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Krumm, Carolin [Editor]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 13,2): Region Hannover: nördlicher und östlicher Teil; mit den Städten Burgdorf, Garbsen, Langenhagen, Lehrte, Neustadt a. Rbge., Sehnde, Wunstorf und den Gemeinden Burgwedel, Isernhagen, Uetze und Wedemark — Hameln, 2005

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.44258#0332
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akzentuierte Putzbau Marktstraße 17 (um
1890) im Zitat des Traufgesimses und der Drei-
eckgiebel über den Fenstern vorwiegend klassi-
zistische Formen aufgreift, verweist der durch
Farbkontraste (Backstein/weiße Putzflächen)
und geometrisierende Anleihen bestimmte
Geschäftsbau Marktstraße 30 (vor 1905) auf
Bautendenzen, wie sie dem geometrischen
Jugendstil zu Eigen sind; der durch historische
Fotografien auf die Jahre vor 1905 datierte
Traufenbau besticht durch seine dekorative
Formenvielfalt, die sich im Gegenüber der erd-
geschossigen breiten Stichbögen und den
obergeschossigen schmalen Rundbögen sowie
hochrechteckigen Putzflächen äußert; mit dem
axial ausgerichteten Zwerchgiebel erhält das als
Geschäfts- und Wohnhaus errichtete Gebäude
zugleich einen in die Wallstraße gerichteten
point de vue.
Zwischen beiden Stilen vermittelt die mit run-
dem Treppenturm und Erker ausgestattete bür-
gerliche Villa Marktstraße 22 („1899”, 1909
umgebaut, 1993 saniert), ein typischer Vertreter
des malerischen Historismus, der durch die
Vielfalt der zitierten Kleinstarchitekturen (hier:
Ziergiebel, Schneck, Kastenerker, Loggia)
anheimelnde, landhausartige Wohnbauten
schuf, ohne sich stilistisch eindeutig zu formu-
lieren. Als moderne Zutaten sind an diesem
Baubeispiel jedoch die floralen Buntglasfenster
des Treppenturmes und die Altanvergitterung
zu benennen, die bereits Motive des aufblühen-
den Jugendstils zitieren.
Neben den zahlreichen backsteinernen Ge-
schäftsbauten nimmt die Baugruppe Markt-
straße 13/14 eine besondere lokalhistorische
Bedeutung ein, zumal sie den einstigen Tor-
durchbruch (Löwentor) im alten Wall bzw. der
späteren Befestigungsanlage markiert: Das seit
1986 wieder sein historisches Sichtfachwerk
aufweisende Ensemble wurde wohl im Jahr
1751 als Posthof und Relaisstation am Wallfuß
errichtet und umfasste neben einem Wohn-
und Stallgebäude auch eine Gaststätte zur
Bewirtung der Durchreisenden; bis 1861 behielt
die zwischenzeitlich holzverschalte (vor 1838)
Hofanlage diese ursprüngliche Funktion. Die
seit 1986 zum Wohn- und Geschäftshof umge-
baute Station gliedert sich zur Marktstraße hin
in zwei giebelständige, bündig abgezimmerte
Hauptbauten und einen vermittelnden Neben-
trakt, den man im Gegensatz zu den Eckbauten
traufständig errichtete, so dass er die Station
bis auf eine schmale Einfahrt zur Marktstraße
hin abgrenzte. Zwei rückseitig anschließende
Bautrakte, von denen der linke aufgrund seiner
weitgehend intakten, heute verglasten Bogen-
stellung als offene Remise zu rekonstruieren ist,
grenzten den Hof dementgegen zum Wall und
zum damals benachbarten Hof der Familie von
Campen ab; heute leiten sie zu einem modern
umgebauten Kopfbau über.
Deutlich jünger datiert hingegen der von First-
und Eckstaffeln geprägte benachbarte Ziegel-
eckbau Marktstraße 12a („1860"), den die
schmalen, gleichförmigen Rundbogenfenster
als Vertreter des „hannoverschen” schlichten
Rundbogenstils ausweisen, der um die Jahr-
hundertmitte Beliebtheit erlangte und vornehm-

Neustadt a. Rbge., Marktstraße 30, Wohn-Geschäftshaus, vor 1905



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