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Krumm, Carolin [Editor]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 13,2): Region Hannover: nördlicher und östlicher Teil; mit den Städten Burgdorf, Garbsen, Langenhagen, Lehrte, Neustadt a. Rbge., Sehnde, Wunstorf und den Gemeinden Burgwedel, Isernhagen, Uetze und Wedemark — Hameln, 2005

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.44258#0352
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NEUSTADT A. RBGE./BORDENAU

Der fünf Kilometer südlich von Neustadt auf
einer Geestzunge am rechten Ufer der breiten
Leinemasch gelegene Ortsteil Bordenau wird
von der Kreisstraße K 335 durchquert, die
direkt auf die Hannover mit Neustadt verbin-
dende Bundesstraße B 6 zuläuft.
Der Lokalforschung nach wurde der am Rande
des Neustadt-Stöckener Leinetales gegründete
Ort im Jahr 889 erstmals als „curtis portanaha”
erwähnt. Als Kern der ersten Ansiedlung wird
allgemein eine Wasserburg vermutet, die aller-
dings bereits einige Jahrzehnte nach ihrem
Übergang an die Herren von Mandelsloh 1342
zerstört worden ist.
Das in der Kurhannoverschen Landesaufnahme
1782 mit 53 Feuerstellen nebst „Adel Hof
Fechtmeier” (sechs Feuerstellen) als Haufendorf
kartierte Bordenau konzentrierte sich zunächst
nur auf einen Straßenbering, den heute noch
der Verlauf der Straße Am Kampe nachzeich-
net. Bis Ende des 19.Jh. ist eine starke Bebau-
ungsverdichtung entlang der spitzwinklig auf-
einandertreffenden Straßen Steinweg und
Bordenauer Straße zu verzeichnen, denen sich
im 20.Jh. weitere Ortserweiterungen mit klein-
teiliger Wohnbebauung angliederten.
Die heute unmittelbar südöstlich des Straßen-
beringes Am Kampe aufgehende verputzte
Bruchsteinkirche Bordenaus gilt als direkter
Nachfolgebau der 1308 von den Rittern von
Lohe 1302 gegründeten und dem heiligen
Thomas geweihten Kapelle, die an dieser Stelle
bis 1717 bestanden haben soll (Steinweg 36).
Noch im gleichen Jahr wurde mit dem Neubau
der bestehenden Saalkirche begonnen, die
schon 1718 ihre Weihung erhielt. Als ältere
Bauteile wurden die Umfassungsmauern der
Gruft der Herren von Campe in den Neubau
integriert, deren barocke Überwölbung („1648”,
fraglich, ob zugehörig) den darüberliegenden
Chor deutlich über das Langschiffniveau
anhebt.
Der weiß gekalkten, von schmalen Strebe-
pfeilern und hohen Rundbogenfenstern im
Wechsel umzogenen Kirche sitzt als einziger
Zierrat ein kleiner Dachreiter auf, der - 1808 und
1810 instandgesetzt - 1880 einen neuen Helm
erhielt. Die mit der jüngsten Restaurierung 1989
im Innern auf ihre ursprüngliche Farbfassung
zurückgeführte tonnengewölbte Saalkirche wird
gegen Westen von einem Umgangs-Kanzelaltar
(„1810”) dominiert, der sich über die gesamte
Raumbreite erstreckt. Ihm steht gegen Osten
die 1821 von Orgelbauer Bethmann aus Linden
erbaute und 1862 erweiterte Orgelempore mit
dem klassizistischen, floral ausgestalteten Or-
gelprospekt gegenüber. Zur weiteren Ausstat-
tung gehören neben zwei Epitaphen des 18.Jh.
auch die mit vergoldeten Akanthusblättern
dekorierte Kelchtaufe („1717”) unmittelbar vor
dem Kanzelaltar.
Den allseitig von Linden umzogenen Kirchhof
schmückt ein in der Ortsliteratur als Sonnenuhr
interpretiertes Steinmai, dessen verwitterte In-
schrift namentlich von einem „Denkmal” berich-

Bordenau, Steinweg 36, Kirche, Blick auf den Umgangskanzelaltar


Bordenau, Kirche, Längsschnitt u. Grundriss (Plansammlung des Nieders. Landesamtes für Denkmalpflege)


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