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ser bis nach Bremen geschickt. In den sech-
ziger Jahren stellte man die Förderung in
Wietze ein, die durch den Ölpreisverfall auf
dem Weltmarkt unrentabel geworden war.
Stattdessen etablierte sich die Metallverar-
beitende Industrie in Wietze. Die Schachtan-
lage der Deutschen Erdöl AG im Westen des
Dorfes wurde nach der Stillegung abgerissen.
Das repräsentative Verwaltungsgebäude
(Schachtstraße 76) von 1922 blieb jedoch in
Funktion. Ein Teil des Ölfeldgeländes wurde
zu einem Erdölmuseum umgestaltet.
Auf den Hofstellen des Bauerndorfes Wietze
sind einige Bauten weitgehend unverändert
erhalten. Auf dem östlichen Hof (Nienburger
Straße 40) geht das Wohnwirtschaftsge-
bäude, ein mächtiger Vierständerbau mit ei-
ner Wagenschauer am Wirtschaftsgiebel, auf
das Jahr 1777 zurück. Aus der gleichen Zeit
stammt die Scheune mit zwei Längsdurch-
fahrten und einer Wagenschauer, die eben-
falls als Vierständerbau konstruiert ist. Der
Speicheristum 1750/70in Hochrähmzimme-
rung errichtet. Er gleicht damit dem Speicher
auf dem Hof „ Unter den Eichen 2“. Dort be-

findet sich außerdem eine bemerkenswerte
Scheune von 1709 mit zwei Längsdurchfahr-
ten; ihr hofseitiges Giebeldreieck kragt vor,
wobei die Balkenköpfe von Zierknaggen ge-
stützt sind. Auf dem Nachbarhof (Hornboste-
ler Straße 6) wurde 1928 der Schweinestall
als Ziegelbau errichtet und ein Wohnteil für
den Hirten angeschlossen.
Südlich des alten Dorfes wurden am Anfang
dieses Jahrhunderts entlang der Nienburger
Straße (Bundesstraße 214) einige Neubauten
errichtet. Das Schulgebäude (Nr. 44), ein
zweigeschossiger Ziegelbau von 1907, ist an
der Hauptfassade mit gotisierenden Formele-
menten und Friesen aus grün glasierten Zie-
geln geschmückt. Das „Hotel Niedersach-
sen“ liegt etwas zurückgesetzt von der
Straße (Nr. 50). Der zweigeschossige Ziegel-
bau von 1911 besitztein hohes Dachgeschoß
mit Giebelfeldern aus Fachwerk. Eine Reihe
repräsentativer Doppelwohnhäuser wurde
von der DEA in den Jahren 1908 bis 1920 für
leitende Angestellte gebaut. Zum Teil sind es
verputzte Bauten mit Fachwerk, zum Teil
reine Ziegelbauten. Über einem Sockel er-

hebt sich je ein Hauptgeschoß mit einem aus-
gebauten Dachgeschoß darüber. Traufstän-
dig stehen die Bauten mitjeweilsabgesetzten
Zwerchhäusern an der Nienburger Straße
(Nr. 12/14, 16/18, 20/22, 24/26, 34/36). Auf
der anderen Straßenseite (Nr. 29/31) befin-
det sich ein ehemaliges Verwaltungsge-
bäude. Es besteht aus einem langgestreckten
Teil mit zwei Zwerchhäusern und einem hö-
heren, giebelständigen Kopfbau. Über dem
verputzten Erdgeschoß kragen 1 V2 Dachge-
schoßebenen aus Fachwerk vor. Das Fach-
werk ist auf eine für den Historismus typische
Art mit geschwungenen Streben, Bogenfrie-
sen und Fußbändern unter den Fenstern ver-
ziert. Parallel dahinter steht ein Wohnhaus,
das über dem Erdgeschoß nur ein schlichtes
Dachgeschoß aus Fachwerk besitzt.
An der Hackestraße fällt ein zweigeschossi-
ges Wohnhaus (Nr. 1) auf. Es wurde um 1880
als Fachwerkbau errichtet und horizontal mit
Holz verschalt, um so Werkstein zu imitieren.
1903 wurde ein kleiner massiver Anbau ange-
schlossen. Gegenüber liegt ein zweige-
schossiges verputztes Wohnhaus (Nr. 4) mit


Wietze, Schachtstraße 76, Verwaltungsgebäude, 1922


Wietze, Nienburger Straße 34/36, Wohnhaus, frü-
hes 20. Jh.


Wietze, Am Kurhaus 1, ehern. Verwaltungsge-
bäude, 1911


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