhaus, MEIERHOFWEG
2, ein fünfachsiger, zweigeschossiger Putz-
bau mit Mittelrisalit.
Zu der Gutsanlage gehörte auch eine der
Bennigser Mühlen. Sie liegt östlich der

Bennigsen, Meierhofweg 2,
Gut, Herrenhaus, 1863-64


Bennigsen, Am Gut 6,
Gut, Tor, 1700


Gutsanlage in der Straße AM GUT 12. Von
der alten Wassermühle, die schon 1428
urkundlich erwähnt wurde, steht nur die
ursprüngliche Wassermauer aus Bruch-
stein. Die weiteren Bauteile des zweistöcki-
gen Fachwerkbaues stammen aus der Mitte
des vergangenen Jahrhunderts. Bereits
1862 wurde die Mühle mit Dampfkraft be-
trieben. Neben dem Mahlbetrieb arbeitete
hier auch eine Kreissäge. 1905 wurde die
Mühle stillgelegt. Heute wird sie nach sinn-
voller Renovierung als Wohn- und Werk-
stattgebäude genutzt.
Mit der Fertigstellung der Gutsscheune zwi-
schen dem Gut und dem Kirchhof im Jahre
1803 wurden Kirche und Kirchhof stark ein-
geengt. Früher bestand eine direkte Verbin-
dung zwischen beiden. Zur Zeit der Grün-
dung der Pfarre um 1100 muß hier eine
romanische Kirche gestanden haben. Diese
Vermutung wird durch das sandsteinerne
Taufbecken, das im Vorraum der St. Mar-
tinskirche AM GUT steht, gestützt. Die
erste Kirche brannte während der Hildeshei-
mer Stiftsfehde (1519-1523) ab. Der Nach-
folgebau wurde 1721 vermutlich auf den

Grundmauern der alten Kirche errichtet. Die
Kirche wurde 1908 von dem hannover-
schen Architekten Wendebourg als Roh-
quaderbau mit Querhaus erbaut. Der einge-
zogene, rechteckig geschlossene Chor ist
von Streben umstellt. Den Westturm deckt
ein steiler achteckiger Helm mit Schieferbe-
hang.
Einer der wohl ältesten datierten Vierstän-
derbauten ist das mit roten Ziegeln ausge-
fachte Haupthaus AM GUT 14 aus dem
Jahre 1738. Der im Wohnteil mit höher
gezogenem Dach zweistöckig abgezimmer-
te Fachwerkbau ist durch eine gründliche
Sanierung in seinem Bestand gesichert. Be-
sonders reizvoll ist der Wirtschaftsgiebel,
der durch Fachwerkstreben im Giebeltra-
pez über vorspringendem Giebelschwellbal-
ken gegliedert und durch farbige Inschrift
auf dem Dielentorbalken geschmückt ist.
Etwa ein Jahrhundert später wurde in unmit-
telbarer Nachbarschaft zur Kirche der Vier-
ständerbau AM GUT 17 in fast identischer
Abzimmerung erstellt. Hier ist auch das
stattliche Pfarrhaus, AM GUT 11, zu erwäh-
nen. Der siebenachsige, zweistöckig abge-

Bennigsen, Am Gut 6, Gut, Herrenhaus


Bennigsen, Am Gut 17,
Wohn-Wirtschaftsgebäude, um 1800


Bennigsen, Am Gut 12,
ehern. Wassermühle, Mitte 19. Jh.


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