haben sich lediglich zwei der stetig erneuerten
Wirtschaftsbauten und das imposante Herren-
haus erhalten, das man im Jahr 1840 auf alten
Substruktionen errichtete. Der siebenachsige
Ziegelbau mit Lisenengliederung, frontseitiger
flachgiebeliger Lukarne und rückseitiger, breit
angelegter Mitteltravee entspricht mitsamt sei-
nem repräsentativen Gartensaal dem strengen
Formempfinden des späten Klassizismus.
Vergleichbare hochwertige Baubeispiele sind in
der gesamten Region kaum zu finden.
Gartenseitig gelangte man über eine ge-
schwungene zweiläufige Freitreppe in den zu
barocker Zeit formal gestalteten Gutspark, von
dessen einstiger Gestaltung nur noch lang ge-
zogene Teiche als Rudimente einer Graft gegen
die Aue berichten. Um 1840 soll der Park von
Christian Schaumburg umgestaltet und laut
einer zeitgenössischen Schriftquelle mit den
Staffagen einer Grotte und Laube ausgestattet
worden sein, die allerdings mitsamt einem
Fachwerklusthäuschens zwischenzeitlich abge-
gangen sind. Seit 1995 zeigt sich das sensibel
sanierte, um spätere Neben- und Anbauten
reduzierte Herrenhaus inmitten eines weiten
Rasengartens.
WUNSTORF/LUTHE
Luthe erstreckt sich zwei Kilometer östlich von
Wunstorf unmittelbar im Bereich der breiten
Leinemasch, deren fruchtbare Lehmböden
jahrhundertelang Ackerbau und Viehzucht
begünstigten. Über die Geschichte Luthes ist
aus den schriftlichen Quellen nur Weniges zu
erfahren; so wurde 1228 das Dorf erstmals
urkundlich genannt, dessen Gebiete Grund-
eigentum der Grafen von Roden-Wunstorf
waren. Wie zahlreiche andere Dörfer und
Ortschaften auch, gelangte es mit dem Verkauf
der Grafschaft Wunstorf an die Welfen (1447)
zum Amt Blumenau, wo es letztlich bis 1859
verblieb; erst nach Auflösung des Amtes fiel
auch Luthe an das Amt Neustadt.
Nach spätbronze- bzw. früheisenzeitlichen
Funden zu folgern, ist die früheste Besiedlung
im Umkreis der heutigen Kirche westlich des
Luther Sees, eines teilweise verlandeten Leine-
arms, zu suchen, wo man von den sanften Höhen-
lagen über der fruchtbaren Marschlandschaft
profitierte. Südgrenze des sich allmählich gegen
Westen entwickelnden, 1782 mit 80 Feuer-
stellen verzeichneten Haufendorfes war bis En-
de des 18.Jh. die heutige Hauptstraße, deren
stark bogiger Verlauf lange Zeit charakteristisch
für die Gestalt des Dorfes blieb; erst für das
19.Jh. ist ein südlicher Siedlungsausbau zu re-
gistrieren, der diesen einstigen Ortsrand überla-
gerte. Mit den Industrieniederlassungen im süd-
lich gelegenen Eichriede gewann Luthe schließ-
lich einen tragfähigen Wirtschaftszweig hinzu,
der auch den Siedlungsausbau in Richtung Sü-
den maßgeblich vorantrug. Durch den stetigen
Ausbau der Wunstorfer Oststadt scheint Luthe
mit Wunstorf allmählich zusammenzuwachsen.
Noch heute ist der alte Ortskern an dem
gekrümmten Verlauf der kleinen Straßen west-
lich des Sees abzulesen, deren Schnittpunkt
der annähernd rechteckige Kirchplatz mitsamt
Kirche, Pfarrhaus, Schule und Gefallenen-
mahnmal markiert. Auf dem Areal der gotischen
Kapelle entstand nach Plänen des Architekten
Bergmann in den Jahren 1819/20 ein Saalbau
(Kirchplatz 1) unter Einbindung des gotischen
Westturms („1490/1495“). Ursprünglich wohl
gesamtheitlich verputzt, zeigt die Kirche seit
jüngerem ihre aus Bruchsteinen mit glatter
Eckquaderung gefügten Mauern, die sowohl
Langhaus als auch Kirchturm charakterisieren.
Im Zuge von Sanierungen wurde u.a. das
Langhaus in Kupfer gedeckt (1966) und auch
der Innenraum farblich neu gefasst (1991/92).
Der ursprünglich farbig gefasste Innenraum
wird in bekannter Weise durch eine eingestellte,
dreiseitige Holzempore gegliedert, wobei das
Nebeneinander von seitlicher Flachdecke und
mittigem Tonnengewölbe der Dreischiffigkeit im
Grundriss folgt. Zu den Ausstattungsstücken
der Kirche gehört der um 1820 geschaffene
Umgangsaltar; die Orgel ist ein späteres Werk
des Elzers Ph. Furtwängler (1849); erst nach
1900 wurde das im 19.Jh. um einen pokalarti-
gen Fuß ergänzte Taufsteinbecken („1639“) auf-
gestellt.
