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Krumm, Carolin [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 13,2): Region Hannover: nördlicher und östlicher Teil; mit den Städten Burgdorf, Garbsen, Langenhagen, Lehrte, Neustadt a. Rbge., Sehnde, Wunstorf und den Gemeinden Burgwedel, Isernhagen, Uetze und Wedemark — Hameln, 2005

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https://doi.org/10.11588/diglit.44258#0216
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massive Umfriedungen gegen die Straße
abgrenzen (Im Dorfe 6). Zu ihnen gehört - in
ortsbildprägender Lage - die Hofstelle Im
Dorfe 1, rückseitig als bäuerliches Anwesen mit
bündig abgezimmerter Längsdurchfahrts-
scheune („1859”), massivem Wirtschaftsgiebel
(„1869”) und einmündendem Stalltrakt (um
1870) ablesbar; den Zugang markiert hier eine
steinerne Pforte („1870”) vor einer straßenparal-
lelen Eichensetzung. Zur Kirche hin entwickelt
sich hingegen die repräsentativere Seite des
Hofes, vom zweigeschossigen Kubus des mas-
siven Wohnteiles überragt; die Scheune erhielt
hier um 1900 einen massiven Blendgiebel vor-
gelegt, der Hofraum wurde zum Garten hinter
hoher Mauer gestaltet. Der Grund für die
Unterscheidung in eine funktionale Rückseite
und eine vornehmere Front ist eindeutig,
immerhin liegt der Hofstelle einer der ortsge-
schichtlich bedeutendsten Höfe gegenüber, die
einstige Halbmeierstelle Nr. 4:
Der Voigtsche Amtsmannshof
Bei dem über einen Vorhof zugänglichen Hofgut
Im Dorfe 4 handelt es sich vermutlich um das
Wohnhaus Johann Georg Voigts, landesherr-
licher Beamter im Amt Ricklingen. Sein Vater
ließ es um 1640 auf der Grundfläche eines
Halbmeierhofes als repräsentativen Fachwerk-
bau errichten, nachdem das Grundstück 1637
in Voigtschen Familienbesitz (Kauf durch
Jacobus Voigt) übergegangen war. Noch heute
ist der Achsbezug zwischen Wohnhaus und
gegenüberliegender Kirche offensichtlich, so
dass anzunehmen bleibt, dass hier die barocke
Idee einer Raumachse in dörflich bescheide-
nem Rahmen Umsetzung fand.
Wichtiges Detail der Anlage ist der massiv
umgrenzte, von prächtigen Eichen überschatte-
te Vorhof, den drei profilierte Rundbogenportale
mit Kugelaufsatz zum Dorf hin öffnen; das mit-
tige Haupttor ist dabei auf das rundbogige
Portal des Wohnhauses ausgerichtet, dessen
Wangen, Sturz und Architrav reliefierte
Fruchtgirlanden überziehen. Das im Innern
mehrfach umgestaltete Gebäude, dessen ober-
geschossiger Saal einzig in der ursprünglichen
Anordnung erhalten blieb, besitzt ein weiteres
formidentisches Portal zu einem kleinen
Gartenstück hin, das in der von Herrenhäuser
Buchsbaum gesäumten Parterregestaltung an
die Gartengestaltungen des 17./18.Jh. an-
knüpft; möglicherweise wurde das halbroset-
tenförmige Gartenstück (1803 belegt) angelegt,
als das Grundstück um 1800 in den
Kunzeschen Besitz überging.
Nach den Quellen (Auflistung 1709) gehörte
zum Hof des frühen 18.Jh. ein massiv umfrie-
deter Garten mit quadratischem Fischteich und
einer zweigeschossigen Laube aus „lebenden
Linden”; ein sog. Immegarten, ein nordwestlich
angrenzendes Gartenstück mit Bienenhaus und
oktogonalem Pavillon, ergänzte den Park, der in
der heutigen Konzeption allerdings kaum mehr
abzulesen ist. Zum Dorf hin runden zwei
Fachwerkställe des 18.Jh. die Anlage ab und
verstärken in ihrer parallelen hofflankierenden
Stellung den Eindruck eines geschlossenen,


Schloss Ricklingen, Im Dorfe 4, Portal des Haupthauses

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