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Krumm, Carolin [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 13,2): Region Hannover: nördlicher und östlicher Teil; mit den Städten Burgdorf, Garbsen, Langenhagen, Lehrte, Neustadt a. Rbge., Sehnde, Wunstorf und den Gemeinden Burgwedel, Isernhagen, Uetze und Wedemark — Hameln, 2005

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https://doi.org/10.11588/diglit.44258#0156
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mal ist heute lediglich der modern überprägte,
zweigeschossige Kopf- und Hauptbau, nach-
dem der flachere Flügeltrakt 1958/59 einem
nüchternen Neubau wich.
Mit der Bahnhofsanlage begann der Ausbau
der bald auch verbreiterten Straße, die zu
einem von Fabrikanten und Händlern begehrten
Standpunkt avancierte; bis Ende des 19.Jh. lie-
ßen sich hier eine Öl-, eine Torfstreufabrik und
eine Ziegelei nieder - die kleinen, teilweise auch
als Werkstätten (Roiandstr. 4: Tischlerei) ge-
nutzten, traufständigen Wohnhäuser mit
Zwerchgiebel und dekorativen Zugängen (Nr. 5)
blieben vereinzelt; noch seltener konnten sich
Speicherbauten aus Burgdorfs dörflicher Ver-
gangenheit an dieser Straße in das entwickelte
19.Jh. hinüberretten (Bahnhofstr. 18A). Von
der Entwicklung der Bahnhofstraße zum Klein-
industrie- und Gewerbestandort berichtet das
nur wenige historische Details (Portal mit kan-
nelierten Lisenen) bewahrende Fachwerk-
wohnhaus einer einstigen Getreidegroßhand-
lung (Bahnhofstr. 11), die sich wohl schon um
1845/1850 unmittelbar gegenüber dem Bahn-
hof ansiedelte, um von der optimalen Erschlie-
ßung zu profitieren. 1896 entstand einige weni-
ge Meter südlich das zweigeschossige Lager-
haus Nr. 2 mit Drempelgeschoss der Landwirt-
schaftlichen Bezugs- und Absatzgenossen-
schaft, ein schiefwinkliger Putzbau mit dekora-
tiver Fassade: Dichte Reihungen ziegelgefas-
ster Stichbogenfenster sitzen Formziegel-
gesimsen auf und verunklären, dass sich hinter
der Fassade auf vier Geschossen freie Lager-
hallen und einige kleinere Lagerräume befinden;
nur im ersten Oberschoss waren fünf Kammern
und Stuben als Verwalterwohnung von der
Lagerfläche abgegrenzt. Das Lagergebäude
grenzt direkt an den sog. Alten Friedhof (Nr. 1)
an, dessen Geschichte mit der verheerenden
Pestwelle des späten 16.Jh. begann. Damals
wurde eine rechteckige Parzelle vor dem han-
noverschen Tor abgesteckt, auf der im Jahr
1868 eine kleine Backsteinkapelle als Ausseg-
nungshalle und Ersatzbau für die 1815 abgeris-
sene Magdalenenkapelle (1583) entstand. Ihrer
Bauzeit gemäß zeigt die gründerzeitliche
Kapelle historistische Elemente (Torbeschläge)
wie u.a. auch schlichte neugotische Details, die
sich bei kommunalen Bauten jener Zeit v.a. in
gekuppelten Spitzbögen zeigen. Der Friedhof
beeindruckt durch die Vielzahl und Vielfalt der
aufgelassenen Gräber und Grabanlagen, die in
selten erhaltener Dichte die Fläche überziehen.
Zwischen Zippoi des frühen 19.Jh. und Grotten
der Jahrhundertwende ragen etliche Grabkreu-
ze und Baumgrabmale empor - ein Ensemble,
das in dieser Zusammenstellung für einen
Kleinstadtfriedhof ungewöhnlich ist. Barocke,
üppig reliefierte Stelen des 18.Jh. repräsentie-
ren den ältesten, erhaltenen Belegungshorizont
dieses bemerkenswerten Bestattungsplatzes.
Jünger datiert hingegen ein weiterer, benach-
barter Friedhof, der seit ca. 1750 (erste erhalte-
ne Bestattung) kontinuierlich belegte Jüdische
Friedhof an der Uetzer Straße südöstlich der
Burgdorfer Altstadt - er gilt als der älteste jüdi-
sche Bestattungsplatz im Landkreis Hannover:
Seine Geschichte reicht bis in das Jahr 1692
zurück, als hier auf herzoglichen Befehl ein Kind


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