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Krumm, Carolin [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 13,2): Region Hannover: nördlicher und östlicher Teil; mit den Städten Burgdorf, Garbsen, Langenhagen, Lehrte, Neustadt a. Rbge., Sehnde, Wunstorf und den Gemeinden Burgwedel, Isernhagen, Uetze und Wedemark — Hameln, 2005

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44258#0154
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bewirkt durch scharf einschneidende Fenster
und Bögen.
In ähnlicher Weise entwickelte sich der nordöst-
lich der Kernstadt die Gartenstraße kreuzende
Straßenzug Vor dem Celler Tor, der mit dem
Ehrenmal zum Gedenken der im Ersten
Weltkrieg Gefallenen im Süden beginnt.
Der Ausbau dieses Straßenzuges begann ver-
mutlich ebenfalls um 1890, wie das dekorative
Fachwerkwohnhaus Nr. 11 mit Drempelge-
schoss erahnen lässt. Die benachbarten
Wohnhäuser Nr. 12 und Nr. 14 sind als eine
spätere (1901) und massive Variante dieses
Bautyps einzustufen - allerdings bei merklicher
Änderung der Dimensionen. Beide Bauten sind
Reste einer ursprünglich größeren, baugleichen
Gruppe. Drempelgeschoss, Mittelrisalit und
Zwerchhaus werden auch hier durch Zierglie-
derungen, durch dunkel abstechende Ziegel-
bänder auf weißem Putz, betont. Der Eingang
wurde allerdings zur Seite verlegt und durch
attraktive Windfänge geschützt (Nr. 14), um so
ausreichend Raum für drei großzügige Stuben
zur Straße zu erhalten, während sich Kammern
und Küchen zum Garten hin gruppierten.
Moderneren Stilempfindungen folgt der villenar-
tige, zur Zeit leider unsensibel erweiterte
Putzbau Nr. 15 (1912/14), obgleich er in einigen
Details noch historistischen Tendenzen folgt: So
stehen hier der kubischen Bauform ein rund-
licher Eckerker und ein Arkadenwindfang, der
glatten Putzfläche Lisenenvorlagen und
Kassettierungen auf Brüstungshöhe gegenüber
- ein reizvoller Kontrast, der durch die kastigen
Fensterflächen mit den kleinteiligen Oberlich-
tern eine zusätzliche Steigerung erlebt. Der
gedrungen-rechteckige Haupttrakt, an den sich
rückseitig ein Flügel für die Schlafzimmer
anschloss, zeigte ursprünglich eine maximale
Flächenausnutzung, die zugleich Wohnkomfort
sicherte: Nach Aussage einer zeitgenössischen
Bauzeitschrift rückte die Diele in das Zentrum
der Fläche und erschloss die ringförmig
angeordneten Stuben, Küchen und den Win-
tergarten, obergeschossig ein kleinerer Flur-
raum die Stuben und Kammern für das
Gesinde.
Vieles sprach also dafür, hier die örtliche
Realschule anzusiedeln, die 1915 als zweige-
schossiger Putzbau unter Mansardwalmdach
entstand (Nr. 91). Zur Straße hin dominiert das
durch Lisenen gegliederte, risalitartig vortreten-
de Mittelkompartiment des u-förmigen Gebäu-
des, während die kurzen Flügeltrakte den
Zugang zum Schulhof rahmen.
Dekorative Wohnbauten säumen auch die
Schillerslager Straße, einst Hauptzuwegung
der Bahnhofsstation und Standort des belieb-
ten Kaffeehauses mit Kaffeegarten „Marris
Mühle“, an der allerdings auch weniger prächti-
ge Gebäude entstanden. Zu diesen gehört das
holzverkleidete Fachwerkwohnhaus Nr. 45, das
den bereits mehrfach beschriebenen Haustyp
des eingeschossigen, traufständigen Wohn-
hauses mit Zwerchhaus und axialem Eingang
auch an dieser Straße belegt.

Burgdorf, Gartenstraße 28, Kirche St. Panteratius mit Wohn- und Gemeindehaus


Burgdorf, Vor dem Celler Tor 11, Wohnhaus, um 1890


Burgdorf, Vor dem Celler Tor 14, Wohnhaus, 1901


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