Gestorf, Straßenplan du Plat, 1779,
Hauptstaatsarchiv Hannover, 11 h/ 15 k
Eldagsen, Lange Straße 142,
Wohnhaus, um 1800
In einer Seitenstraße, MARKTSTRASSE 6,
nahe dem Kirchplatz liegt ein giebelständi-
ger Wandständerbau aus der Zeit um 1800.
Nach einem Umbau zeigt das Baudenkmal
die Proportionen eines Vierständerbaues
und die Eingangssituation eines Bürgerhau-
ses mit vorgelegter Treppe. In der nördlich
gelegenen BRÜCKENSTRASSE 4 hat der
eingeschossige Ziegelbau gleiche Propor-
tionen. Er ist ebenfalls giebelseitig erschlos-
sen. Der nur durch seine Fenster und das
Geschoßgesims gegliederte Bau stammt
aus dem Jahre 1880.
Als Fremdkörper wirkt der mit klassizisti-
schen Formelementen reich geschmückte,
eingeschossige Putzbau von 1886 mit links
aufgesetztem Erkerhaus in der LANGE
STRASSE 110. An städtebaulich bedeutsa-
mer Stelle in der Einmündung der Gestörter
Straße in die Lange Straße wurde vermut-
lich um 1800 das zweistöckig abgezimmer-
te traufständige Wohnhaus der Hofstelle
LANGE STRASSE 142 errichtet.
Ortskarte Seite 152/153
Eldagsen, Marktstraße 6,
Wohnhaus, um 1800
SPRINGE-GESTORF
Gestorf ging aus einer lockeren Haufensied-
lung hervor. Im 13. Jh. wurde östlich davon
eine Rodungssiedlung durch das Kloster
Loccum angelegt, um mehr abgabepflichti-
ge Hofstellen zu gewinnen. Im 16. und 17.
Jh. folgte eine weitere Nachsiedlung von
Kleinbauern, Brinksitzern und landlosen
Leuten, die z.T. nur über Haus und Garten
verfügten. Sie waren auf nicht landwirt-
schaftlichen Erwerb angewiesen. Sie übten
das Gewerbe des Spinnens aus, wie der
Handschuh im heutigen Wappen von Ges-
torf verdeutlicht. Mit ihren Bauten veränder-
ten sie das Bild des bis dahin rein landwirt-
schaftlich orientierten Ortes, der durch den
fruchtbaren lehmigen Boden mit Weizen-
und später mit Hackfrucht- und Gemüse-
anbau zu Reichtum gekommen war. Die
Neusiedler bevorzugten neben kleinen Vier-
ständerbauten in Fachwerk oder in Ziegel-
bauweise die traufständigen, zweigeschos-
sigen Wandständerbauten in Ziegel oder
Fachwerk, die auf kleinem Grundstück di-
rekt an der Straße erbaut wurden. Im Ge-
gensatz hierzu war den alten Höfen immer
der große Wirtschaftshof vorgelagert. Um
1800 gab es in Gestorf bedeutende Töpfe-
reien. Aus dieser Zeit stammt vermutlich
auch der jüdische Friedhof an der VÖLKSE-
NER STRASSE für den 1783 die erste Bele-
gung durch einen Grabstein dokumentiert
ist.
In der Ortsmitte IN DER WELLE steht die ev.
Pfarrkirche in leicht bewegtem Gelände er-
haben auf dem alten Kirchhof. Der in den
längsrechteckigen Grundriß der Saalkirche
einbezogene Ostturm wurde im 14. Jh. auf
dem Chor des romanischen Vorgängerbau-
es von 1180 errichtet. Mit dem Bau des Tur-
mes wurde vermutlich das Langhaus in süd-
licher Richtung verbreitert und zugleich die
heutige Sakristei erbaut. 1772 folgte die
Erweiterung des Saales in westlicher Rich-
tung auf die heutige fünfachsige Anlage,
und 1834 wurden die Umfassungsmauern
aus verputztem Bruchsteinmauerwerk
durch den Baumeister Hellner erhöht.
Gleichzeitig erhielt die Kirche ein flachge-
neigtes Walmdach, innen mit einer flachen
hölzernen Kassettendecke. Die Gedrungen-
heit des Baukörpers wird durch die aufge-
putzten Ecklisenen und die Rechteckfen-
ster mit Sandsteingewänden unterstrichen.
Der kurze First des Turmdaches ist von
einem Dachreiter mit Glocke und Wetterfah-
ne bekrönt. Im Innenraum sind der hölzerne
Kanzelaltar aus dem Jahre 1842 nach den
Entwürfen von Hellner und die Sandstein-
taufe mit Teilen aus dem 14./15. Jh. erwäh-
nenswert.
Im Osten wird der Kirchhof durch den zwei-
geschossigen, z.T. in Fachwerk abgezim-
merten Baukörper des Pfarrhauses IN DER
WELLE 4 abgeschlossen. Die Westtraufe
des siebenachsigen, auf längsrechtecki-
gem Grundriß errichteten Gebäudes wurde
durch Bruchsteinquader vortäuschenden
Aufputz erneuert. Das heute z.T. als Kinder-
garten genutzte Baudenkmal wird über eine
dreistufige, vorgelegte Sandsteintreppe er-
schlossen.
