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dener Straße bildet die Längsachse, von der
das übrige Straßensystem in nahezu regel-
mäßigem Raster ausgeht. Das Ortsbild ist
darüber hinaus durch eine Bebauung be-
stimmt, in der schlichte eingeschossige Ein-
familien- und Doppelwohnhäuser auf kleinen
Parzellen überwiegen. Zum Teil sind sie in
Siedlungsgruppen entstanden, die ursprüng-
lich ein einheitliches Gepräge hatten, das
heute jedoch durch individuelle Veränderun-
gen häufig nicht mehr zu erkennen ist. Zu den
wenigen repräsentativen Privatgebäuden ge-
hören zwei Villen an der Hermannsburger
Straße, die sich inmitten von großen, park-
ähnlich angelegten Gärten auf benachbarten
Grundstücken befinden. Jeweils für Direkto-
ren der Rheinmetall AG errichtet, haben die
traufständigen, verputzen Massivbauten eine
unterschiedliche Gestalt. Bei der um 1920 er-
bauten Villa (Nr. 25) handelt es sich um einen
mächtigen zweigeschossigen Bau mit zwei
Flügeln zur Rückseite und Walmdach. Die
einige Jahre später entstandene, 1 l/2-ge-
schossige Villa (Nr. 27) besitzt ein spitzes
Satteldach mit Abschleppungen und verbrei-
tertem Giebelfeld.

An einer kleinen, bis dahin unbebauten Sei-
tenstraße der Hermannsburger Straße, am
südlichen Ortsrand hat der Maler und Graphi-
ker Albert König in Zusammenarbeit mit dem
Architekten Matthies (Bardowick) 1926 sein
Wohnhaus mit Atelier errichtet (Albert-König-
Straße 10). Das traufständige eingeschos-
sige Fachwerkhaus ist zum einen durch die
Ziegelsteinsetzung mit bildhaften Motiven,
zum anderen durch die vorkragenden Giebel-
felder über runden Stichbalkenköpfen und
Füllstäben geschmückt. Der im benachbarten
Eschede 1881 geborene Künstler (gest.
1944) schuf im Anschluß an seine Übersied-
lung nach Unterlüß ausdrucksstarke, charak-
teristische Darstellungen von dieser Land-
schaft. Das Wohnhaus gelangte zusammen
mit dem künstlerischen Nachlaß in das Eigen-
tum der Gemeinde Unterlüß, die hier 1987
das Albert-König-Museum einrichtete. Dazu
wurde das Haus im Innern leicht verändert
und eine moderne Ausstellungshalle ange-
baut.
Östlich außerhalb des Ortes wurden an der
Weyhäuser Straße im Jahr 1896 Gebäude für

die Forstverwaltung errichtet, die von
Eschede nach Unterlüß verlegt worden war.
Auf der Straßenseite gegenüber schuf man
für den Förster eine kleine Wirtschaftseinheit
bestehend aus Wohnhaus, Stall und Scheune
(Nr. 6), wobei nur die Nebengebäude bis
heute unverändert erhalten sind. Für den
Stall, gemauert mit Fachwerkdrempel, und
die Scheune, ein Fachwerkbau mit Quer-
durchfahrt, wurden hellgelbe Ziegel verwen-
det.
Im nördlichen Ortsteil Hohenrieth befinden
sich an der Heinrich-Erhardt Straße zwei um
1919 errichtete Gebäude der Rheinmetall
AG, die ursprünglich als Kasino (Nr. 1) und
Gästehaus (Nr. 2) dienten. Die Gebäude ge-
hören zu den wenigen auf dem Werksge-
lände, die von den Zerstörungen des Zweiten
Weltkriegs nicht betroffen waren. Die sich
gegenüberliegenden zweigeschossigen
Winkelbauten sind horizontal durch Sockel
und Gesimse, vertikal durch hohe Sprossen-
fenster in regelmäßigen Achsen gegliedert.



Unterlüß, Albert-König-Straße 10, Museum, Entwurf: König zus. mit dem Architekten Matthies (Bardowick)

1926

Unterlüß, Albert-König-Straße 10, Museum, Detail


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