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Krumm, Carolin [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 13,2): Region Hannover: nördlicher und östlicher Teil; mit den Städten Burgdorf, Garbsen, Langenhagen, Lehrte, Neustadt a. Rbge., Sehnde, Wunstorf und den Gemeinden Burgwedel, Isernhagen, Uetze und Wedemark — Hameln, 2005

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https://doi.org/10.11588/diglit.44258#0435
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Ilten, Rudolf-Wahrendorff-Straße, Pfeilermahl F. Wahrendorff von 1901, R. Engelhardt (Hannover)

dem sich noch ein figürlich ausgestalteter
Schalenbrunnen erhebt. Auch wenn heute
kaum mehr zu erahnen, präsentierte sich sein
Baustil ganz ähnlich dem des Meissnerschen
Hauses (Nr. 1A), einem durch Lisenen, Ge-
schossfriese aus Formziegeln und Würfelfriese
historistisch durchgestalteten Wohnhaus (vor
1888), das die Verwandten Wahrendorffs ganz
im Sinne einer familiär geprägten Anstalt als
Landhaus bezogen. Nur wenige Meter nördlich
dieses durch eine Kastanienallee erschlossenen
Wohnhauses befindet sich eine exedraförmige
Gedenkstätte zum Angedenken Ferdinand
Wahrendorffs und seiner Familie, ein mit
Szenen der Arbeit und Beschäftigung als
Zeichen der Wahrendorffschen Arbeitstherapie
belebtes Pfeilermai mit der eingestellten Büste
Ferdinand Wahrendorffs und den Portrait-
medaillons von Rudolf, Luise und Julie
Wahrendorff. Die bereits Anleihen des floralen
Jugendstils aufgreifende Anlage entstand 1901
und ist ein Werk des vornehmlich in der
Grabmalplastik erfolgreichen hannoverschen
Bildhauers R. Engelhardt.

Ilten, Rudolf-Wahrendorff-Straße 1A, Wohnhaus


Ilten, Rudolf-Wahrendorff-Straße IE, Anstaltsgebäude


Authentischer als das einstige Kurhaus präsen-
tiert sich das als „Parkhaus” benannte Pflege-
haus für „unruhige Kranke”, das man gezielt am
Rande der Gartenflächen am Übergang zu den
freien Feldern platzierte: Der streng gegliederte,
aus sachlichen Baukuben gefügte Klinkerbau
(„1887”) wirkt sowohl durch die gelbliche
Tönung der Ziegel als auch die klassizierenden
Sandsteindetails (profilierte Fensterrahmungen
mit Mäanderdekor) freundlich und einladend,
obwohl sich mit der Wahl klassizistischen
Formenrepertoires eine gewisse Strenge ver-
bindet. Heute präsentiert er sich palaisartig mit
mächtigem Mittelkompartiment und kleiner
dimensionierten Eckrisaliten am Ende kurzer
Flügeltrakte - eine Symmetrie, die verunklärt,
dass man das Parkhaus erst nach 1888 um
den rechten Flügel erweiterte. Trotz zahlreicher
Modernisierungen (zweigeschossiger Winter-
garten-/Flurtrakt) blieben einige wandfeste
Ausstattungen (Stukkierungen, Fliesenböden,
Türen) erhalten.
Zu den frühen Bauten gehört auch das heute
ebenfalls als Anstaltsgebäude fungierende ein-
geschossige Ziegelwohnhaus Nr. IE, dessen
Fensteranordnung bereits eine Darstellung des
„Asyl Ilten” des Jahres 1888 dokumentiert. Das
hier als Haus Dr. Hesse ...” bezeichnete und
somit für den Arzt und Schwiegersohn Wahren-
dorffs Hermann Hesse erbaute Wohnhaus er-
hielt demnach erst später beide Zwerchhäuser
aufgesetzt, vermutlich noch bevor man es um
1905/10 um den zweigeschossigen sowie
quergesetzten Anbau mit Eckerker unter
Schweifhaube und Fachwerkdrempelgeschoss
erweiterte. Im Kontrast zum äußerst schlicht
gehaltenen Kernbau beleben reiche Holz-
schnitzzier und historische, nach außen zu öff-
nende Fenster mit kleinteiligen Oberlichtern und
ein hölzerner Wintergarten die dekorativ gestal-
teten Fassaden des Anbaus. Damit dokumen-
tiert das Wohnhaus Dr. Hesse sehr anschaulich
die Tendenz zur dekorativen Wertigkeit aller
Anstaltsbauten, die man hier durch das Mate-
rial- und Farbspiel (roter Ziegel/weiße Putzflä-
chen), im Falle des Anstaltsgebäudes Nr. 1B

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