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Krumm, Carolin [Editor]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 13,2): Region Hannover: nördlicher und östlicher Teil; mit den Städten Burgdorf, Garbsen, Langenhagen, Lehrte, Neustadt a. Rbge., Sehnde, Wunstorf und den Gemeinden Burgwedel, Isernhagen, Uetze und Wedemark — Hameln, 2005

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.44258#0271
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der heutigen Heidestraße und der beide
Straßenzüge verbindenden Kirchstraße die
Grundstruktur des Dorfes ausbildete. Über die
Geschichte des Ortes ist nur Weniges bekannt,
allerdings genoss Engelbostel als Kernsiedlung
des Go Engelbostel über Jahrhunderte den
Rang eines Go- und eines Holzgerichtes, die
beide noch im 16.Jh. Erwähnung fanden.
Darüber hinaus war der Ort das Zentrum eines
eigenen Kirchspiels, zu dem neben Engelbostel
noch elf weitere Dörfer gehörten (u.a. Heitlin-
gen, Vinnhorst, Berenbostel).
Der westlichste der Langenhagener Ortsteile
(Kananohe 1928 eingemeindet) hat sich im
20.Jh. um einige Neubausiedlungen vergrößert,
die sich vor allem gegen Süden in Richtung der
Autobahn A 352 erstrecken, die das Langen-
hagener Gebiet in weiten Bögen durchläuft -
dennoch blieb der dörflich-ländliche Charakter
des Ortes bis heute bewahrt: So lebt der
beschauliche Ortsteil trotz der modernen Ver-
dichtungen von seiner noch teilweise intakten
Gehöftstruktur, die vor allem der bogig verlau-
fenden Achse Alt-Engelbostel ihr nostalgisches
Ambiente verleiht.

Engelbostel, Kurhannoversche Landesaufnahme, aufgen. 1781, Ausschnitt (Landesvermessung und Geobasis-
information Niedersachsen)


Martinkirche
Im Jahr 1196 berichtete eine Quelle von einer
Kirche in „hendelingeburstelle”, die sich im Süd-
westen des Dorfes unmittelbar in der Biegung
des Kirchstraßenverlaufs erhob. Diesem wohl
ältesten Gotteshaus der Ansiedlung mag viel-
leicht noch der untere, aus Bruchsteinen ge-
mauerte Teil des massiven Kirchturmes zuzu-
ordnen sein, den seit 1788 neu aufgemauerte
Strebepfeiler an den Ecken gegen das Auswei-
chen der Mauern sichern (Kirchstr. 62). Damals
musste das zugehörige Langschiff dem über-
kommenen Neubau (1787-88) weichen, einem
schlichten Saalbau (Entwurf oder Ausführung:
„C. Büttner”), nur durch die Eckverzahnung und
schlanke, stichbogige Fenster akzentuiert. Um
das Raumangebot der kleinen Kirche zu erhö-
hen, stellte man eine allseitig umlaufende
Empore ein, deren zwei Geschosse überspan-
nende Stützen die hölzerne Decke abtragen.
Wie mancherorts zu beobachten, so wurde
diese auch hier über den Emporen flach ange-
legt, während sie den stützen- und emporen-
freien Raum als Tonnengewölbe überfängt. Der
Form dieser Tonne folgt die neugotische Orgel
mit ihrem filigranen Prospekt, ein Meisterwerk
neugotischer Orgelbaukunst nach einem Ent-
wurf G. F. Laves, die bis 1880 in der hannover-
schen Ägidienkirche stand. Seit ihrer Überfüh-
rung nach Engelbostel kontrastiert sie mit dem
barocken Umgangskanzelaltar, einer Säulen-
ädikula des Bildhauers Matern des Jahres
1788. 1894 wurde das Kircheninnere in den
damals bevorzugten schweren, gedämpften
Tönen (hier Grün und Rot) neu gefasst, wobei
man sich bei der Ausführung der filigranen
Muster an zeitgenössischen Brokatstoffen
orientierte; ein von Fachleuten jüngst freigeleg-
tes Probejoch zeigt einen Schnitt durch die
damalige Bemalung, die von Stoffimitationen im
Kirchenschiff über florales Flächendekor der
Emporenkassettierungen bis hin zu Palmetten-
bändern als Abschluss der Empore reicht. Als

Engelbostel, Kirchstraße 62, Martinkirche, Blick auf den Westturm

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