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Krumm, Carolin [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 13,2): Region Hannover: nördlicher und östlicher Teil; mit den Städten Burgdorf, Garbsen, Langenhagen, Lehrte, Neustadt a. Rbge., Sehnde, Wunstorf und den Gemeinden Burgwedel, Isernhagen, Uetze und Wedemark — Hameln, 2005

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https://doi.org/10.11588/diglit.44258#0543
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den romanischen Turm mitsamt dem quadrati-
schen Chorraum aus der 2. Hälfte des 12.Jh. in
den Neubau mit einbezog. Obwohl zwischen
den Bautätigkeiten mehrere Jahrhunderte der
Bauentwicklung liegen, überwiegt heute der
Eindruck architektonischer Einheitlichkeit, der
jedoch auf die moderne Steinsichtigkeit und die
Einheitlichkeit der Quadertechnik zurückzufüh-
ren ist. 1840 wurden das Äußere der Kirche,
aber auch die Geschosseinteilung des Turmes
entschieden verändert. Damals wurden die Öff-
nung des Turmes über den Arkaden zum Lang-
haus aufgegeben, aber auch die Flachgiebel
des Turmes angelegt und schließlich der
schlanke Dachreiter mit Spitzhelm aufgesetzt.
Im Innern belichten hoch sitzende Fenster den
weiten, nur von einer breit gespannten Flach-
tonne schlicht überwölbten Saal, den ein tief

Wunstorf, Marktkirche St. Bartholomaei, Grundriss (Plansammlung des Nieders. Landesamtes für Denkmal-
pflege)


gezogener Triumphbogen vom Chorraum
trennt. Die erhaltene Innenausstattung ent-
stammt verschiedensten Zeitstellungen und
Stilrichtungen. Insgesamt datieren nur wenige
Ausstattungsstücke in die spätmittelalterliche
und frühneuzeitliche Zeit zurück. Dazu gehören
u.a. eine Triumphkreuzgruppe (2. Hälfte 15.Jh.),
eine hölzerne Mondsichelmadonna (Anfang 16
Jh.), ein massiver Standtaufstein (Ende 16.Jh.)
und eine mit Ölbildern ausgeschmückte okto-
gonale Standkanzel, die laut historischer In-
schrift in die Zeit zwischen 1640 und 1642
datiert. Aus dem 17. und frühen 18.Jh. stam-
men acht Ölgemälde mit den wichtigsten
Episoden aus dem Leben Christi. Dem Umbau
des 18.Jh. entstammen weiterhin die Priechen,
während der im neugotischen Stil gefertigte
Altar wie die zugehörige Orgel mitsamt der vor-
gezogenen Orgelempore inschriftlich in das
Jahr 1860 datiert.
Mit der Marktkirche beginnt der bürgerlich-
städtische, zwischen 1979 und 1982 gesamt -
heitlich zur Fußgänger- und Einkaufszone
umgestaltete Bereich, der mit dem Kirchplatz
früher einen kleinen Dreiecksmarkt besaß.
Die Südseite dieses vorwiegend modern über-
prägten Platzes wird von einem zweigeschossi-
gen Stockwerksbau auf der alten Hausstelle
des Adelshofes von Alten (Stiftsstr. 2) flankiert.
Obwohl ihn die Bauinschrift als 1595 erbaut
ausweist, wurden von einem Bau des 16.Jh.
nur Teile (einige verbaute Hölzer und der
Dachstuhl 1525/26 dendrodatiert) und insbe-
sondere der Gewölbekeller erhalten, als man im
18.Jh. zum Neubau unter Wiederverwendung
älterer Hölzer schritt. Aus dieser Zeit stammen
die erhaltene Grundrissdisposition und einige
Versatzstücke der wandfesten Ausstattung.
Nach dendrochronologischen Analysen wurde
das über profilierten Füllhölzern im Oberstock
leicht vorkragende Gebäude 1758/59 geringfü-
gig erweitert; hiervon zeugt der Konstruktions-
wechsel der westlichen drei Joche, die im
Kontrast zum Altbau auf die Fußbänder im
Brüstungsbereich unterhalb der Fenster ver-
zichten.
Das unmittelbar anschließende Gebäude
(Südstr. 1) wurde 1907 als Rathaus und
Stadtsparkasse nach Plänen Karl Petzolds
erbaut. Das neuromanische Eckgebäude rezi-

Wunstorf, Stiftsstraße 1, Marktkirche St. Bartholomaei, Blick von Westen

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