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Krumm, Carolin [Editor]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 13,2): Region Hannover: nördlicher und östlicher Teil; mit den Städten Burgdorf, Garbsen, Langenhagen, Lehrte, Neustadt a. Rbge., Sehnde, Wunstorf und den Gemeinden Burgwedel, Isernhagen, Uetze und Wedemark — Hameln, 2005

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https://doi.org/10.11588/diglit.44258#0427
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Dolgen, Kapellenberg 4, Wohnhaus, um 1880/90

Das fast 100 Jahre jünger datierende, unmittel-
bar der Kapelle gegenüberliegende Ziegelge-
bäude Nr. 4 („1883”) dokumentiert die um
1880/90 beliebte Tendenz, Wohnhäuser durch
Friese, Geschossleisten und Lisenen zu gestal-
ten, wobei man die risalitartig vorspringende
Mitteltravee zwerchhausartig in das Satteldach
rückband. Seltener zu erfassen sind hingegen
das Baumaterial des gelblichen Ziegels und die
Rezeption schmaler Rundbogenfenster (die
zweiflügeligen Fenster mit dekorativer Zahn-
schnittleiste unter dem bogigen Oberlicht teil-
weise erhalten) und eines klassischen
Mezzanins, Details, die das als Gastwirtschaft
errichtete Gebäude als dörflichen (und zeitlich
verzögerten) Vertreter des Rundbogenstils
erkennen lassen. Die zwei noch heute in Form
geschnittenen Bäume flankierten ursprünglich
eine zweiläufige Freitreppe, die zur Gastwirt-
schaft vor Kopf des kleinen, vorgelagerten
Platzes führte.

zem war die Jahreszahl „1792” auf der Wetter-
fahne des dem Walmdach aufsitzenden ge-
schlossenen Dachreiters zu lesen.


Evern, König!. Preuß. Landes-Aufnahme 1898, Ausschnitt (Landesvermessung und Geobasisinformation Nie-
dersachsen)

Schließlich erinnern auf dem örtlichen, am
Übergang zu den freien Feldern gelegenen
Friedhof ein auf Steinbrocken aufgesockelter
Felsen („1813-1913”, „1866, 1870/71”), ein
kleines Feld gleichförmiger Stelen und ein be-
gleitendes Hochkreuz an die Opfer der Kriege
1813, 1870, 1914-18 sowie 1939-45 (Frie-
densstr.).
SEHNDE/EVERN

Wie das benachbarte Dolgen, so liegt auch
Evern eingebettet im waldfreien, aber sanft
bewegten Terrain des Mehrumer Bördenlan-
des, dessen fruchtbare Böden die Ernährungs-
grundlage Everns sicherten. Heute durchkreuzt
die Bundesstraße B 65 den Ort und bindet ihn
an Sehnde im Westen bzw. Peine im Osten an.
Das überkommene Straßensystem Everns ist
das Ergebnis eines planmäßigen Wiederauf-
baus des Jahres 1826, nachdem ein Jahr zuvor
44 Wohngebäude, die Capelle, die Schule
und 24 Nebengebäude ein Raub der Flammen
geworden ...” waren (zeitgenöss. Bericht des
Amtes Ilten); nur der östliche Ortsteil Everns
blieb bei diesem verheerenden Großfeuer ver-
schont. Als Grund für das extreme Ausmaß des
Feuers wurde bald die dicht gefügte Dorfbe-
bauung an schmalen Gassen herausgestellt,
die das Übergreifen des Feuers wesentlich
erleichterte; Straßen mussten daher entschie-
den verbreitert, in ihrer Führung gestrafft und
schließlich Brinksitzer und Abbauern aus dem
Ortskern auf die Felder jenseits der bogig um
Evern verlaufenden Alten Heerstraße verwiesen
werden, um größere Hofflächen im Ortsinnern
zu erzielen. Gegen Ende des 19.Jh. (Königl.
Preußische Landesaufnahme 1896/98) hatte
sich die Bebauung zwar entschieden verdich-
tet, erkennbar sind jedoch nach wie vor große
Freiflächen im Innern der Quartiere, während
die Kurhannoversche Landesaufnahme (1781)
53 eng gedrängte Feuerstellen kartierte.
Großzügig abgesteckte Höfe, breite Wegeach-

Evern, Eichenkamp 1 A, ehern. Gutshaus, um 1870


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