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Krumm, Carolin [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 13,2): Region Hannover: nördlicher und östlicher Teil; mit den Städten Burgdorf, Garbsen, Langenhagen, Lehrte, Neustadt a. Rbge., Sehnde, Wunstorf und den Gemeinden Burgwedel, Isernhagen, Uetze und Wedemark — Hameln, 2005

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https://doi.org/10.11588/diglit.44258#0527
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Wennebostel, Hugo-Riechers-Straße 34, Wohnhaus mit Nebengebäude, 1925

einer der ältesten Hofstellen, die die Orts-
geschichte als „Villa von Mandelsloh” und
Ursprung Wennebostels kennt. Mit dem ver-
heerenden Brand, dem auch die „Villa” 1925
zum Opfer fiel, entstand Raum für den über-
kommenen Bau (1925), der zusammen mit
dem anschließenden „Torhaus” den von Kas-
tanien und Eichen überschatteten Vorhof der
Anlage dominiert. Das Nebeneinander von gie-
belständigem Wohnhaus und traufständigem
Trakt mit Durchfahrt folgt den nostalgischen
Vorstellungen burgartiger Bauten, ein Eindruck,
den der polygonale Dachreiter zusätzlich ver-
stärkt. Rückseitig präsentiert sich das Wohn-
haus im Stil barocker Gartenhäuser - Mansard-
dach mit Gauben, Rustikalisenen und eine
durch eine ebenfalls ausschwingende Freitrep-
pe erschlossene Veranda setzen zeitgemäße
Akzente. Den gelungenen Gesamteindruck
unterstreicht eine lange axiale Zuwegung, die
den Vorplatz mit Heckenrund vor der
Gartenfassade erschließt, zum anderen auf das
unmittelbar gegenüberliegende sog. Forsthaus
zuläuft (In Wennebostel 34).

Wennebostel, In Wennebostel 34, Forsthaus von „1744"


Wennebostel, In Wennebostel 22, Wohnwirtschaftsgebäude


Eine Jahrhunderte alte Eiche eröffnet den Hof,
der dem Sinnspruch auf dem Haupthaussetz-
balken nach zu folgern als historische Einheit
mit der Eiche zu lesen ist („Der Eichbaum, der
zum Himmel strebt, der soll uns offenbaren,
dass der allmächt’ge Gott dort lebt und schützt
uns vor Gefahren”). 1744 wurden die Remise,
ein Wandständerbau mit Quereinfahrt in Unter-
rähmgefüge, als auch das einstige Wohnwirt-
schaftsgebäude als eines der frühesten Vier-
ständerhallenhäuser in der Region erbaut, eine
offensichtlich angemessene Bauweise für den
Dienstsitz des Reitenden Försters und späteren
Oberförsters. Seit 1908 dient das Gebäude,
das wohl um 1860 seine klassizierende Tür
anstelle des Dielentores erhielt, als privates
Gebäude. Die konstruktive Fortschrittlichkeit
des Forsthauses unterstreicht das im Westen
der Straße In Wennebostel aufgehende Zwei-
ständerhaus Nr. 6, das - genau zwanzig Jahre
früher entstanden (Bauinschrift „1724”) - den
durch Kopfbänder winkelsteif verstrebten
Geschossbau im Kammerfach, die holzausge-
fachten Vorkragungen über Balkenstummeln
und Füllhölzern im Wirtschaftsgiebel zeigt. Er
dokumentiert die für diese Zeit recht altertümli-
che Scheingeschossabzimmerung mit tieflie-
gender Giebelschwelle (Vorkragung über Stich-
balken), die ohnehin in der Wedemark nur sel-
ten anzutreffen ist.
Zwischen den denkmalgeschützten, von der
Straße deutlich zurückgelegenen Vierständer-
bauten Nr. 8 („1846”) und Nr. 22 („1833”)
erhebt sich ein für ein Wohnwirtschaftsgebäude
stattlicher Fachwerkbau auf einer Grundfläche
von 30 x 40 m (Am Labor 1), der eindeutig
repräsentative Formen aufgreift. Zwar veran-
schaulicht das zwischenzeitlich klar herausge-
arbeitete Dielentor, dass das vom damaligen
Bewohner Chr. Friedr. Ehlers 1771 erbaute
spätbarocke Traufenhaus in Vierständerbau-
weise ursprünglich auch einen Wirtschaftstrakt
vorhielt, bedeutender war jedoch sicherlich
seine Nutzung als Wohnhaus für den hannover-
schen Hofbeamten. Schlanke Dachgauben
unter Dreieckgiebeln (1984 Ergänzung von fünf

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