Luthe, Kirchplatz 1, Saalkirche von 1819/20 mit gotischem Westturm und Pfarrhaus, Blick von Südosten
563
Wirtschaftsbauten und das imposante Herren-
haus erhalten, das man im Jahr 1840 auf alten
Substruktionen errichtete. Der siebenachsige
Ziegelbau mit Lisenengliederung, frontseitiger
flachgiebeliger Lukarne und rückseitiger, breit
angelegter Mitteltravee entspricht mitsamt sei-
nem repräsentativen Gartensaal dem strengen
Formempfinden des späten Klassizismus.
Vergleichbare hochwertige Baubeispiele sind in
der gesamten Region kaum zu finden.
Gartenseitig gelangte man über eine ge-
schwungene zweiläufige Freitreppe in den zu
barocker Zeit formal gestalteten Gutspark, von
dessen einstiger Gestaltung nur noch lang ge-
zogene Teiche als Rudimente einer Graft gegen
die Aue berichten. Um 1840 soll der Park von
Christian Schaumburg umgestaltet und laut
einer zeitgenössischen Schriftquelle mit den
Staffagen einer Grotte und Laube ausgestattet
worden sein, die allerdings mitsamt einem
Fachwerklusthäuschens zwischenzeitlich abge-
gangen sind. Seit 1995 zeigt sich das sensibel
sanierte, um spätere Neben- und Anbauten
reduzierte Herrenhaus inmitten eines weiten
Rasengartens.
WUNSTORF/LUTHE
Luthe erstreckt sich zwei Kilometer östlich von
Wunstorf unmittelbar im Bereich der breiten
Leinemasch, deren fruchtbare Lehmböden
jahrhundertelang Ackerbau und Viehzucht
begünstigten. Über die Geschichte Luthes ist
aus den schriftlichen Quellen nur Weniges zu
erfahren; so wurde 1228 das Dorf erstmals
urkundlich genannt, dessen Gebiete Grund-
eigentum der Grafen von Roden-Wunstorf
waren. Wie zahlreiche andere Dörfer und
Ortschaften auch, gelangte es mit dem Verkauf
der Grafschaft Wunstorf an die Welfen (1447)
zum Amt Blumenau, wo es letztlich bis 1859
verblieb; erst nach Auflösung des Amtes fiel
auch Luthe an das Amt Neustadt.
Nach spätbronze- bzw. früheisenzeitlichen
Funden zu folgern, ist die früheste Besiedlung
im Umkreis der heutigen Kirche westlich des
Luther Sees, eines teilweise verlandeten Leine-
arms, zu suchen, wo man von den sanften Höhen-
lagen über der fruchtbaren Marschlandschaft
profitierte. Südgrenze des sich allmählich gegen
Westen entwickelnden, 1782 mit 80 Feuer-
stellen verzeichneten Haufendorfes war bis En-
de des 18.Jh. die heutige Hauptstraße, deren
stark bogiger Verlauf lange Zeit charakteristisch
für die Gestalt des Dorfes blieb; erst für das
19.Jh. ist ein südlicher Siedlungsausbau zu re-
gistrieren, der diesen einstigen Ortsrand überla-
gerte. Mit den Industrieniederlassungen im süd-
lich gelegenen Eichriede gewann Luthe schließ-
lich einen tragfähigen Wirtschaftszweig hinzu,
der auch den Siedlungsausbau in Richtung Sü-
den maßgeblich vorantrug. Durch den stetigen
Ausbau der Wunstorfer Oststadt scheint Luthe
mit Wunstorf allmählich zusammenzuwachsen.
Noch heute ist der alte Ortskern an dem
gekrümmten Verlauf der kleinen Straßen west-
lich des Sees abzulesen, deren Schnittpunkt
der annähernd rechteckige Kirchplatz mitsamt
Kirche, Pfarrhaus, Schule und Gefallenen-
mahnmal markiert. Auf dem Areal der gotischen
Kapelle entstand nach Plänen des Architekten
Bergmann in den Jahren 1819/20 ein Saalbau
(Kirchplatz 1) unter Einbindung des gotischen
Westturms („1490/1495“). Ursprünglich wohl
gesamtheitlich verputzt, zeigt die Kirche seit
jüngerem ihre aus Bruchsteinen mit glatter
Eckquaderung gefügten Mauern, die sowohl
Langhaus als auch Kirchturm charakterisieren.
Im Zuge von Sanierungen wurde u.a. das
Langhaus in Kupfer gedeckt (1966) und auch
der Innenraum farblich neu gefasst (1991/92).
Der ursprünglich farbig gefasste Innenraum
wird in bekannter Weise durch eine eingestellte,
dreiseitige Holzempore gegliedert, wobei das
Nebeneinander von seitlicher Flachdecke und
mittigem Tonnengewölbe der Dreischiffigkeit im
Grundriss folgt. Zu den Ausstattungsstücken
der Kirche gehört der um 1820 geschaffene
Umgangsaltar; die Orgel ist ein späteres Werk
des Elzers Ph. Furtwängler (1849); erst nach
1900 wurde das im 19.Jh. um einen pokalarti-
gen Fuß ergänzte Taufsteinbecken („1639“) auf-
gestellt.
Luthe, Kirchplatz 1, Saalkirche von 1819/20 mit gotischem Westturm und Pfarrhaus, Blick von Südosten
563