Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Krumm, Carolin [Editor]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 13,2): Region Hannover: nördlicher und östlicher Teil; mit den Städten Burgdorf, Garbsen, Langenhagen, Lehrte, Neustadt a. Rbge., Sehnde, Wunstorf und den Gemeinden Burgwedel, Isernhagen, Uetze und Wedemark — Hameln, 2005

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44258#0553
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Blumenau, Leinechaussee 11, Reste des ehern. Amtshauses



Blumenau, Leinechaussee 11, Gutsscheune der Hofanlage von 1854

Spuren des alten Amtshofes mit dem südlich
anschließenden, klar gegliederten Nutzgarten
haben sich bis heute nicht erhalten. Er wich
wohl einem lang gestreckten Fachwerkbau
(Leinechaussee 11), der nach 1750 als reprä-
sentatives Wohnhaus mit zweigeschossigem
Mittelrisalit und eingeschossigen Flügeltrakten
entstand, in denen sich die Amtsstube, das
Brot- und das Backhaus befanden. Von diesem
Amtshaus ist heute einzig der zweigeschossige
Mittelteil mit Walmdach und altem Fenster-
bestand zu sehen, dessen schlichte überkom-
mene Freitreppe den Hof bzw. den „Lustgarten
zur Domaine gehörig“ erschloss. Ihm wurde
1854 eine imposante Gutsscheune gegenüber-
gestellt, deren lang gezogene Backsteinfront
noch heute das Bild des mit einem Rasenrund
gestalteten Zufahrtshofes bestimmt. Der nach
den Plänen Eduard Wellenkamps konzipierte,
über Schleppgauben belichtete und belüftete
Bau forderte intensive Vorarbeiten, da die
Tragfähigkeit des morastigen Grundes für diese
Belastung nicht auszureichen schien. Deshalb
wurde eine aufwendige Substruktion aus
Faschinen, Pfahlrost und abdeckender Sand-
schicht angelegt, auf deren Konstruktion noch
heute eine zeitgenössische Bauinschrift hin-
weist. Ein eingeschossiger Fachwerkbau, des-
sen östlicher Teil zu Wohnzwecken erhöht und
umgebaut wurde (Mitte 19.Jh.) grenzt den
Gutshof Leinechaussee 11 gegen die heutige
Hauptdurchgangsstraße ab.
Inmitten dieser durchweg eher ländlich gepräg-
ten Siedlung wurde 1865 der Grundstein zu
einer kleinen Schlossanlage (Leinechaussee 1)
gelegt, deren Bausprache an den britischen
„castle style“ erinnert. Wie das Nebeneinander
von Backsteinarchitektur, heller Sandsteinglie-
derung und gotisierenden Anleihen unter-
streicht, haben die Bauherren dieses als
Landsitz des hannoverschen Königshauses
konzipierten Schlosses einheimische und briti-
sche Bautraditionen geschickt zu verbinden
gewusst. Das als Winkelbau mit zweigeschos-
sigen Flügeln und mittigem oktogonalem
Turmtrakt konzipierte Landschloss öffnete sich
ursprünglich zu einem großen, mit Palmen-
kübeln umstellten Rasenrund. Die als Zu-


fahrt umgestaitete Hoffläche galt ursprüng-
lich als repräsentatives Gegenüber zur
Fassade, deren Gesamteindruck durch die
kontrastierende Dachgaubenverschalung gelit-
ten hat.
Das Schloss bildet den Auftakt zu einem
kleineren Landschaftspark, der ursprünglich
etwa acht Hektar Fläche umfasste und
heute einen beachtlichen, bis zu zweihundert
Jahre alten Baumbestand aufweist. In diesem
ursprünglich der Öffentlichkeit zugänglichen,
einst mit einem Rosenhügel ausgestatteten
Park ist einer Sequoia gigantea besondere
Bedeutung zuzumessen, die heute allerdings
außerhalb der Parkfläche liegt; nachdem
das Saatgut des Mammutbaumes erst 1853
nach Europa gelangte, gehört dieses Exemplar
wohl zu den frühesten Mammutbaum-Pflan-
zungen der Region. Leider wird dieser nörd-
liche Parkbereich durch die moderne Anlage
der Wohnstraße Im Schlossgraben völlig zer-
stört.

Blumenau, Leinechaussee 5, Wohnwirtschaftsgebäude, „1806"

550
 
Annotationen