Farster Bauerschaft, Hauptstraße 98, sog. „Rabenburg" von 1920
der Jahrhundertwende beliebte Zierfachwerk.
Der villenartige Charakter des bürgerlichen
Landhauses, einst am Ortsausgang gelegen,
heute durch den Autobahneinschnitt vom
Hagendorf getrennt, zeigt sich vornehmlich zur
historisch umfriedeten Gartenseite.
Schließlich blieben bei obiger Darstellung vier
funktionale Nebengebäude unberücksichtigt,
die losgelöst von ihrem zugehörigen Haupthaus
als Denkmale ausgewiesen wurden: Zwei
Backhäuser, ein Speicher und eine Scheune.
Das Backhaus-/Speicherensemble der Hof-
stelle Nr. 44 dokumentiert den Kontrast zwi-
schen dem in Ankerbalken-/Hochrähmgefüge
erstellten, bald um zwei Kübbungen erweiterten
Speicherbau des 18.Jh. und dem als verzapf-
ten Wandständerbau errichteten Backhaus des
Jahres 1837. Nur wenige Jahre früher wird das
Backhaus Nr. 20 erstellt worden sein, ein
gleichmäßig abgezimmerter, zwischenzeitlich
zum Aufenthalt umgenutzter Wandständerbau
mit entsprechend großzügigen Fenstereinbrü-
chen an den Traufen (um 1800).
Farster Bauerschaft, Hauptstraße 80, Längsdurchfahrtsscheune
Die Konstruktion des 18. und des 19.Jh. ver-
bindet hingegen die straßenseitige Längsdurch-
fahrtsscheune der Hofstelle Nr. 80, ein Wand-
ständerbau ursprünglich mit Querdurchfahrt,
dessen älterer Teil mit Vollwalm im Unterrähm-
gefüge mit mächtigen aufliegenden Dachbalken
vielleicht noch in der 2. Hälfte des 18.Jh. ent-
stand. Um 1870 wurde er um einen Anbau
unter einem Krüppelwalmdach erweitert.
Örtliche Bedeutung besitzt überdies ein heute
als privates Wohnhaus genutzter Fachwerkbau,
in der Lokalgeschichte als altes Forsthaus und
späteres Amtsgericht bekannt. Folgt man dem
natürlichen Gefälle des stark abfallenden Nord-
hanges entlang der Straße Tiefe Trift, so erhebt
sich nach wenigen Meter der im Jahr 1770 von
der Forstverwaltung der Vogtei, dem Gut
Lohnde, errichtete Wandständerbau Tiefe Trift
4. Das als Stockwerksbau abgezimmerte Ge-
bäude kragt allseitig schwach vor und hielt über
den Wohnetagen Lagerfläche im Dachge-
schoss vor.
Farster Bauerschaft, Tiefe Trift 4, ehern. Forstverwaltung der Vogtei, 1770
ISERNHAGEN/HOHENHORSTER BAUER-
SCHAFT
Der westlichste der vier Isernhagener Ortsteile
trägt seit 1511 den Namen Hohenhorster Bau-
erschaft und erstreckt sich heute auf etwa drei
Kilometern in nordsüdlicher Richtung parallel
zur westlich verlaufenden Wietze.
Trotz zahlreicher Verdichtungen und Erwei-
terungen blieb die historische Grundstruktur
dieses Hagendorfes, die Reihung ausgespro-
chen breiter Hofstellen mit dahinter liegendem
Eichen(Mast-)wald und angrenzenden Wiesen-
fluren, in seltener Weise intakt. Bereits die Kur-
hannoversche Landesaufnahme des Jahres
1781 ließ diese durch Baum- oder Strauchset-
zungen markierte Einteilung erkennen, die nach
der Hofstellengröße der Hohenhorster Bauer-
schaft die der anderen Bauerschaften deutlich
übertraf. Die Hoffluren der neunzehn Halbhöfe
(unter ihnen zwei Viertelhöfe) endeten an den
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