Möllingen, Storchenstraße 4, Wohnhaus der Hofanlage
ähnlich dem traufständig-eingeschossigen Land-
arbeiterwohnhaus Erbenholzweg 1 (um 1890).
Wie viele Arbeiterwohnhäuser seiner Zeit weist
das bescheidene Wohnhaus ein axiales Zwerch-
haus auf, das der Wohnfläche im Dach-
geschoss eine bessere Belichtung sicherte.
Schließlich wurden zwei Höfe im Osten Müllin-
gens gesamtheitlich als Gruppen baulicher
Anlagen unter Denkmalschutz gestellt: Der alt
gepflasterte Hof Storchenstraße 3 wird von
einem traufständig-zweigeschossigen Fach-
werkwohnhaus (um 1850/60) dominiert, wie wir
es bereits mehrfach im Sehnder Raum und
auch in Müllingen antrafen; seine bündige
Abzimmerung, die Gleichmäßigkeit der Gefa-
che und die geschosshohe Schrägstrebe wei-
sen es als relativ jungen Vertreter repräsentati-
ver Wohnhäuser aus. Es wurde wohl einige
Jahrzehnte nach der parallelen Längsdurch-
fahrtsscheune erstellt, die eine Bauinschrift
über der hinteren Quereinfahrt in das Jahr
„1833” verweist. Ein in Ziegelbauweise gehalte-
ner und durch ein Kranhaus akzentuierter
Wirtschaftstrakt (um 1900) verbindet beide
Fachwerkbauten, so dass die Form eines regel-
mäßigen Dreiseithofes entstand. Der gegen-
überliegende Hof Nr. 4 dokumentiert eine typi-
sche, aber aufgrund der Qualität der erhaltenen
Bauten beeindruckende Ansicht eines Gehöftes
aus der 2. Hälfte des 19.Jh. - ein Großteil der
funktionalen Bauten wurde wie auch das
Haupthaus massiv bzw. in Ziegelbauweise
(gelbliche Ziegel) erstellt. Eine steinerne Pforte
des Jahres „1820” bildet den Auftakt zu der als
Dreiseithof ausgebildeten Hofstelle, deren
Haupthaus zeitgemäß als reines Wohnhaus und
nicht als Wohnwirtschaftsgebäude konzipiert
und dementsprechend anspruchsvoll durch
Lisenen, sohlbankartig tief herabgezogene
Geschossgesimse und aus glasierten Form-
ziegeln gesetzte Floralfriese gestaltet wurde
(um 1890). Als einer von wenigen Bauten dieser
Zeit weist es noch eine stattliche Anzahl der
nach außen öffnenden, historischen Fenster mit
verzierten Mittelpfosten auf. Ein lang gezogen
massiver, durch zwei Kranhäuser akzentuierter
Scheunentrakt der Jahrhundertwende ver-
mittelt zu einem in Fachwerk erstellten, ehemals
offenen Wagenschauer, den dekorative Quer-
streben und Andreaskreuze beleben (um
1890/1900).
SEHNDE/RETHMAR
Rethmar, östlich von Sehnde an der Bundes-
straße B 65 gelegen, ist eines der bereits mehr-
fach angesprochenen Dörfer des Großen Freien
(vgl. Sehnde-Ilten, Geschichtlicher Überblick),
besaß aber als einziges von diesen eine feste
Burg, Sitz der Herren von Rut(h)enberg als
Lehensnehmer des Hildesheimer Bischofs.
Über Jahrzehnte wurden die von Rutenberg als
Gefolge, „Räthe oder Getreue” ihres Landes-
fürsten, des Herzogs von Braunschweig-
Lüneburg, oder ihres bischöflichen Lehnsherrn
geführt; trotz dieser engen Verbindungen war
mit ihrer offenkundigen Unterstützung des vom
Papst aufgestellten Gegenbischofs Erich ein
Konflikt mit dem Bischof und den eng ver-
wandten Herzögen schließlich unabwendbar.
Rethmar, Königl. Preuß. Landes-Aufnahme 1896, Ausschnitt (Landesvermessung und Geobasisinformation
Niedersachsen)
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