stetigen Expansion der Residenzstadt Hanno-
ver gewann auch der Torfabbau in den nahen
Mooren derart an Bedeutung als Wirtschafts-
zweig (Heizkraft) hinzu, dass man ihn bald der
strengen Verteilung unter der Aufsicht eines
Moorvogtes (erstmals erwähnt 1686) unterstell-
te - bis Anfang des 20.Jh. blieb der Torfverkauf
ein wichtiges Gewerbe im Ort.
Anders als das südlich angrenzende Langen-
hagen entwickelte sich Kaltenweide nicht als
Hagenhufen-, sondern als locker streuendes
Haufendorf, dessen Struktur bis Ende des
19.Jh. fast unverändert erhalten blieb. Flächige
Siedlungsentwicklungen wurden erst durch den
Ausbau moderner Wohngebiete eingeleitet,
obgleich die Grundstruktur Kaltenweides bis
heute erhalten blieb. So wird Kaltenweide trotz
etlicher moderner Überprägungen und Verdich-
tungen noch heute von zahlreichen bäuerlich-
ländlichen Bauten geprägt, die in erstaunlicher
Zahl in das entwickelte 18.Jh. zurückdatie-
ren.
So charakterisieren enge, durch paarweise
angeordnete Kopfbänder (teilweise Kopfwinkel-
hölzer) betonte Ständerstellungen das Ortsbild
ebenso wie über Karniesknaggen und Krag-
balken vorspringende Scheingeschosse mit
charakteristischen Holzausfachungen. Wie be-
reits für Engelbostel, aber auch Isernhagen als
Kernregion dieser Bauweise ausgeführt, so
wurde auch hier die Abzimmerung nicht nach
den anliegenden Bauaufgaben variiert - die
kleinen Wandständer- bzw. Längsdurchfahrts-
scheunen zeigen die gleiche aufwendige Ge-
staltung ihrer Giebel wie die in Zweiständer-
bauweise errichteten Wohnwirtschaftsgebäude
(Scheune Lindenstr. 34/34A: „1753”; WWG:
Kananoher Str. 24: „1732”). Diese für das heu-
tige Auge ausgesprochen dekorativ anmutende
Giebelgestaltung setzte sich in Kaltenweide bis
Ende des Jahrhunderts fast unverändert fort.
Auch wenn weitere Ständerstellungen die
engen Setzungen mit Kopfwinkelholz ablösten,
die Giebelvorkragungen in ihrer Anzahl deutlich
reduziert ausfielen und Bohlenausfachungen
sich nur noch auf eine Gefachzone beschränk-
ten, so blieb die Grundstruktur des gestuften
Wirtschafts- oder Straßengiebels dennoch
weitgehend unverändert erhalten (vgl. die
Scheunen Am Weiherfeld 7: um 1760;
Wagen-zeller Str. 10: um 1760/70).
Erst nach 1800 fasste auch hier die neue Form
der Abzimmerung Fuß, Vierständerbauten ohne
deutliche Vorkragungen, allein durch geschoss-
hohe Schrägstreben oder kürzere Fußstreben
verstärkt (Lindenstr. 20: WWG Wohngiebel
„1810”, Wirtschaftsgiebel „1816”; Scheune
„1850”; WWG Lindenstr. 34: „1820”; WWG
Wagenzeller Str. 4: „1832”), die im Nebenein-
ander mit den tief schattenden Bauten des
18.Jh. einen deutlichen Kontrast formulieren
(vgl. Hofstelle Lindenstr. 34 am nördlichen
Ortsausgang).
Schließlich blieb im Nordosten des Dorfes mit
der Vollmeierstelle Wagenzeller Straße 16,
16a, 18 ein anschauliches Beispiel imposanter
Hofanlagen erhalten - eine dicht gedrängte
Gruppe stattlicher Fachwerkgebäude um einen
durch hohe Pappeln und eine flache Ziegel-
mauer abgeschrankten Wirtschaftshof. Die
Baugruppe prägt das räumlich enge Nebenein-
ander von mindestens drei Wirtschaftseinhei-
ten, die von der Bedeutung der Hofstelle
berichten: Zwei Generationen der Meierfamilie
und das zugehörige Gesinde (bzw. die Häus-
linge). So gehören zum historischen Baube-
stand u.a. das Haupthaus (um 1850, 1898
massiv erneuert) mitsamt zugehöriger Doppel-
längsdurchfahrtsscheune („1876”) und dem
Fachwerkstall (um 1850, gegen 1900 um
Drempel aufgestockt), das jüngst tiefgreifend
sanierte Häuslings- oder Gesindehaus (um
1850) und ein ungewöhnlicher Altenteiler, der
hier nicht als simpler Fachwerkbau, sondern
dekorativer Ziegelbau mit Fachwerkdrempel
und Zierzwerchhaus entstand (1903). Eine
Bauinschrift berichtet namentlich vom zugrun-
deliegenden Entwurf der „Baustelle der Land-
wirtschaftskammer für die Provinz Hannover”
und den Architekten Brandes (Ausführung) und
Niemeyer („Regbmstr”).
