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Marktplatz und historischer „Circulus”
Von Norden und Süden führen die Weender
Straße, von Osten die Rote und die Barfüßer-
straße, von Westen die Johannis- und die
Paulinerstraße auf den Marktplatz zu, der als
rechteckiger Platz östlich vor dem Rathaus
liegt. Seit 1901 steht auf ihm derGänseliesel-
brunnen; der erste Marktbrunnen wurde
wohl 1568 aufgestellt.
Die platzwirksame Bebauung (Markt 1 -8,
Rote Straße 19, Weender Straße 12-32, 9)
stammt vor allem aus dem 18. und 19. Jh.
Eine Ausnahme ist die „Ratsapotheke”
(Weender Straße 30). Eine Ratsapotheke
ohne dazugehörendes Gebäude bestand in
Göttingen seit der 2. Hälfte des 14. Jh.; das
Haus WeenderStraße 30 von ca. 1520wurde
1558 vom Rat erworben und zusammen mit
dem Privileg zur Führung der bis 1739 einzi-
gen Apotheke der Stadt vergeben. Es ist ein
gotisches Fachwerkhaus mit durchschie-
ßenden Ständern, einem Zwischengeschoß,
vorkragendem Oberstock und ebensol-
chem Dach.

Ebenfalls am Marktplatz, auf der Südseite,
steht die zweite Apotheke der Stadt, die
1737 als Universitätsapotheke gegründet
und 1739 in Gebrauch genommen wurde.
Sie befindet sich noch immer im ursprüngli-
chen Gebäude, einem dreistöckigen, ver-
putzen Fachwerkbau mit sparsam geglie-
derter, relativ ungestörter Fassade. Als Eck-
haus wendet es der kurzen Zindelstraße, die
ein weiterer Abschnitt des historischen „Cir-
culus” war, die Giebelseite zu; der hier ange-
baute Torbogen von 1891 weist auf den ehe-
maligen Durchgang oder Weg „Im Scharren”
hin.
Bis auf die Neubauten (Weender Straße
12-16, Rote Straße 19) und WeenderStraße
22 besteht die Bebauung aus Fachwerkge-
bäuden (Markt 4/5 ist 1975/76 im „Fach-
werkstil” ersetzt), die im Erdgeschoß ver-
ändert, mit neuen Fenstern ausgestattet
und z. T. verputzt sind.
Ein neues Gliederungsmotiv für Eckbauten
durch Abschrägen der Ecke tauchte in Göt-
tingen im späteren 18. Jh. auf (vgl. Gotmar-
straße 1, Lange Geismar Straße 42) und
wurde unter anderem am Markt 1, Barfüßer

Straße 16 und Weender Straße 32 benutzt,
um von einer Gruppe von Fassaden zur
nächsten überzuleiten (Gruppe Weender-
Straße 11-15, Markt 1-3).
Besonders charakteristisch für die um 1800
erfolgte Erneuerung der Gebäudesubstanz
in der Altstadt ist das schmale, dreistöckige
Haus Weender Straße 20 von 1806 mit spar-
samer Putzgliederung und einem Segment-
giebel mit Vasenschmuck. Das Nachbarge-
bäude Weender Straße 22 von ca. 1904
gehört dagegen zu den mehrgeschossigen,
meist massiven Geschäfts-Wohnhäusern,
die ab etwa 1870 in den Geschäftsstraßen
älteres Fachwerk ersetzten (vgl. z. B. Ween-
der Straße 1, 2, 6, 8, 21, 25 usw.).
Südlich des Marktes lag der„circulus”, gebil-
det aus den Straßenabschnitten Weender
Straße 1-9/2-16, Groner Straße 28-35/
36-38, Zindelstraße 1-2/5-8. Die Be-
bauung setzt sich aus Wohn-Geschäftshäu-
sern unterschiedlicher Stile und Jahrhun-
derte zusammen, z. T. ist der Veränderungs-
grad nicht nur durch Ladeneinbauten
beträchtlich.

Weender Straße 20, 22 ff


Papendiek 23, 22 ff


Papendiek nach Norden mit Johannisstraße 33


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