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Krumm, Carolin [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 13,2): Region Hannover: nördlicher und östlicher Teil; mit den Städten Burgdorf, Garbsen, Langenhagen, Lehrte, Neustadt a. Rbge., Sehnde, Wunstorf und den Gemeinden Burgwedel, Isernhagen, Uetze und Wedemark — Hameln, 2005

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https://doi.org/10.11588/diglit.44258#0309
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Immensen, Bauernstraße, Kirche St. Antonius, Blick von Nordosten auf den von C. W. Hase 1877 erweiterten apsidialen Chorraum


sich seitdem im neuromanischen Stil: Nicht nur
das Kirchenschiff wurde einseitig verbreitert und
der gewonnene Raum zwerchhausartig in das
Satteldach rückgebunden, sondern auch statt
des Dachreiters ein schlanker Glockenturm der
Kirche zur Seite gestellt und schließlich Schiff
und Turm durch Blendbögen, Tympanonfelder,
Schallarkaden, Würfelkapitelle und Rosetten
romanisierend interpretiert.
Auch das Innere zeigt die Gestaltung der
Jahrhundertwende, abzulesen an der einge-
stellten zweiseitigen Empore, dem trapezoid
geführten, hölzernen und mit Schablonen-
malerei verzierten Gewölbe und der Umgestal-
tung des Kanzelaltars (1771, Tischlermeister
Cordes), den man um den Kanzelkorb befreite
bzw. um ein Tafelbild des Kunstmalers Jordan
ergänzte; gleichzeitig brachte man auch die
überkommenen Farbglasfenster ein.
Neben der Kirche erinnern zwei Ehrenmale an
die Toten des Deutsch-Österreichischen (1866)
und Deutsch-Französischen Krieges (1870/71)
und des Ersten Weltkrieges (1914/18): Wurde
das ältere Ehrenmal in traditioneller Form als
Pfeilermal (1872) unter Eichen gestaltet, so
wählte man für das jüngere die Form einer relie-

fierten, offen gearbeiteten Ädikula. Das seitlich
von den Bildnissen eines Sämannes und einer
jungen Mutter, mittig von einem vollplastischen
Aufsatz (Helm?) verzierte Ehrenmal entstand
1922 und ist ein Werk des Burgdorfer
Bildhauers „H. Hildebrandt”. Bis zu seiner Er-
weiterung um 1960 gestalteten Heidegewäch-
se (Birken, Kiefern, Weiden, Blutbuchen) den
umfriedeten und zum Mahnmal deutlich anstei-
genden Ehrenbezirk. Erst später wurde die stei-
nerne Platte mit Eisernem Kreuz („1914-1918”)
eingesetzt und zwei radial ausschwingende
Wangenstücke mit begrenzenden Urnenpfei-
lern angefügt, mit denen der Heidecharakter
modernen Blumenrabatten wich.
Nur zwei Jahre nach der Bauabnahme der
Kirche 1901 wurde das neue Pfarrhaus an der
Arpker Straße (Nr. 10) realisiert, ein ganz im
Vilienstil gehaltener Klinkerbau. Plangrundlagen
lieferte Architekt Stöver, die Ausführung oblag
E. Haepke aus Evern. Ganz ähnlich verhält es
sich bei dem historistischen Villenbau Nr. 14.
Bescheiden wirkt heute die giebelständige
Schule Immensens, die wohl nach Plänen
Heliners 1854/55 nahe der Kirche entstand. Ein
Reliefstein mit dem obligatorischen Sinnspruch

„Lasset die Kindlein zu mir kommen...” weist
heute auf die einstige Nutzung des eingeschos-
sigen Ziegelbaus hin, der mit Ausnahme der
dichten Durchfensterung entlang der Traufen
traditionellen Wohnwirtschaftsgebäuden ver-
pflichtet bleibt (Bauernstr. 7). So lagen auch
hier Dreschdiele, Kuhstall und zwei Kammern
unmittelbar hinter dem Wirtschaftsgiebel und
vermittelten zu dem anschließenden Wohntrakt
(Küche, Kammer, Stube) mit der Schulstube.
An der Abzweigung der Ziegelei- von der
Bauernstraße als Hauptachse des Ortes
erstreckt sich die historische „Große Kothstelle
Nr. 1” (Nr. 1), einer der größten und aufgrund
des erhaltenen Baubestandes beeindruckends-
ten Höfe Immensens. Der Blick fällt zunächst
auf den Altenteiler des Jahres „1815” (zweige-
schossiger Wohnteil), den spätere Umbauten
um ein Drempelgeschoss ergänzten. Als ortsty-
pisch sind die liegenden Gefache im Giebelfeld
zu bezeichnen, die sich im Wirtschaftsgiebel
des zurückgelegenen Haupthauses wiederho-
len. Das Vierständerhallenhaus von „1796”
(Kübbung später) präsentiert sich in zeit- und
regionaltypischer Weise von geschosshohen K-
Streben und dem in Stockwerksbauweise aus-
geführten, zweigeschossigen Wohnteil be-

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