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Krumm, Carolin [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 13,2): Region Hannover: nördlicher und östlicher Teil; mit den Städten Burgdorf, Garbsen, Langenhagen, Lehrte, Neustadt a. Rbge., Sehnde, Wunstorf und den Gemeinden Burgwedel, Isernhagen, Uetze und Wedemark — Hameln, 2005

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https://doi.org/10.11588/diglit.44258#0475
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Fachwerkbau Steindamm 9 („1890”). Das stra-
ßenparallele, vor dem zurückgelegenen Fach-
werkstall der Hofstelle abgezimmerte Gebäude
zeigt eine seltene aufwendige Form der hölzer-
nen Windfangverschalung in Form eines
gesprengten Wellengiebels, dessen Mitte ein
Lilienmotiv ziert. Die klassizierenden Türflügel
des Zuganges runden zusammen mit den zeit-
genössischen Farbglasfenstern den Gesamt-
eindruck ab.
Schon für das späte 18.Jh. sind zwei kleine
Hofgruppen abseits bzw. randlich des Orts-
kerns belegt, einige Bauten entlang der heuti-
gen Obershagener Straße und wenige, schein-
bar locker gestreute Höfe nordöstlich der
Dorfmitte.
Zu diesen gehören der modern überprägte
Vierständerbau Maschstraße 9 mit seinem re-
gionaltypischen holzausgefachten Giebeldrei-
eck („1784”) und das Vierständerhallenhaus Nr.
6/8 mitsamt dem anschließenden, von Zwerch-
häusern rhythmisierten Fachwerkstall („1822”
und „1868”) erhalten, zwei Hofanlagen, die ihr
historisches Gepräge abseits der Hauptdurch-
gangsstraße weitgehend bewahrten.
Eine moderne Bungalowsiedlung umschließt
hingegen das nordwestlich des Ortskerns ge-
legene Wohnwirtschaftsgebäude Kurzer Weg
5, einen seltenen und alten Beleg eines Drei-
ständerhallenhauses, architektonisches Zeichen
einer leidgeprüften Dorfbewohnerschaft. Alte
Schriftstücke belegen, dass es sich hierbei um
eine vor gut 300 Jahren translozierte Scheune
„außerhalb Dorffs” handelte, die sich - da
bereits Stube und Kammer angefügt worden
waren - zum Ausbau als Wohnwirtschafts-
gebäude bestens eignete. Die Inschrift „1693”
belegt somit das Jahr der Translozierung, nicht
das eigentliche Baujahr, das nach den Kopf-
bändern zu urteilen noch einige Jahrzehnte
weiter zurückliegen dürfte. Der Bauherr, ein
Halbmeier, nahm jedoch nicht nur eine Scheune
in Kauf, auch auf seine Stellung verzichtete er,
indem er seiner abgebrannten Hofstelle den

Hänigsen, Mühlenweg 24, Bockwindmühle


Rücken kehrte, um den Neuanfang auf einer
abseitigen Brinksitzerstelle zu wagen.
Außerhalb des Dorfes befand sich auch die
heute von Neubausiedlungen umschlossene,
von der Straße leicht abgerückte Hofstelle
Obershagener Straße 29, ein schmaler Drei-
seithof auf einer Kleinbauernstelle „auf dem
Moore”. Das Haupthaus soll den Quellen nach
um 1850 in Nienhagen gekauft und nach
Hänigsen verbracht worden sein, wobei man
den Wohnteil - noch heute ablesbar - etwas
verlängerte. Nach der tiefgreifenden Grund-
sanierung von Haupthaus, Scheune, Stall und
Remise und deren Umbau zum Einfamilien-
wohnhaus mit zugehörigen Garagen- und wei-
teren Nutz- und Nebenbauten hat sich der
Charakter des geschlossenen Gehöfts aller-
dings deutlich gewandelt.
Inmitten der sich weitläufig gegen Westen ent-
lang der Windmühlenstraße entwickelnden
Neubaulandschaft Hänigsens erhebt sich ein
kleines Wahrzeichen des Ortes, die 1704
genehmigte und im darauf folgenden Jahr

Hänigsen, Kurzer Weg 5, Wohnwirtschaftsgebäude

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