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Auf die Lage des Tores geben lediglich die
Parzellengrenzen noch einen indirekten Hin-
weis; der Posthof entspricht in seiner gan-
zen Breite dem Gelände des Grabens. Die
Existenz der kurzen Wendengasse erklärt
sich aus ihrer historischen Funktion als
Zuweg zu einem nicht mehr vorhandenen
Mauerturm.
An dieser aus dem 13. Jh. überkommenen
Wegeführung hat sich Bebauung aus dem
16. bis 18. Jh. erhalten (Burgstraßei - 3, Wen-
denstraße 6-7, Rote Straße 34-40, 1-9),
lediglich Rote Straße 41 und Wendenstraße
8a sind spätere Ersatzbauten von ca. 1893
und interpretieren die städtebauliche Situa-
tion im Sinne des 19. Jh. durch korrespondie-
rende Fassadengliederung und extreme
Ausnutzung und Betonung der Ecklage. Von
der ehemals hier gelegenen Fronleichnam-
kapelle, die im 18. Jh. zum Brauhaus umfunk-
tioniert wurde, ist nichts mehr zu erleben.
Die ältesten Gebäude an der Roten Straße
vom Anfang des 16. Jh. (Nr. 15, 25 und 40)
sind in ihrer Konstruktion dem Haus Pauli-
nerstraße 6 vergleichbar und tragen alle
Charakteristika des gotischen Fachwerks;

Rote Straße 9, 8 ff


Barfüßerstraße 12,1536


dagegen wurde Nr. 37 durch Umbau gerade
dieser Merkmale beraubt.
Eines der bedeutendsten Fachwerkhäuser
in Göttingen ist Rote Straße 14 von 1606, ein
dreimal vorkragender Stockwerksbau mit
reich verzierter Geschoß- und Traufzone im
Stil der Renaissance; das Erdgeschoß wurde
um 1900 schonend verändert. Hier gründe-
ten Levin und Böhme 1838 eine der wichtig-
sten Göttinger Fabriken des 19. und frühen
20. Jh..

Die übrige Bebauung setzt sich aus relativ
gut erhaltenen Fachwerkbauten aus derzeit
zwischen etwa 1660 (z. B. Nr. 8) und 1820
(z. B. Nr. 27) zusammen. Aus der Verlänge-
rung der Jüdenstraße nach Süden und der
Kurzen GeismarStraße nach Norden im spä-
teren 18. Jh. erfolgte eine städtebauliche
Betonung der Häuser Nr. 30 und Nr. 13.
Zwischen dem älteren Fachwerk finden sich
einige kaum veränderte Ersatzbauten aus
den Jahrzehnten von ca. 1875 (Nr. 17) bis
1910 (Nr. 12), die sich durch Material (Natur-
steinfassade, Klinkerfassade) und Trauf-
höhe absetzen. Die Eingangssituation vom
Markt, wo auf der Nordseite das Kaufgilden-

Rote Straße 41, Eckbau Mauerstraße
und Rote Straße


Barfüßerstraße (12), 13 ff


haus stand, ist durch Neubauten zerstört
(s. o. Markt).
Die dritte vom Markt in Ostrichtung aus-
gehende Sraße ist die heutige Barfüßer-
straße, die zunächst vor allem den Zuweg
zum 1268 gegründeten Franziskanerkloster
bildete und erst allmählich Bebauung
erhielt.
Das Kloster nahm einen beträchtlichen Teil
des Gebietes zwischen der Barfüßer- und
südlichen Parallelstraße (Rote Straße) ein;
es wurde 1534 geschlossen. Reste der
Anlage mögen noch in den Kellern derheute
benachbarten Grundstücke verborgen sein
(z. B. Hinterhaus Rote Straße 7). Nördlich
davon lag das 1508 eingerichtete, nach der
Reformation geschlossene Annenkloster
(Grundstück der Aula, Wilhelmsplatz 1).
Im 18 Jh. entwickelte sich auf diesem
Gelände durch die Unterbringung verschie-
dener städtischer Einrichtungen in den ver-
bliebenen Bauwerken (Brauhaus, Münze,
Stadtwache, Zeughaus in der Franziskaner-
kirche und Stadtwaage in der Annenkapelle)
der „Neue Markt”. Die Südseite bildete seit

Rote Straße 16, 15 ff


Rote Straße 14, 1606, Detail


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