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Epoche an der Paulinerstraße gehört, bilden
die Westseite des ehemaligen Kirchhofs,
der bis 1747 - Eröffnung des Bartholomäus-
Friedhofs an der Weender Landstraße -
benutzt wurde. Die übrige Bebauung auf der
Nord- und Südseite stammt aus dem 20. Jh..
Johannisstraße/Paulinerstraße/Papendiek
Westlich davon liegt das Johannisviertel,
das von der Johannis-, Paulinerstraße und
dem Papendiek gebildet wird. Im Norden
begrenzte seit 1294 das ehemalige Pauliner-
kloster (Prinzenstraße 1) und seit 1305 der
Walkenrieder Klosterhof mit Kapelle den
Bereich. Von den beiden Einrichtungen hat
sich nur die Paulinerkirche erhalten, die
heute von der Universität benutzt wird (s. u.).
Die meisten der Gebäude in diesem Bereich
stammen aus dem 18. Jh., und ihre Entste-
hung ist wohl im Zusammenhang mit der
neu gegründeten Universität zu sehen, die
schließlich direkt benachbart war: An der
Paulinerstraße 1 -4 ließen sich Professoren
nieder, und in dem Hinterhaus von Johannis-
straße 26 (nicht mehr vorhanden) hielt Pro-
fessor Hollmann 1734 die erste Vorlesung in
der Geschichte der Universität.
Gleichzeitg wohnten in diesem Bereich
Handwerker, die Werkstätten auf ihren rück-
wärtigen Grundstücken besaßen. Diese
„Schuppen”, die z. T. noch aus dem 18. Jh.
stammten, sind infolge der angestrebten
Entkernung am Leinekanal in den siebziger
Jahren entfernt worden. Erhalten haben sich
dagegen Vorderhaus und Seitenflügel der
Scharffschen Tuchmanufaktur (Papendiek
17) aus der Mitte des 18. Jh. Von den drei Göt-
tinger Tuchmanufakturen Scharff, Funke
und Grätzel sind heute nur noch das Haupt-
haus von Grätzel (Goetheallee 8) und diese
Gebäude vorhanden. Sie bilden bedeut-
same Zeugnisse der Entwicklung vom mit-
telalterlichen Zunftwesen zur Manufaktur,
einer Frühform der Industrialisierung.
Die Gebäude aus dem 18. Jh. sind durchweg
aus Fachwerk, stockwerkweise abgezim-
mert und 2-3 Stockwerke hoch. Sie haben
einen Natursteinkellersockel und einen mit-
tigen Eingang mit - je nach Höhe des Sok-
kels - eingezogener Treppe; im allgemeinen
ist die Fassade symmetrisch. Das Traufge-
sims ist profiliert und das Dach mit einem
Zwerchhaus versehen (Johannisstraße 29,
Paulinerstraße 2, Papendiek 16), das aber
auch eine spätere Zutat sein kann (z. B. Pau-
linerstraße 3, 4).
Daß die Besiedlung diese Gebietes älter ist,
beweist eine Grabung auf den Grundstük-
ken Johannisstraße 23 und 24, die Funde
eines Handwerkerhauses (Knochenschnit-
zer, der auch Metall verarbeitete) aus dem
späten 13. Jh. zutage förderte; außerdem
befand sich bis zum Abriß des Hauses Gro-
ner Straße 48 (Teile als Spolien am Neubau
Johannisstraße 22 wiederverwandt) auf der
Rückseite des Grundstücks - etwa gegenü-
ber dem ergrabenen Haus - der verbaute
Rest eines massiven Hauses aus dem
12. Jh. (?).

Johanniskirche, Grundriß, Maßstab 1:500, Zeichnung K.-H. Bielefeld


Papendiek 16,1. Hälfte 18. Jh.


Papendiek 10, 2. Hälfte 17. Jh.


Leinekanal


Papendiek 16. Gartenpavillon, ca. 1780


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