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Zimmermann, Petra Sophia [Bearb.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 18, Teil 2): Landkreis Celle: Landkreis Celle ohne Stadt Celle — Hameln, 1994

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https://doi.org/10.11588/diglit.44418#0176
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Stätte für das Konzentrationslager Bergen-
Belsen. Hier war 1936 zunächst ein Arbeits-
dienstlager eingerichtet worden, das 1941 zu
einem Lager für überwiegend russische
Kriegsgefangene ausgebaut wurde. Die mei-
sten der dort untergebrachten Gefangenen
erlagen einer Epedemie und wurden auf dem
heute sogenannten „Russischen Soldaten-
friedhof“ bei Hörsten begraben. Nach dem
Krieg wurde der Friedhof neu angelegt und
erhielt 1969 seine heutige Gestalt. Auf dem
mit Heidekraut und Birken bepflanzten Grä-
berfeld sind Stelen und im Zentrum ein Gra-
nitquader mit einer Denkschrift aufgestellt.
Das genannte Lager wurde 1943 von der SS
übernommen und erweitert. Es wurde zum
„Aufenthaltslager“ für Juden bestimmt, die
gegen internierte Deutsche ausgetauscht
werden sollten. Ein Jahr später brachte man
dort auch arbeitsunfähige Insassen verschie-
dener Konzentrationslager unter. 1944 wurde
das Lager erneut vergrößert und in ein Kon-
zentrationslager umgewandelt. Als britische
Truppen im Jahr 1945 das Lager befreit hat-
ten, brannten sie es kurz darauf wegen der

Seuchengefahr nieder. Die britische Militär-
regierung errichtete eine Inschriftenwand
und einen Obelisken. Außerdem wurde im
zentralen Bereich des ehemaligen Lagers
eine Gedenkstätte geschaffen. Auf dem ein-
gegrenzten Terrain sind symbolisch Grabhü-
gel aufgeschüttet, die mitsamt der Gedenkta-
feln an die große Zahl der Toten erinnern.

NIENHAGEN

Nienhagen ist eine verhältnismäßig junge
Siedlung. In einer Urkunde, die wohl zwi-
schen 1227 und 1235 ausgestellt worden ist,
bezeugt Agnes, die Witwe Herzog Heinrichs,
einen Wald aus ihrem Eigentum an Siedler
gegeben zu haben, damit sie darauf Äcker
und ein Dorf anlegen; weiterhin bestätigt sie
eine ÜbereinkunftderBewohnervon Wathlin-
gen, Eicklingen und Bockelskamp mit den
Bewohnern des Waldes, der nun Nienhagen
(„ Indago nova“) genannt würde, die Schwei-
neweide und der Wald gemeinsam zu nutzen.

Die legendenhaften Angaben in der Kloster-
chronik von Wienhausen aus dem 17. Jh.,
nach denen das Kloster 1221 in Nienhagen
gegründet und erst zehn Jahr später wegen
der Unwirtlichkeit des Standortes nach Wien-
hausen verlegt worden sei, gelten heute als
unwahrscheinlich.
Nienhagen gehörtzu derGruppe von Hagen-
orten, die-von der mecklenburgischen Küste
in einem weiten Bogen bis nach Hannover-
überall dort gegründet wurden, wo aufgrund
dertopographischen Situation noch keine Be-
siedlung stattgefunden hatte. Im Zuge der Ha-
genkolonisation, die ihre Blütezeit um 1200
hatte, wurden Siedler auf grundherrlichem
Boden ansässig gemacht. Die neuen Dorf-
schaften waren mit eigenem Recht, der Ha-
gengerichtsbarkeit („Hachtung“), ausgestat-
tet. Nienhagen besaß damit - im Unterschied
zu den umliegenden älteren Dörfern, die in
gutsherrlicher oder kirchlicher Abhängigkeit
standen - eine genossenschaftliche Selbst-
verwaltung und ein freies Bauernrecht. Einmal
im Jahr kamen die Grundbesitzer des Dorfes
auf dem Hof des Hagenmeisters zusammen,

Hohne, Gedenkstätte für das Konzentrationslager Bergen-Belsen


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