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größert. Heute noch lassen sich in den Wall-
durchgängen und einer Mauer Reste der
alten Befestigung entdecken. Der Bach und
der Teich sind Überbleibsel des ehemaligen
Grabens, der nach langwierigen Arbeiten
Ende des 18. Jh. trockengelegt war. Beson-
ders reizvoll bietet sich dieser Teil des Gar-
tens mit seiner künstlich angelegten Hügel-
landschaft (Alpinium), dem Feuchtgebiet
und der entsprechenden Bepflanzung dar.
Auf dem Gelände stehen das Pflanzenphy-
siologische Institut von 1879 (Nikolausber-
ger Weg 18, Arch.: Kortüm), das Direktoren-
wohnhaus (Wilhelm-Weber-Straße 2, erbaut
1902) und einige Nachkriegsbauten. Den
Botanischen Garten umgeben am Abschnitt
Nikolausberger Weg/Wilhelm-Weber-Stra-
ße Gitter, am östlichen Teil der Unteren Kar-
spüle und am Nikolausberger Weg bis Nr. 18
mannshohe Kalkbruchsteinmauern, die
zusammen mit der begrünten Silhouette des
Walles die angrenzenden Straßen prägen.
Ist der heutige Botanische Garten auch ein
Werk des 19. Jh. undfehlt das Wohnhaus von
Hallers, so ist sein Einfluß doch in einem
anderen Gebäude an der Unteren Karspüle

präsent: 1752/53 errichtete Johann Michael
Müller auf Wunsch des reformierten Chri-
sten von Haller die Reformierte Kirche
(Untere Karspüle 11), einen verputzen Saal
mit Sandsteingliederung - neben der stark
veränderten katholischen Michaeliskirche
(s. u. Kurze Straße) der einzige spätbarocke
Kirchenbau der Innenstadt.
Auf der gegenüberliegenden Straßenseite
steht eine eindrucksvolle Gruppe einheitli-
cher Fachwerkhäuser aus der Zeit kurz vor
1800 (Weender Straße 84, Untere Kar-
spüle 3-9).
Einen Eindruck des ehemals fast ländlichen
Charakters der Unteren Karspüle geben eine
Hofanlage (Nr. 14, erbaut zu Anfang des
19. Jh.) und eine Weinkellerei (Obere Kar-
spüle 42, erbaut 1835) an der Einmündung
der Oberen Karspüle am Fuß des Walles. Die
im mittleren 19. Jh. anschließende Villenbe-
bauung auf der Südseite verdrängten in
jüngster Zeit mehrgeschossige Mietwohn-
häuser.

Untere Karspüle, reformierte Kirche, Architekt J. M. Müller, 1752/53


„NIKOLA IVIERTEL”
Der Erfolg des Handelplatzes rief um 1200
Siedler herbet, die ein neues Viertel zwi-
schen dem Reins- und Sölenbornsgraben
südlich der Groner Straße an zwei nach
Süden führenden schmalen Straßen anleg-
ten. Wer diese Neusiedler waren, ob - wie
eine Überlieferung sagt -flämischeTuchma-
cher odervielleicht - wie der Kirchenheilige
Nikolaus (u. a. Heiliger der Kaufleute) ver-
muten läßt - eher Händler, ist zur Zeit noch
unklar. Jedenfalls bauten sie ihre Nikolai-
kirche vor 1256 auf einem von beiden Stra-
ßen zugänglichen freien Platz mitten im
Areal. An dem Kirchhof standen das Pfarr-
haus (ehemals auf dem Grundstück Nikolai-
straße 13/14 und später die Schule (Nikolai-
kirchhof 4).
NIKOLAIKIRCHE UND NIKOLAIKIRCHHOF
Die heutige aus Sandsteinquadern errich-
tete dreischiffige gotische Hallenkirche
wurde etwa 1330 begonnen und 1351 vollen-
det. Drei Joche mit Kreuzrippengewölben
bilden das Schiff vor dem ein Joch tiefen,
ebenfalls gewölbten Chor mit fünfseitigem

Weender Straße 84, Untere Karspüle 9, 8 ff


Untere Karspüle 3, 4 ff


Nikolaistr. 29, 1862


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