Nördlich der Altstadt hat sich im Straßenkreuz
moderner Haupterschließungsstraßen die aus
zwei Trakten bestehende Viehverkaufshalle
erhalten (Am Stadtgraben 28), in der 1913 erst-
mals Markt abgehalten wurde. Obwohl bereits
ursprünglich gesamtheitlich als Viehverkaufs-
halle bezeichnet, beherbergte der vordere,
gegen die Straße gerichtete Bautrakt ein
Restaurant neben verschiedenen kleineren
Räumen für Tierärzte und die Verwaltung. Er
zeigt sich noch heute als ein eingeschossiger,
von einem Mansarddach in Hohlpfannende-
ckung überfangener Bau klassischer Formen-
sprache. Dahinter erstreckt sich auf der gesam-
ten Breite die einstige, dreischiffige Verkaufs-
halle in historischer Glas-Stahl-Konstruktion.
Als städtische Bestattungsorte kommt den
zwei nördlich der Altstadt in modernen Wohn-
gebieten gelegenen Friedhöfen personen- und
sozialgeschichtliche Bedeutung zu. Der unmit-
telbar dem christlichen Friedhof gegenüberlie-
gende jüdische Friedhof an der Nordrehr wurde
wie zahlreiche andere Judenfriedhöfe auf einer
schmalen, lang gezogenen Parzelle angelegt,
deren südwestliche Grenze eine jüngere
Birkensetzung markiert. Die 92 zumeist bogig
abschließenden, massiven Stelen umreißen die
Belegungsspanne des Bestattungsortes zwi-
schen 1830 und 1938. Der Friedhof wurde auf-
grund des historischen Aussagewertes der
Gesamtanlage als Gruppe baulicher Anlagen
ausgewiesen.
Von dem um ein Vielfaches größeren christli-
chen Friedhof an der Neustädter Straße hat sich
nur weniges aus seiner Gründungszeit im spä-
ten 19.Jh. erhalten. Mit Ausnahme des recht-
eckigen Zuschnitts und der Erschließung über
eine rudimentäre Lindenallee zeugen nur die
gotisierende Grabkapelle (um 1895), wenige Zier-
gitter, Stelen und Grotten sowie einige plastisch
ausgestaltete Familiengräber des frühen 20.Jh.
von der historischen Bedeutung der Anlage.
Rittergut Düendorf
Wunstorf, Nordrehr, jüdischer Friedhof
Im Jahre 1929 wurde das zwei Kilometer von
der Altstadt entfernte Rittergut Düendorf
(Düendorf 10), heute unmittelbar an der
Eisenbahntrasse nach Minden gelegen, in das
Stadtgebiet von Wunstorf eingegliedert. Die
Geschichte des als Wasserburg angelegten
Burgmannenhofes ist alt und geht, archivali-
schen Belegen zufolge, noch bis in das späte
13.Jh. zurück. 1446 trat es als „duendorp“ in
der Liste der mit der Grafschaft zu Roden-
Wunstorf verkauften Dörfer und Landgüter auf.
1533 wurde die zwischenzeitlich wüst gegan-
gene Burg mitsamt dem wüsten Dorf „Du-
genthorpe“ den Herren von Mandelsloh als
Lehen übertragen. Von ihrer neuen Burg, die
laut Bauinschrift im Jahr 1580 entstand, gingen
Teile in dem späteren, noch heute bestehenden
Herrenhaus auf, wie starke Strebepfeiler, massi-
ve Mauerzüge und Pfostenfenster in der
Rückseite zu erkennen geben. Auch der noch
ins 13.Jh. zurückreichende, verschliffene Burg-
graben, den die Kurhannoversche Landesauf-
nahme 1782 sehr deutlich erfasst, blieb im
Gelände erhalten.
Wunstorf-Düendorf, Haupthaus des ehern. Rittergutes
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