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Göttingen, Ansicht von Merian, Mitte 16. Jh.


Bismarckhäuschen nahe der Bürgerstraße, 1447


Markt 9, Rathaus, Löwe vom Groner Tor Albanifriedhof



Schwanenteich

Besonders die Ereignisse von 1447 (Wilhelm
von Meißen berührte Göttingen auf seinem
Zug nach Westfalen, dem die Zerstörung
von Soest folgte) zeigten den Bürgern, daß
sie in einer unfesten, schwachen Stadt leb-
ten, deren Befestigung in keiner Weise der
neuen Belagerungstechnik mit weittragen-
den Geschützen gewachsen war. Sie ver-
stärkten in den Jahren 1447/48 bis 1453/54
ihre Wallanlage.
Von nun an bestand der vorgelagerte Gra-
ben, um den Niveauunterschied zwischen
Albani-und Groner Tor (13 m) auszugleichen,
aus aufgestauten Teichen; am Schwanen-
teich ist ein Staudamm noch erhalten.
Eine Mauer mit Schießscharten, Zinnen und
Bollwerken stützte den Wall gegen den Gra-
ben ab. Von diesen Bollwerken steht noch
eines oberhalb der Bürgerstraße am Lei-
neeintritt (erbaut 1447), das bei der Schlei-
fung der Befestigungsanlagen (s. u.) nicht
zerstört sondern für Wohnzwecke umge-
nutzt wurde. In ihm lebte Bismarck während
seiner Studienzeit, daher der Name „Bis-
marckhäuschen”.
Die vier Tore blieben, dagegen schloß man
die Pforte auf dem Anger und funktionierte
die Nikolauspforte zum Zugang für ein Boll-
werk um.
Rigoros gingen die Göttinger gegen die
Ansiedlungen im Weichbild der Stadt vor:
Die Bewohner der Steinwegsiedlung ver-
planzte man auf die Masch - das Gebiet
westlich der Leine an der Oberen und Unte-
ren Maschstraße - und legte die Häuser nie-
der. Gleichzeitig löste der Rat das Leprosen-
heim St. Bartholomäus auf und riß bisauf die
Kapelle die Gebäude ein.
Die Bartholomäus- und die Jürgenkapelle
fielen erst im 16. Jahrhundert (1545 und
1538) bei einerweiteren Modernisierung der
Wallanlagen; damit war das Vorfeld der
Stadt bereinigt. Diese Modernisierung
erfolgte unter großen Anstrengungen von
1533-1577: Die Teiche wurden enorm ver-
breitert, die Wälle erhöht und erhielten zur
einfacheren Postierung der Geschütze
einen mächtigen Kamm.
Im 17. Jh. begann man während des Dreißig-
jährigen Krieges mit der Aufschüttung von
Außenwerken, die in der Folgezeit auf Ver-
anlassung derRegierung in Hannoveraußer-
ordentlich verstärkt wurden. Denn Göttin-
gen lag im Grenzbereich nach Hessen, und
die hannoverschen Kurfürsten bauten die
Stadt zu einer barocken „Festung” mit
Schanzen, Lünetten und Ravelins an den
Toren aus. Selbst noch im Siebenjährigen
Krieg ließen die Franzosen Schanzen anle-
gen. Die Göttinger Bürger ertrugen diese
Entwicklung mit Unwillen.
DIE ENTFESTIGUNG DER STADT
Nachdem die Franzosen 1762 die „Festung
Göttingen” verlassen hatten, verfügte die
Regierung in Hannoverzurgroßen Erleichte-
rung der Bewohner die Entfestigung der
Stadt. Ab 1774 begann man, planmäßig die
Außenwerke und die Brustwehr am Wall nie-
derzulegen. Die Stadt übernahm die Kosten,
erhielt aber auch das Gelände (ohne

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