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Krumm, Carolin [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 13,2): Region Hannover: nördlicher und östlicher Teil; mit den Städten Burgdorf, Garbsen, Langenhagen, Lehrte, Neustadt a. Rbge., Sehnde, Wunstorf und den Gemeinden Burgwedel, Isernhagen, Uetze und Wedemark — Hameln, 2005

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https://doi.org/10.11588/diglit.44258#0206
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Bis Ende des 18.Jh. (s. Kurhannoversche Lan-
desaufnahme) hatte Horst die Ortsgestalt ent-
wickelt, die seinen historischen Dorfkern noch
heute charakterisiert: Schon damals erstreck-
ten sich die schmalen Flurstücke der 37
Feuerstellen zählenden Rodungssiedlung nörd-
lich der Hauptstraße bis zur Niederung des
Hörster Bruches, während südlich der Haupt-
straße nur einige Gehöfte und eine entferntere
Mühle lagen. Erst in der Nachkriegszeit hat sich
Horst v.a. gegen Osten und Südosten um eini-
ge Reihenhaussiedlungen beidseitig des Müh-
lenweges erweitert, die die Struktur des histori-
schen Dorfkerns allerdings unberührt beließen;
dennoch sind einige Verluste an historischer
Bausubstanz durch Umbauten oder aber
moderne Verdichtungen zu registrieren.
Im Zentrum des Dorfes wurde östlich der
Einmündung der Frielinger Straße das über-
kommene massive Kirchenschiff als Nach-
folgebau eines mittelalterlichen Sakralbaus
errichtet, der schon früh Zentrum eines weitläu-
figen Kirchspiels war. Noch vor seinem Ab-
bruch wurde die neue Kirche (Andreasstr. 5)
nach den Plänen G. F. Dinglingers realisiert (bis
1780), ein flach gewölbter (Voutengewölbe),
von schmalen Fensterbahnen belichteter
Saalraum mit Sakristeivorbau unter einem
Giebelmansarddach. Nach den Abrechnungen
des Malers Bartels aus Hannover (1781) zu fol-
gern, wurde die Kirche damals farblich zurück-
haltend gefasst, außen in „Stein Coulöhr” mit
braunen Türen, innen in Grau und Weiß. Dieser
Raumtönung ordnete sich auch der schmale
Umgangskanzelaltar J. Ohr. Laubers (Entwurf
1779) unter, der nur durch Detailvergoldungen
einige Akzentuierungen erfuhr. Seit 1851 prägt
die Orgel des Orgelbaumeisters Schaper aus
Hildesheim den Kirchenraum - zusammen mit
der steinernen Taufe des Jahres 1606 die einzi-
gen Ergänzungen der ansonsten einheitlich
barocken Innenausstattung.
Auf Planentwürfe des Neugotikers C. W. Hase
ist der achteckige, 1866/67 realisierte Back-
steinturm zurückzuführen, ein imposanter Er-
satz für den baufälligen Fachwerkturm des
Jahres 1612; mit 42 Metern Höhe überragt der
ausgesprochen farbig anmutende, neugotische
Turm die gesamte Dorflandschaft.
Schließlich ist als eine weitere Besonderheit der
Hörster Kirche der östliche, von einem antikisie-
renden Dreieckgiebel überfangene Anbau an-
zusprechen, den man 1681 als private Grab-
kammer des Ricklinger Amtmannes Voigt und
seiner Familie realisierte. Zusammen mit einigen
barocken Stelen, Grabplatten und typischen
Pfeilergrabmalen des 19.Jh. bezeugt er, dass
der Kirchhof seit Jahrhunderten als örtlicher
Bestattungsplatz fungierte. An seinem süd-
lichen Ende leitet ein Gefallenendenkmal, kurz
nach dem Ersten Weltkrieg errichtet, zur einsti-
gen Haupt- und heutigen Andreaestraße über,
an der auch das ehemalige Pfarrgehöft liegt (Nr.
9). Nach dem Abriss der Pfarrscheune 1964
blieb allerdings nur das zweigeschossige
Pfarrhaus erhalten, ein stattlicher, siebenachsi-
ger Fachwerkbau unter Walmdach des Jahres
1860, der die Ortsdurchfahrt von Osten her
schon von der Ferne beherrscht.

Horst, Kurhannoversche Landesaufnahme, aufgen. 1781, Ausschnitt (Landesvermessung und Geobasisinfor-
mation Niedersachsen)


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Horst, Andreasstraße 5, Blick von Nordosten auf die Kirche von 1780 (Pläne G.F. Dinglinger)

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