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Krumm, Carolin [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 13,2): Region Hannover: nördlicher und östlicher Teil; mit den Städten Burgdorf, Garbsen, Langenhagen, Lehrte, Neustadt a. Rbge., Sehnde, Wunstorf und den Gemeinden Burgwedel, Isernhagen, Uetze und Wedemark — Hameln, 2005

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https://doi.org/10.11588/diglit.44258#0421
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SEHNDE/BILM


Sehnde, Nordstraße 10, Wohnhaus, wohl von 1897

Der kleine Sehnder Ortsteil Bilm liegt südwest-
lich von Lehrte zwischen der Bundesstraße B
65 und dem Mittellandkanal, nur wenige
Kilometer von den benachbarten Ortsteilen
Höver und Ilten entfernt. Schon die historischen
Karten des 18. und 19.Jh. (Kurhannoversche
Landesaufnahme 1781; Königl. Preußische
Landesaufnahme 1896/98) belegen das ver-
winkelte und eng parzellierte Wegesystem (51
Feuerstellen), das Bilm noch heute seinen
beschaulichen Charakter verleiht.
Die Geschichte des 1240 als „Billenhem” ge-
nannten Dorfes ist alt und seit Jahrhunderten
mit der Gemeinschaft der Großen Freien ver-
knüpft, die nicht nur von Steuererleichterungen,
sondern auch vom sog. Freiengericht und vom
Recht des freizügigen Handels und der Jagd
profitierte.
In diese Zeit des Großen Freien datiert das
überkommene, innen flach gedeckte Gottes-
haus zurück, eine Kapelle, da Bilm zum Kirch-
spiel Ilten gehörte bzw. der dortigen Kirche
zugewiesen war (Reuteranger). Der Ortsge-
schichte nach wurde die kleine Kapelle im Jahr
1616 als Saalbau auf rechteckiger Fläche (12,5
x 7,35 m) erbaut, wobei man die Wände aus
Bruchsteinen, das Dach als ausgesprochen
steil geneigtes Satteldach ausführte. Neben
den ältesten Kirchenrechnungen von 1569 legt
jedoch auch die 1578 datierende Glocke nahe,
dass es mindestens einen Vorgängerbau gab.

Bilm, Königl. Preuss. Landes-Aufnahme 1898, Ausschnitt (vergr.), (Landesvermessung und Geobasisinformation
Niedersachsen)


Der unmittelbar benachbart zur Kirche gelege-
ne Hof Freienstraße 11 erscheint dem heutigen
Betrachter allein aufgrund der Dimensionen sei-
nes Haupthauses als ein repräsentatives, orts-
geschichtlich bedeutendes Gehöft. Tatsächlich
handelt es sich hierbei lediglich um eine
Brinksitzerstelle - allerdings eine der ältesten im
Ort - , die man auf den Grund außerhalb der
Reihenstellen verwies und überdies nicht an der
Allmende teilhaben ließ. Zusammen mit der
benachbarten Kapelle dominiert vornehmlich
der zweigeschossige Wohnteil des „1810” als
Vierständerbau abgezimmerten Haupthauses
die Ortsmitte, während die frontseitig „1865”
angefügte Scheune (Ziegelbauweise, traufseitig
Fachwerk, mit erneuerter seitlicher Unterfahrt)
den einst vorgelagerten, heute jedoch modern
überprägten Wirtschaftshof beherrscht. Ein
sandsteinerner, aus Viertelsegmenten gefügter
Brunnentrog („H. W. 1749”) und der zwar teil-
weise erneuerte Bestand an zweiflügligen, nach
außen zu öffnenden Fenstern runden den über-
zeugenden Gesamteindruck dieser Hofstelle
(heute Gastronomie) ab, die zusammen mit der
Kapelle die heutige Ortsmitte ausbildet.
Fast baugleich präsentiert sich der von der
Straße weit zurückgesetzte Vierständerbau des
Kothofes Im Winkel 8, der in seinem Ursprung
nur zwei Jahre früher („1808”) entstand. Nach
der Ortschronik wurde in jüngerer Vergan-
genheit das Fachwerkhaus unter Numme-
rierung der Balken abgebrochen und an ande-
rer Stelle des Grundstücks im gleichen Stil wie-
der aufgebaut” (Chronik eines Dorfes im
Großen Freien 1983, 162).

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