Gestorf, In der Welle, Kirche, 1772 und Ehrenmal
272
Hauptstaatsarchiv Hannover, 11 h/ 15 k
Eldagsen, Lange Straße 142,
Wohnhaus, um 1800
In einer Seitenstraße, MARKTSTRASSE 6,
nahe dem Kirchplatz liegt ein giebelständi-
ger Wandständerbau aus der Zeit um 1800.
Nach einem Umbau zeigt das Baudenkmal
die Proportionen eines Vierständerbaues
und die Eingangssituation eines Bürgerhau-
ses mit vorgelegter Treppe. In der nördlich
gelegenen BRÜCKENSTRASSE 4 hat der
eingeschossige Ziegelbau gleiche Propor-
tionen. Er ist ebenfalls giebelseitig erschlos-
sen. Der nur durch seine Fenster und das
Geschoßgesims gegliederte Bau stammt
aus dem Jahre 1880.
Als Fremdkörper wirkt der mit klassizisti-
schen Formelementen reich geschmückte,
eingeschossige Putzbau von 1886 mit links
aufgesetztem Erkerhaus in der LANGE
STRASSE 110. An städtebaulich bedeutsa-
mer Stelle in der Einmündung der Gestörter
Straße in die Lange Straße wurde vermut-
lich um 1800 das zweistöckig abgezimmer-
te traufständige Wohnhaus der Hofstelle
LANGE STRASSE 142 errichtet.
Ortskarte Seite 152/153
Eldagsen, Marktstraße 6,
Wohnhaus, um 1800
SPRINGE-GESTORF
Gestorf ging aus einer lockeren Haufensied-
lung hervor. Im 13. Jh. wurde östlich davon
eine Rodungssiedlung durch das Kloster
Loccum angelegt, um mehr abgabepflichti-
ge Hofstellen zu gewinnen. Im 16. und 17.
Jh. folgte eine weitere Nachsiedlung von
Kleinbauern, Brinksitzern und landlosen
Leuten, die z.T. nur über Haus und Garten
verfügten. Sie waren auf nicht landwirt-
schaftlichen Erwerb angewiesen. Sie übten
das Gewerbe des Spinnens aus, wie der
Handschuh im heutigen Wappen von Ges-
torf verdeutlicht. Mit ihren Bauten veränder-
ten sie das Bild des bis dahin rein landwirt-
schaftlich orientierten Ortes, der durch den
fruchtbaren lehmigen Boden mit Weizen-
und später mit Hackfrucht- und Gemüse-
anbau zu Reichtum gekommen war. Die
Neusiedler bevorzugten neben kleinen Vier-
ständerbauten in Fachwerk oder in Ziegel-
bauweise die traufständigen, zweigeschos-
sigen Wandständerbauten in Ziegel oder
Fachwerk, die auf kleinem Grundstück di-
rekt an der Straße erbaut wurden. Im Ge-
gensatz hierzu war den alten Höfen immer
der große Wirtschaftshof vorgelagert. Um
1800 gab es in Gestorf bedeutende Töpfe-
reien. Aus dieser Zeit stammt vermutlich
auch der jüdische Friedhof an der VÖLKSE-
NER STRASSE für den 1783 die erste Bele-
gung durch einen Grabstein dokumentiert
ist.
In der Ortsmitte IN DER WELLE steht die ev.
Pfarrkirche in leicht bewegtem Gelände er-
haben auf dem alten Kirchhof. Der in den
längsrechteckigen Grundriß der Saalkirche
einbezogene Ostturm wurde im 14. Jh. auf
dem Chor des romanischen Vorgängerbau-
es von 1180 errichtet. Mit dem Bau des Tur-
mes wurde vermutlich das Langhaus in süd-
licher Richtung verbreitert und zugleich die
heutige Sakristei erbaut. 1772 folgte die
Erweiterung des Saales in westlicher Rich-
tung auf die heutige fünfachsige Anlage,
und 1834 wurden die Umfassungsmauern
aus verputztem Bruchsteinmauerwerk
durch den Baumeister Hellner erhöht.
Gleichzeitig erhielt die Kirche ein flachge-
neigtes Walmdach, innen mit einer flachen
hölzernen Kassettendecke. Die Gedrungen-
heit des Baukörpers wird durch die aufge-
putzten Ecklisenen und die Rechteckfen-
ster mit Sandsteingewänden unterstrichen.
Der kurze First des Turmdaches ist von
einem Dachreiter mit Glocke und Wetterfah-
ne bekrönt. Im Innenraum sind der hölzerne
Kanzelaltar aus dem Jahre 1842 nach den
Entwürfen von Hellner und die Sandstein-
taufe mit Teilen aus dem 14./15. Jh. erwäh-
nenswert.
Im Osten wird der Kirchhof durch den zwei-
geschossigen, z.T. in Fachwerk abgezim-
merten Baukörper des Pfarrhauses IN DER
WELLE 4 abgeschlossen. Die Westtraufe
des siebenachsigen, auf längsrechtecki-
gem Grundriß errichteten Gebäudes wurde
durch Bruchsteinquader vortäuschenden
Aufputz erneuert. Das heute z.T. als Kinder-
garten genutzte Baudenkmal wird über eine
dreistufige, vorgelegte Sandsteintreppe er-
schlossen.
Gestorf, In der Welle, Kirche, 1772 und Ehrenmal
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