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Krumm, Carolin [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 13,2): Region Hannover: nördlicher und östlicher Teil; mit den Städten Burgdorf, Garbsen, Langenhagen, Lehrte, Neustadt a. Rbge., Sehnde, Wunstorf und den Gemeinden Burgwedel, Isernhagen, Uetze und Wedemark — Hameln, 2005

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https://doi.org/10.11588/diglit.44258#0418
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Neben der Kirche erhebt sich - nur durch eine
flache Mauer getrennt - die auf winkelförmiger
Fläche angelegte, einstige Volksschule des
Ortes, ein in mehreren Bauphasen entstande-
nes Ensemble (Breite Str. 48): 1899 wurde
nachweislich ein sog. Lehrerhaus mit zwei
Klassenräumen als Kernbau errichtet, bei dem
es sich, den Bauüberschneidungen nach zu fol-
gern, um das Traufenhaus an der Breiten
Straße handeln muss. Dieser älteste Trakt ist
ein zweigeschossiger, sechsachsiger Ziegel-
bau, den in zeittypischer Weise schlanke
Stichbogenfenster, glasierte Sohlbänke und
Würfelfriese beleben. Der neunachsige Erweite-
rungsbau zeigt als bauliche Neuerung breit
gespannte Stichbogenfenster, als klassisches,
vornehmlich kommunalen Bauten vorbehalte-
nes Detail jedoch einen historistischen Spitz-
bogen. Nachdem die räumlichen Grenzen er-
neut erreicht waren, wurde dieser Gebäude-
trakt nach dem Ersten Weltkrieg um den
Ostflügel (erhaltene Fenster), 1948 um den
Westflügel erweitert, zwei annähernd formen-
gleich gestaltete und auf jeweils zwei Klassen-
zimmer ausgelegte Anbauten.
Mit der Kirche ebenfalls inhaltlich eng verbun-
den ist ein im Bestand weitgehend ungestörtes
Querdielenhaus, das seiner Bauzeit gemäß
(„1878”) in Ziegelbauweise unter Satteldach
entstand, akzentuiert durch ein mittig aufge-
hendes Zwerchhaus (Mittelstr. 49). Nach
Aussage der Quellen diente es als Küsterhaus
und beherbergte neben den sog. „Küsterklas-
sen” und dem Wirtschaftstrakt im Erdge-
schoss auch die Wohnung des Küsters im
Dachgeschoss.

Schacht II und Werkssiedlung des Kaliberg-
werkes Friedrichshall
Ein zweiter, ortsgeschichtlich bedeutender
Siedlungsbereich erstreckt sich westlich der
nordsüdlich verlaufenden Bahntrasse, wo sich
bis zu ihrem endgültigen Abbruch in den
1980er und 1990er Jahren die als Denkmale
eingestuften Anlagen des Kalibergwerks Fried-
richshall/Schacht I befanden.
Schon 1906 hatte das Werk die Förderung auf-
genommen und sich bald zu einem wichtigen
Ertragszweig Sehndes entwickelt. Dem stetigen
Arbeiterzustrom antwortete man mit dem Bau
einer eigenen Werkssiedlung für Arbeiter,
Beamte und Angestellte, die nach Rang und
Stellung der Bewohner jedoch klar unterschied.
Arbeitern waren die sog. Kolonien an der
Teich-, Wald- und Chausseestraße vorbehalten,
höheren Angestellten stand Wohnraum im
Bereich der noch heute alt gepflasterten
Bismarck- und Moltkestraße zur Verfügung.
Dabei wird die Wahl der Bismarckstraße als
Wohnplatz der besseren Wohnsiedlung kaum
zufällig gewesen sein, denn schließlich lief sie
axial auf das Werksgelände zu und fungierte so
als repräsentative Werkszufahrt. Dennoch ver-
zichtete man beim Entwurf der zweigeschossi-
gen, diagonal zur Zufahrt platzierten Putz-
bauten Nr. 1 und Nr. 2 auf kapriziöse Details
und berief sich stattdessen auf die Bausprache
der strengeren Reformarchitektur, obwohl man


Sehnde, Ev. Kirche, Blick auf den Kanzelaltar, Werk des Hildesheimer Meisters E. D. Bartels von 1738; 1855
umgebaut

Sehnde, Kirchfriedhof, Ehrenmal, eingew. 1923


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