Auch die wenige Meter südlich, gegenüber des
Ziegelwohnhauses Wagenzeller Straße 7
(„1908”) gelegene Hofstelle Nr. 11 lebt von der
baulichen Vielfalt ihrer Bauten. Neben zwei typi-
Kaltenweide, Lindenstraße 34, Wohnwirtschaftsgebäude
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ver gewann auch der Torfabbau in den nahen
Mooren derart an Bedeutung als Wirtschafts-
zweig (Heizkraft) hinzu, dass man ihn bald der
strengen Verteilung unter der Aufsicht eines
Moorvogtes (erstmals erwähnt 1686) unterstell-
te - bis Anfang des 20.Jh. blieb der Torfverkauf
ein wichtiges Gewerbe im Ort.
Anders als das südlich angrenzende Langen-
hagen entwickelte sich Kaltenweide nicht als
Hagenhufen-, sondern als locker streuendes
Haufendorf, dessen Struktur bis Ende des
19.Jh. fast unverändert erhalten blieb. Flächige
Siedlungsentwicklungen wurden erst durch den
Ausbau moderner Wohngebiete eingeleitet,
obgleich die Grundstruktur Kaltenweides bis
heute erhalten blieb. So wird Kaltenweide trotz
etlicher moderner Überprägungen und Verdich-
tungen noch heute von zahlreichen bäuerlich-
ländlichen Bauten geprägt, die in erstaunlicher
Zahl in das entwickelte 18.Jh. zurückdatie-
ren.
So charakterisieren enge, durch paarweise
angeordnete Kopfbänder (teilweise Kopfwinkel-
hölzer) betonte Ständerstellungen das Ortsbild
ebenso wie über Karniesknaggen und Krag-
balken vorspringende Scheingeschosse mit
charakteristischen Holzausfachungen. Wie be-
reits für Engelbostel, aber auch Isernhagen als
Kernregion dieser Bauweise ausgeführt, so
wurde auch hier die Abzimmerung nicht nach
den anliegenden Bauaufgaben variiert - die
kleinen Wandständer- bzw. Längsdurchfahrts-
scheunen zeigen die gleiche aufwendige Ge-
staltung ihrer Giebel wie die in Zweiständer-
bauweise errichteten Wohnwirtschaftsgebäude
(Scheune Lindenstr. 34/34A: „1753”; WWG:
Kananoher Str. 24: „1732”). Diese für das heu-
tige Auge ausgesprochen dekorativ anmutende
Giebelgestaltung setzte sich in Kaltenweide bis
Ende des Jahrhunderts fast unverändert fort.
Auch wenn weitere Ständerstellungen die
engen Setzungen mit Kopfwinkelholz ablösten,
die Giebelvorkragungen in ihrer Anzahl deutlich
reduziert ausfielen und Bohlenausfachungen
sich nur noch auf eine Gefachzone beschränk-
ten, so blieb die Grundstruktur des gestuften
Wirtschafts- oder Straßengiebels dennoch
weitgehend unverändert erhalten (vgl. die
Scheunen Am Weiherfeld 7: um 1760;
Wagen-zeller Str. 10: um 1760/70).
Erst nach 1800 fasste auch hier die neue Form
der Abzimmerung Fuß, Vierständerbauten ohne
deutliche Vorkragungen, allein durch geschoss-
hohe Schrägstreben oder kürzere Fußstreben
verstärkt (Lindenstr. 20: WWG Wohngiebel
„1810”, Wirtschaftsgiebel „1816”; Scheune
„1850”; WWG Lindenstr. 34: „1820”; WWG
Wagenzeller Str. 4: „1832”), die im Nebenein-
ander mit den tief schattenden Bauten des
18.Jh. einen deutlichen Kontrast formulieren
(vgl. Hofstelle Lindenstr. 34 am nördlichen
Ortsausgang).
Schließlich blieb im Nordosten des Dorfes mit
der Vollmeierstelle Wagenzeller Straße 16,
16a, 18 ein anschauliches Beispiel imposanter
Hofanlagen erhalten - eine dicht gedrängte
Gruppe stattlicher Fachwerkgebäude um einen
durch hohe Pappeln und eine flache Ziegel-
mauer abgeschrankten Wirtschaftshof. Die
Baugruppe prägt das räumlich enge Nebenein-
ander von mindestens drei Wirtschaftseinhei-
ten, die von der Bedeutung der Hofstelle
berichten: Zwei Generationen der Meierfamilie
und das zugehörige Gesinde (bzw. die Häus-
linge). So gehören zum historischen Baube-
stand u.a. das Haupthaus (um 1850, 1898
massiv erneuert) mitsamt zugehöriger Doppel-
längsdurchfahrtsscheune („1876”) und dem
Fachwerkstall (um 1850, gegen 1900 um
Drempel aufgestockt), das jüngst tiefgreifend
sanierte Häuslings- oder Gesindehaus (um
1850) und ein ungewöhnlicher Altenteiler, der
hier nicht als simpler Fachwerkbau, sondern
dekorativer Ziegelbau mit Fachwerkdrempel
und Zierzwerchhaus entstand (1903). Eine
Bauinschrift berichtet namentlich vom zugrun-
deliegenden Entwurf der „Baustelle der Land-
wirtschaftskammer für die Provinz Hannover”
und den Architekten Brandes (Ausführung) und
Niemeyer („Regbmstr”).
Auch die wenige Meter südlich, gegenüber des
Ziegelwohnhauses Wagenzeller Straße 7
(„1908”) gelegene Hofstelle Nr. 11 lebt von der
baulichen Vielfalt ihrer Bauten. Neben zwei typi-
Kaltenweide, Lindenstraße 34, Wohnwirtschaftsgebäude
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