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Krumm, Carolin [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 13,2): Region Hannover: nördlicher und östlicher Teil; mit den Städten Burgdorf, Garbsen, Langenhagen, Lehrte, Neustadt a. Rbge., Sehnde, Wunstorf und den Gemeinden Burgwedel, Isernhagen, Uetze und Wedemark — Hameln, 2005

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https://doi.org/10.11588/diglit.44258#0419
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Sehnde, Kaliwerk Friedrichshall I, elektr. Zentrale, abgebr., Foto 1985 (Bildarchiv des Niedersächs. Landesamtes
für Denkmalpflege)

beide Bauten als villenartige Einfamilienhäuser
für den Direktor und leitende Angestellte konzi-
pierte. Als auffälligstes Detail ist daher lediglich
der in das Dach rückbindende Risalit zu benen-
nen, obwohl der Verlust der historischen
Fenster im Beispiel der Villa Nr. 1 den zurück-
haltenden Charakter der Architektur sicherlich
verstärkt haben wird.
Klassischer präsentiert sich das neunachsige,
durch rustizierte Lisenen klar gegliederte Mehr-
familienhaus Nr. 3, dessen Mitteltravee ein fla-
cher Dreiecksgiebel überspannt; die über Kreuz
angeordneten Hammer verweisen deutlich auf
den Träger der baulich homogenen Siedlung.
Die nachfolgenden, verschiedenen Bauphasen
zugehörigen Doppelhäuser Nr. 4/6, 8/10 und
Nr. 12/14 greifen den durch Krüppelwalme
gedeckten Risalitvorsprung wieder auf, den
bereits die oben genannten, die Zufahrt flankie-
renden Villen formulierten. Zusammen mit den
steilen Pultdächern über den Hauseingängen
fungieren diese Risalitformen offensichtlich als
Erkennungsmerkmal der Bismarckstraßen-
siedlung, die mit dem zweigeschossigen Mehr-
familienwohnhaus Nr. 5 endet. Der zwei radial
angelegte Wohnflügel unter Walmdach in sich
vereinigende Bau wurde mit dem schwach-
rund vorspringenden Treppenturm bewusst auf
die Werksausfahrt bezogen und bildet - von
Süden her nahend - einen schlichten, aber
überraschenden point de vue.


Das Motiv des Risalitvorsprungs und das Dop-
pelhausmotiv wiederholen sich in der parallelen
Moltkestraße (Nrn. 2/4, 6/8,10/12/14), deren
stereotype Wohnbebauung im Kontrast zur Bis-
marckstraße sparsam eingesetztes Zierfach-
werk an den Sichtseiten zitiert (vgl. insbes. Nrn.
10-14); die kleinen Wohnbauten ergänzen auf
der Gartenfläche aufgehende Ziegelbauten mit
Fachwerkdrempel unter Satteldach.
Leider ist der inhaltliche Zusammenhang von
Siedlung und ehemaligem Kalibergwerk nach
Abbruch der Betriebsanlagen Schacht I nicht
mehr ohne weiteres zu eruieren, zumal sich nur
noch spärliche Reste des Schachtes II in eini-
gem Abstand zur Siedlung im Nordosten
Sehndes erheben (Lehrter Str.); auch hier blieb
nach Abbruch des einst die Ortsansicht bestim-
menden Förderturmes und der Rohsalzmühle
lediglich das Fördermaschinenhaus unter flach
geneigtem Satteldach mit dem angegliederten
Transformatorenhaus (Pultdach) erhalten - bau-
licher Rest der einst weitläufigen Tagesanlagen
(um 1906/08); allerdings verdient heute nur
noch die erhaltene maschinelle Einrichtung des
Fördermaschinenhauses, die historische Anla-
ge einer sog. Gleichstromfördermaschine und
eines Umspanners, besonderes Interesse.
Mit Ausnahme des Kirchviertels blieb in Sehnde
somit nur noch recht wenig an ungestörter
Bausubstanz erhalten. Zeuge der bäuerlichen
Vergangenheit ist beispielsweise der „1797”
gegenüber der Kirche abgezimmerte Vierstän-
derbau des Kothofes Breite Straße 57, dessen
bündigen Wirtschaftsgiebel die regionaltypi-
schen K-Streben verstärken (zweigeschossiger
Wohnteil). Rein konstruktiv ist er dem Scheu-
nengiebel Nordstraße 8 („1786”) zur Seite zu

Sehnde, Kaliwerk, Schachthalle mit Fördergerüst, abgebr., Foto 1985 (Bildarchiv des Nieders. Landesamtes für

Denkmalpflege)

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