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Krumm, Carolin [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 13,2): Region Hannover: nördlicher und östlicher Teil; mit den Städten Burgdorf, Garbsen, Langenhagen, Lehrte, Neustadt a. Rbge., Sehnde, Wunstorf und den Gemeinden Burgwedel, Isernhagen, Uetze und Wedemark — Hameln, 2005

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https://doi.org/10.11588/diglit.44258#0153
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Wesentlich später (um 1890) entstand das
j Doppelwohnhaus nördlich der kreuzenden
Gartenstraße, Haus Wallgartenstraße 16, das
bereits einen wesentlich höheren Wohnkomfort
f anbot. Ein schmaler Vorgarten diente als priva-
te Zone, die hölzerne Verkleidung als Witte-
rungsschutz und ansehnliche Fassadengestal-
tung; schließlich sicherten großzügige Durch-
fensterungen im Zwerchhaus des vollausge-
bauten Dach- bzw. Drempelgeschosses die
notwendige Licht- und Luftzufuhr.


Vermutlich handelte es sich hierbei um die zur
Konservenfabrik Warnecke zugehörigen Arbei-
terwohnhäuser, von der einzig das ebenfalls
1892 errichtete Kesselhaus mit Backstein-
Wasserturm am nördlichen Ende der Wallgar-
tenstraße erhalten blieb (Am Wasserturm 6).
Der auf quadratischem Grundriss aufgehende,
von schmalen Blendbögen vertikal betonte
Turm versorgte die gesamte Fabrik bzw. ihre
verschiedenen Produktionsgänge mit dem not-
wendigen Wasser, das zum Säubern von Obst
und Gemüse in großen Mengen zur Verfügung
stehen musste.
In die gleiche Zeit (um 1890) gehen die Anfänge
der Gartenstraße zurück, deren erste Bauten
ebenfalls als eingeschossige, traufständige
Fachwerkbauten mit breitlagerndem Zwerch-
haus entstanden (Gartenstr. 29). Obwohl nach
und nach einige gehobene Wohnbauten folg-
ten, blieb nur wenig Historisches erhalten; viel
zu stark wird die Gartenstraße heute als
Hauptdurchfahrtsstraße frequentiert: Dennoch
zeugt das durch sandsteinerne Ziergliederun-
gen strukturierte, historistische Ziegelwohnhaus
von 1897 Nr. 12 von der einst gehobenen
Bewohnerschaft. Deutlicher gibt dies allerdings
der unmittelbar in der Nachbarschaft gelegene,
verkleidete Putzbau Schulstraße 12 zu erken-
nen, der 1912 nach einem Entwurf Rudolf
Günthers aus Bad Salzuflen als bürgerliche Villa
für den Burgdorfer Kaufmann Schiele entstand.
Das ganz dem Landhausstil verpflichtete, ver-
spielte Wohnhaus präsentiert das gesamte
Spektrum beliebter Versatzstücke dieses Villen-
stils.
Anderen Baugesinnungen folgt hingegen der
kubische Putzbau Gartenstraße 15 (1929),
dessen überhöhte Frontwand des Mittelrisalites
modern-expressionistische Züge prägen. Das
villenartige, auf hohem Ziegelsockel unter
Walmdach aufgehende Gebäude wurde als
Kinderhort konzipiert und bis in die Nach-
kriegszeit hinein als solcher genutzt - ein Beleg,
dass sich das gesamte Vorstadtquartier eines
starken Zulaufes erfreute. Dieser Entwicklung
folgte schließlich auch der Bau einer eigenen
und der zweiten Kirche der Stadt (St. Pante-
ratius), mit angegliedertem Wohn- und Gemein-
dehaus: Ein wuchtiges Ensemble, in dem der
monumentale Ziegelkubus der durch drei
schmale Blendbögen ausgewiesenen Kapelle
mit dem leichteren Putzbau auf Ziegelsockel
des Gemeindehauses konkurriert. Ein Verbin-
dungstrakt mit offenem Tordurchgang wirkt ver-
mittelnd (1930; Nr. 28). Beide Bauten prägt der
charakteristische Stil der späten zwanziger
Jahre, getragen von der Dominanz der
Horizontalen und dem Spiel mit dem Schatten,

Burgdorf, Schulstraße 12, Villa von 1912 für Kaufmann Schiele, Entwurf R. Günther (Bad Salzuflen)

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